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Alle meine Schaefchen

Alle meine Schaefchen

Titel: Alle meine Schaefchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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winziges Körnchen Wahrheit. Einmal hatte ich eine alte, ausrangierte Smokingjacke unter die Ölhaut gezogen, weil alles andere quietschnaß geworden war.
    »Na ja«, sagte Stan nachdenklich und merkte sich genau die Einzelheiten für spätere Verwendung bei passender Gelegenheiten. »Sollt’ mich nicht wundern, wenn er bei euch demnächst noch Gamaschen trägt.«
    Eilig zog ich Shirley davon, bevor sie noch mehr zusammenfaseln konnte.
     
    Die Auktion der Fleischrinder fand in einem betonierten Amphitheater mit Sitzreihen statt, von denen aus man den Verkaufsring überschauen konnte und dem Pult des Auktionators genau gegenüber saß. Die Fleischrinder wurden hereingebracht, wobei sie über eine Waage laufen mußten, die ihr Gewicht auf einem großen Zifferblatt anzeigte, das interessierte Käufer genau verfolgen konnten. Zusätzlich wurde das Gewicht laut ausgerufen und mit Kreide auf einer Tafel festgehalten.
    Meistens standen die Käufer ganz in der Nähe des Auktionators, wenn das entsprechende Vieh angeboten wurde, bereit >jo< oder >nee< zu sagen, bevor der Hammer als Abschluß des Kaufs niedersauste. Als seine Stierkälber an die Reihe kommen sollten, verließ uns Aaron und begab sich in die Nähe des Pults.
    »Ich drück’ dir die Daumen«, sagte Ria zu ihm.
    Shirley tat das gleiche.
    Aarons Rinder hatten rotbraunes Fell, einen flachen Rücken und standen gut im Fleisch. Die Schlachter in ihren weißen Kitteln waren offensichtlich beeindruckt. Die drei wurden zwischen zweiundzwanzig und dreiundzwanzig Pfund pro Zentner verkauft, so daß — bei einem Gewicht von zweimal zehneinhalb und einmal elf Zentnern — ihm die drei Rinder im ganzen siebenhundertdreißig Pfund einbrachten. Das war wirklich sehr erfreulich.
    »Bisher haben wir die Kälber immer nur anzahlmäßig verkauft, aber diese drei hier haben wir gesondert als Fleischrinder großgezogen«, erklärte ein sehr glücklicher Aaron, als er sich wieder zu uns gesellte.
    Seine Frau war in der Stimmung, den Anlaß als Grund zum Feiern zu nehmen. Sie stammte aus dem Snowdonia-Gebiet in Nord-Wales und war mit einem ansteckenden Waliser Humor gesegnet.
    »Jack und ich wollen im >Bridge< Mittagessen«, sagte Shirley zu ihr. »Wir möchten euch gern dazu als unsere Gäste einladen.«
    Sie sagte das mit einem schnellen, bösen Blick in meine Richtung.
    »Ihr seid herzlich willkommen«, sagte ich, nachdem ich kurz geschluckt hatte.
    Sollte die Bank doch zur Hölle gehen!
    Aaron hielt uns seine Hände in einer Geste entgegen, die keine Ablehnung duldete.
    »Ihr müßt beide mit uns kommen, weil wir Grund zum Feiern haben. Heute ist nämlich unser fünfundreißigster Hochzeitstag!«
    Das war also das Geheimnis gewesen, das die beiden hüteten.
    Schließlich gingen wir in ein chinesisches Restaurant, weil Ria mal >etwas anderes, etwas, woran man sich erinnern<, erleben wollte. Das Essen war ausgezeichnet, und der glückliche Ehemann reicherte seine orientalischen Köstlichkeiten mit riesigen Portionen Chips an, die ein Ober mit gelblicher Hautfarbe und einem Akzent aus Birmingham servierte. Doch sein Akzent führte unseren Gastgeber nicht an der Nase herum.
    »Die werden über Liverpool hereingeschmuggelt«, erklärte er.
    Diese Information machte mich neugierig. »Woher weißt du das?«
    »Jemand hat’s mir in einer Gastwirtschaft erzählt. Der hatte sie auf den Docks gesehen. Hunderte. Alles kleine gelbe Männer.«
    Während ich das verdaute, zusammen mit dem süßsauren Schweinefleisch, erzählte Ria Erinnerungen. »Wißt ihr, immer wenn Aaron zu mir kam, um mir den Hof zu machen, wurde er von meinen Brüdern verprügelt.«
    »Die machten mich weich für den letzten tötenden Schlag«, erklärte er und hielt einen Moment seine volle Gabel hoch.
    »Mein Vater sagte zu mir, >Ria, falls du diesen Mann heiraten willst, tu es bald, bevor deine Brüder ihn um-bringen<.«
    »Na, na«, protestierte Aaron, manchmal hab’ auch ich Prügel ausgeteilt und gewonnen, stimmt’s?«
    »So hab’ ich ihn also geheiratet.«
    »Und seitdem hab’ ich jeden Kampf verloren«, sagte der dicke Mann.
    »Nicht jeden, mein Junge«, sagte Ria zu ihm mit kokettem Blick. »Hin und wieder hab’ ich mir Mühe gegeben zu verlieren.«
    Es war ein glücklicher Anlaß, und auf der Heimfahrt fragte ich Shirley: »Nun, fandest du nicht auch unser Ausgehen gelungen, und sind die beiden nicht interessante Menschen?«
    Sie konnte dem nicht widersprechen. »Ria ist eine sehr glückliche Frau«,

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