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Alle meine Schaefchen

Alle meine Schaefchen

Titel: Alle meine Schaefchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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würde kein Pferd es wagen, sie zu überholen.
    Im großen und ganzen war dieser Abend für Shirley äußerst zufriedenstellend gewesen. Etwas, an das sie sich — und mich — wieder und wieder erinnern würde...
    »Du Ärmster«, sagte sie mit geheucheltem Mitleid zu mir, als wir aufbrachen. »Der große Spieler Holgate, der Meister aller Kartenmischer, geht leer aus.«
    »Hatte eben schlechte Karten«, erklärte ich. »Übrigens, was willst du jetzt mit der mickrigen Ente machen?«
    »Nichts«, sagte sie ausweichend. »Alles ist bereits arrangiert.«
    Genauso war es! Ruth kam mit einem der beiden ofenfertigen Hühner auf uns zu.
    »Hier ist es. Die anderen waren froh, tauschen zu können.«
    Aaron und Ria verabschiedeten uns. »Paß auf, wenn du über das Gemeindeland fährst«, warnte mich der dicke Mann. »Es kann nachts sehr trügerisch sein. Wir treffen uns, wenn bei der >Schmiede< Markt gehalten wird — oder noch vorher.«
    Ich ließ die Kupplung langsam kommen und fuhr gemächlich an.
    »Was mein Blatt Karten betraf«, begann Shirley mit einem breiten katzenhaften Lächeln. »Willst du darüber wirklich Einzelheiten hören?«
    »Nein«, entgegnete ich und sah stur geradeaus auf die Straße. »Gib dir keine Mühe. Ich würd’s doch nicht glauben können.«
     

8.

Ein lammfrommer Liebhaber
     
    D er Monat März ging seinem Ende zu. Wie die Gänseblümchen auf den Weiden kamen die ersten Lämmer auf die Welt und Alfie Morris, der ausgerissene Galan, kehrte nach Hause zurück. Er hatte genau den richtigen Zeitpunkt erwischt, denn der Dorfklatsch war drauf und dran zu verebben.
    Howard überbrachte mir die Neuigkeit, als wir uns in der Caféteria am Markt begegneten. Gemeinsam mit einer Gruppe von Freunden saß er an einem Tisch und rückte mit seinem Stuhl etwas zur Seite, um für mich noch Platz zu machen.
    »Er ist also wieder da.«
    Ich hatte keine Ahnung, von wem die Rede war.
    »Der Liebhaber. Alfie Morris von Blacktree.«
    »Der mit Katie Pugh weggelaufen war?«
    »Er ist zurückgekommen.«
    Diese Nachricht war natürlich viel interessanter als der Preis für Schweinefleisch. Der mondgesichtige Henry Rawlin fragte: »Katie ist mit ihm gekommen?«
    »Nicht, daß ich wüßte«, erwiderte der kräftige Mann und schüttelte den Kopf. »Die Missus hat mir nichts über sie gesagt.«
    Der Tall Stan streckte seine langen Beine unter dem Tisch aus und fragte: »Was meinst du, warum er zurückgekommen ist? Haben die beiden sich gezankt?«
    Auch darüber konnte Howard keine Auskunft geben.
    »Schon möglich, daß die Scholle ihn zurückgeholt hat«, versuchte Henry Rawlins zögernd vorzubringen. »Sie kann das schaffen.«
    Ein grauhaariger Mann, er schien einer von Stans Freunden zu sein, pflichtete ihm bei. »Das stimmt. Bei einem Mann wie ihm, geboren und aufgewachsen auf einem Bauernhof, so wie sein Vater und Großvater vor ihm — das steckt in den Knochen. Die werd’n nie woanders glücklich.«
    Stan zeigte sich nicht davon überzeugt. »Und wie paßt das auf einen Mann, der seinen Hof verkauft und woanders hinzieht? Der rennt doch nicht dauernd zurück wie ein streunender Hund.«
    »Das ist was anderes«, protestierte Henry Rawlins. »Ich sprech’ von jemandem, der so was wie Alfie macht — einfach völlig weggeht vom Leben auf dem Land. Dann kann es ihn irgendwie wieder zurückholen.«
    »Wie ist das gewesen?«
    »Alfies Rückkehr? Letzten Sonntag morgen ist er einfach auf dem Hof wieder aufgetaucht. Sein Sohn, der junge Edward, kam gerade aus dem Haus und wollte mit der Arbeit beginnen. Da hat er ihn gefunden, wie er bereits damit angefangen hatte.«
    »Hat seine Frau ihn wieder aufgenommen?«
    »Ich weiß nicht. Man sagt, er wohnt im Haus seines Bruders.«
    Der grauhaarige Mann rührte einen Löffel voll Zucker in seinen starken, dunklen Tee.
    »Nun, wie’s auch immer sein mag, der junge Bursche war bestimmt froh, ihn wiederzusehen. Zumal die Zeit des Lammens gerade anfängt und überhaupt... Er ist ja noch nicht einmal siebzehn.«
    In der Tischrunde war allgemein zustimmendes Gemurmel zu vernehmen.
    In der Unterhaltung kam man jetzt auf dringendere Themen zu sprechen; Howard legte den Kopf etwas schief und fragte mich: »Worauf bist du aus?«
    »Eigentlich auf nichts Besonderes, wollt’ mich nur mal so umsehen.«
    »Willst du keine Kälber kaufen?«
    »Nein, wollt’ nur mal eine Pause beim Lammen einlegen; mal für ‘ne Stunde was anderes um die Ohren haben.«
    Keinem war dieser Wunsch

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