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Alle meine Schaefchen

Alle meine Schaefchen

Titel: Alle meine Schaefchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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wir die Unterhaltung weiterführten.
    Unsere Kinder hatten nichts Eiligeres zu tun, als die Neuigkeit von den Fröschen weiterzuerzählen. Das Ergebnis war, daß gegen Ende des Vormittags die Oberlehrerin der Dorfschule, die in hohem Maße respektierte Miss Rees, ganz gelassen in ihrem blitzblanken Morris Minor unseren Weg heruntergefahren kam, gefolgt von einem Volkswagenbus, der von einem etwas besorgt dreinschauenden Mann kutschiert wurde, in dem etwa ein Dutzend Kinder, unsere eigenen miteinbezogen, saßen.
    »Wir sind gekommen, um uns die Frösche anzusehen«, erklärte Miss Rees einer recht erstaunten Shirley, die gerade die Kälber fütterte. »Die Kinder behaupteten, es würde Ihnen nichts ausmachen.«
    »Nein, natürlich nicht. Sie finden sie dort drüben im Teich«, war alles, was Shirley als Antwort hervorbringen konnte.
    Unsere Besucherin lachte. »Wir werden Ihnen bestimmt nicht im Weg sein. Machen Sie einfach weiter mit der Arbeit. Wir werden mit dem Unterricht fortfahren.«
    »Ich mach’ uns einen Kaffee«, sagte Shirley. »Und wie steht’s mit den Kindern?«
    »Die brauchen nichts, die werden viel zu beschäftigt sein. Aber ein Kaffee für mich wäre wunderbar.«
    Und schon eilte die Oberlehrerin mit der Art und Autorität eines privilegierten Menschen davon, was ihr von Rechts wegen in der Gemeinde zustand, um ihre Schüler zur Ordnung zu rufen.
    »Nehmt Papier und Bleistift zur Hand. Wir werden einen Frosch fangen und ihn uns ganz genau ansehen. Anschließend könnt ihr euch hinsetzen und den Teich mit seinen Fröschen drin zeichnen.«
    Das war viel interessanter, als die Viehgehege mit Kreosot einzupinseln. John und ich nahmen an dem Unterricht teil, aber wir hielten uns brav im Hintergrund.
    »Das ist besser als die konservierten Frösche, die wir in unserer Schule hatten«, flüsterte der Achtzehnjährige.
    Es kam zu einer Art störenden Zwischenfalls, als sie einen Frosch zu fangen versuchten. Ein rothaariges Bürschchen, Denzil Davies, den wir später noch sehr gut kennenlernen sollten, schaffte es, während der aufregenden Jagd einen Fuß bis zu den Knöcheln in den Schlamm zu stecken. Schließlich holte Nick ein Fischernetz aus dem Kohleschuppen hervor und schöpfte die erforderliche Amphibie aus dem Wasser.
    »Das hier ist ein gemeiner Frosch«, tat die Lehrerin ihrer Klasse kund und hielt dabei den Frosch in ihrer Handfläche fest, indem sie den Daumen draufpreßte.
    »Kann man den essen?« kam die Frage prompt von Denzil Davies.
    »Nein, das ist eine andere Froschart.«
    »Unsere Gänse haben aber diese Frösche gegessen«, unterrichtete Nick den Fragesteller.
    »Haben die sie erst zerbissen oder im ganzen runtergeschluckt?«
    Mir wurde jetzt klar, warum die beiden Freunde waren.
    »Die haben sie lebend runtergewürgt.«
    Dann schilderte der Sechsjährige auf seine Art, wie eine Gans einen unwilligen Frosch verschluckt. Es konnte einem davon übel werden.
    »Danke, Nicholas«, sagte Miss Rees geduldig. Dann fuhr sie mit dem Unterricht fort und erklärte ihnen und uns, daß Frösche keinen Hals haben, so gut wie keine Rippen, keine sichtbaren Ohren, daß sie durch die Haut atmen und mit einer langen Zunge gesegnet sind, die sie herausschnellen lassen, um so Insekten zu fangen.
    Währenddessen saß der Gefangene rhythmisch nach Luft schnappend da. Er wurde herumgereicht, untersucht und dann wieder ins Wasser gesetzt, wo er sofort zu dem Baumstamm hinüber schwamm. Vielleicht war er bestrebt, zwischen sich und die Schüler so viel Raum wie irgend möglich zu legen.
    Shirley kam mit dem Kaffee. John und ich, der Fahrer in Hemdsärmeln, Billy Clee, ein etwa vierzigjähriger Mann mit leichter Stirnglatze, setzten uns gemeinsam mit den beiden Damen auf einige Strohballen, etwas abseits von den Kindern, die derart eifrig beim Zeichnen waren, als hinge ihr Leben davon ab.
    »Es tut mir leid, daß ich hier einfach so hereingebrochen bin, ohne Sie vorher zu warnen«, sagte Miss Rees, obgleich sie eigentlich gar nicht so aussah.
    Shirley versicherte ihr, daß es für uns eine Freude wäre, was stimmte.
    Bill Clee sagte: »Ich war bloß zur Schule gefahren, um dort Ware abzuliefern...« Die beiden Frauen lächelten ihn an.
    »Das war wirklich ein großes Glück, daß Billy gerade vorbeikam. Da hab’ ich mir gedacht, warum sollten wir nicht diesen wunderschönen Tag ausnutzen?«
    »Ja, warum auch nicht?« wiederholte Shirley.
    »Die Missus und ich haben in Coreton das Geschäft«, erklärte Billy.

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