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Alle meine Schaefchen

Alle meine Schaefchen

Titel: Alle meine Schaefchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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»Ich muß noch ‘ne Menge Waren ausfahren. Daher hoff’ ich, daß wir nicht mehr allzu lange bleiben. Sie erwartet mich schon zurück, die Frau.«
    »Das ist wirklich eine angenehme Abwechslung im Hinblick auf den Unterricht im Klassenzimmer«, gestand uns Miss Rees. »Daher packte ich die Gelegenheit beim Schopf und überredete Billy, den VW zu fahren. Aus diesem Grund konnte ich vorher auch nicht mehr anrufen, sonst hätte ich ihn verloren.«
    »Ich wurde einfach überrumpelt«, sagte der arme Mann hilflos. »Als sie mich fragte, ob ich den Bus für sie fahren würde, sagte ich ja. Ich war nämlich der Meinung, daß ich bloß ins Dorf oder so zu fahren brauchte, um was abzuholen, was nur ein paar Minuten dauern würde. Hatte doch keine Ahnung, daß ich wieder zur blöden Schule gehen müßte, um dort Dinge über Frösche zu lernen.«
    Es nützte Billy nichts, sich zu beschweren, denn niemand, der damit etwas zu tun hatte, schenkte ihm irgendwelche Aufmerksamkeit. Im ganzen blieben sie vierzig Minuten bei uns, bevor sich Miss Rees entschloß, wieder in das Klassenzimmer zurückzukehren. Sie war eine tüchtige Frau, die offensichtlich sogar Augen hinten im Kopf hatte.
    »Setz ihn wieder rein, Denzil«, befahl sie dem kleinen Rotschopf, ohne ihn vorher anzusehen.
    Man konnte ein leichtes Murren von den Jungen vernehmen, als der Frosch mit einem Plumps wieder ins Wasser sprang.
    Zwei Tongefäße wurden von Vicky und einem anderen Mädchen mit Froschlaich gefüllt; dann fuhren alle wieder davon, wobei der erleichterte Billy Clee durch das kleine Auto der Oberlehrerin in Zaum gehalten wurde, das lediglich wenig mehr als im Schrittempo fuhr. Nur zögernd machten John und ich uns wieder an die Arbeit der Streicherei mit Kreosot.
     
    Von dem Besuch erzählte ich einige Tage später Jonathon in der Gastwirtschaft.
    »Billy Clee war schon immer einer, der ständig quengelte«, sagte er. »Er hat Glück gehabt, daß Miss Rees ihm nicht mit dem Lineal eins auf die Finger gegeben hat.«
    »Warum hat sie nie geheiratet?« fragte ich. »Sie ist doch eine hübsche Person.«
    »Angebote hatte sie genug«, berichtete mir Matthew, der Bruder des alten Mannes. »Aber wahrscheinlich kam bei ihr die Schule immer an erster Stelle.«
    »Wußtet ihr, daß Frösche keinen Hals haben?« fragte ich das halbe Dutzend Männer, das anwesend war.
    Griff unterbrach seine Arbeit, er war gerade dabei, den rotgekachelten Fußboden aufzuwischen. »Keinen Hals, Jacky? Jeder hat ‘nen Hals, bestimmt, worauf soll denn sonst der Kopf sitzen?«
    »Miss Rees behauptete, sie hätten keinen Hals.«
    »Dann stimmt es wohl. Sie muß es ja wissen.«
    »Ganz klar!« pflichtete Matthew bei. »Habt ihr schon mal einen Frosch gesehen, der über seine Schulter gesehen hat?«
    Keiner der Anwesenden hatte das jemals beobachtet.
    Ich brachte Nicks Frage vor. »Ihr seid doch alle Männer vom Land, also beantwortet mir folgende Frage: Wie ist es möglich, daß die Frösche genau wissen, wann sie aus dem Winterschlaf aufwachen müssen und zum nächsten Teich hüpfen, um dort Hochzeit zu halten?«
    »Die wissen einfach, daß der Frühling anfängt.«
    »Aber wie? Sie haben weder Uhren noch Kalender.«
    Das setzte sie eine Weile in Verlegenheit, dann wagte Bill Martin vorzubringen: »Das muß an der Temperatur liegen. Es wird wärmer... das bringt uns wieder in Schwung. Ihnen wird es genauso gehen.«
    »Schön und gut, aber wie kommt es, daß sie es alle zur selben Zeit machen? Wieso tauchen alle an genau demselben Tag am Teich auf?«
    Für dieses Phänomen hatte niemand eine Erklärung.
    »Also wirklich, Jacky«, sagte Matthew lächelnd zu mir. »Du bist einer, der alles wissen will und uns alle durcheinanderbringt.«
    »Als ich noch ein Junge war, gab es viel mehr Frösche«, sagte Jonathon und stellte sein Glas ab. »Das Leben war damals noch gemütlicher, sie konnten Schritt halten.«
    »Du redest aber mal wieder dummes Zeug«, sagte sein Bruder zu ihm. »Aufgrund der Chemikalien sind es weniger geworden sowie wegen der besseren Abwässeranlagen. Ich kann mich erinnern, wie wir eines Abends als Jungen nach Hause kamen und entdeckten, daß in dem Teich auf unserer unteren Weide, die bis an den Fluß reicht, so viele Frösche saßen, daß es aussah, als wäre er mit Seerosen bedeckt. Nirgends gab es ein Loch von zehn Zentimetern Durchmesser auf der Wasseroberfläche zu sehen. Das ist tatsächlich so gewesen.«
    »Ich kann mich auch gut daran erinnern«, sagte Jonathon.

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