Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle meine Schaefchen

Alle meine Schaefchen

Titel: Alle meine Schaefchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
Vom Netzwerk:
sie sich erst genau an, bevor er mir antwortete.
    »Ein prächtiger Haufe. Wenn du mich fragst, würde ich die vier dort bei der >Schmiede<-Auktion anbieten: den Rotbraunen und die drei Schwarzweißen.«
    »Und dieser hier?«
    Ich zeigte auf den rabenschwarzen Taffy, Ferdinands Freund.
    »Der wird von den anderen völlig in den Schatten gestellt. Behalt ihn noch ‘ne Weile, sieh zu, daß er ein wenig mehr auf die Rippen bekommt. Behalt ihn für dich.«
    »Und diese da?«
    »Die Färse?«
    »Heißt Humpyback.«
    »Das gleiche wie mit Taffy, die braucht auch noch ‘n bißchen mehr Zeit. Falls du eines für den eigenen Gebrauch suchst, dann ist dies das richtige Tier. Den Schlachtern wird der Buckel nicht gefallen. Die könnten vielleicht meinen, es steckte was vom Kamel in ihr. Wie bist du überhaupt daran gekommen?«
    »Hab’ sie als Kalb gekauft.«
    Er grinste. »Dann hat man dich ganz schön übers Ohr gehauen.«
    »Was meinst du, wieviel werden die drei bringen?«
    Das war eine schwierige Frage, selbst für einen so erfahrenen Mann wie ihn.
    Er fuhr sich mit den Fingern durch das dichte Kraushaar.
    »Schwer zu sagen. Vor einer Woche lagen die Preise günstig in Knighton. Du wärst dumm, sie für weniger als, na, sag’n wir mal, hundertdreißig Pfund wegzugeben. Das sollten sie eigentlich einbringen.«
    Später gingen wir ins Haus, um gemeinsam eine Tasse Tee zu trinken; wir zogen unsere Gummistiefel bereits an der Tür aus und gingen auf Strümpfen in die Küche.
    »Wie geht’s Dilys?« fragte Shirley.
    Er schnippte mit den Fingern. »Beinahe hätt’ ich’s ganz vergessen! Falls du Küchenkräuter gebrauchen kannst: wir haben so viele im Garten, daß wir sie allein gar nicht verwenden können.«
    »Ich werde vorbeikommen und mir welche abholen«, sagte Shirley zu ihm. »Ist sie morgen früh zu Hause?«
    »Falls nicht, werde ich ihr sagen, daß sie dich anruft, sobald ich wieder zu Hause bin«, versprach er.
    »Wir haben uns gerade die Fleischrinder etwas näher angesehen«, berichtete ich ihr. »Howard ist der Meinung, daß die uns auf der >Schmiede<-Auktion etwa hundertdreißig Pfund einbringen sollten.«
    Sie rümpfte die Nase. »Den Kindern wird es sehr schwerfallen, sich von Ferdinand zu trennen.«
    Unser Besuch stellte seine Tasse ab. »Alle müssen einmal gehen — die einen früher, die anderen später.«
    In diesem Punkt war er nicht ganz ehrlich, denn auf seinem Hof gab es eine alte Milchkuh, die nicht mehr als eine Tasse voll Milch pro Tag produzierte und längst hätte abgeschafft werden müssen. Aber wenn man die Sprache darauf brachte, wich er mit der Antwort aus. Die Wahrheit allerdings bestand darin, daß er besonders an ihr hing, und man hatte ihn sogar dabei beobachtet, wie er sie hinter den Ohren gekrault hatte.
    »Sie frißt ja nicht mehr als ein paar Grashalme und ein Maul voll Heu«, pflegte er immer zu seiner Entschuldigung zu sagen. »Seit siebzehn Jahren ist sie schon bei mir. Sie kostete mich nur fünfundzwanzig Pfund damals, als die Zeiten noch schlechter waren. Aber es stimmt schon: irgendwann wird auch sie einmal fortgeschafft werden müssen...«
    Ich befürchtete, daß Shirley ihn je.tzt daran erinnern würde, aber sie sagte lediglich: »Ich glaube auch...«
    »Howard ist der Meinung, wir sollten Taffy noch behalten und ihn später als Mastvieh verkaufen, und die Färse vielleicht in die Tiefkühltruhe stecken.«
    »Ja, warum auch nicht?« fragte sie und schenkte Tee nach. »Das hört sich vernünftig an.«
    Ich war über die Reaktion von ihr sehr überrascht. Denn normalerweise konnte sie nicht so ohne weiteres das Unvermeidliche hinnehmen. Es entsprach einfach nicht ihrem Charakter, es sei denn, sie verfolgte eine bestimmte Absicht.
    Bevor er davon fuhr, ging ich mit ihm noch hinüber zu den Rindern, die in Gehegen waren. Es lohnte sich immer, Männer wie Howard einen Blick darauf werfen zu lassen, weil sie sofort jede Art von Fehler oder Mängel erspähten. Heute fand er alles in bester Ordnung.
    »Und wo steckt dein Sohn John?« fragte er.
    »Der spielt irgendwo hinter der Grenze Rugby.«
    »In Wales?«
    »In Brecon oder Radnor... oder vielleicht war’s auch in Welshpool.«
    Wir gingen zu seinem Auto. »Ein brauchbarer junger Mann ist aus ihm geworden.«
    Da Howard keinen Sohn hatte, war er immer sehr interessiert an Johns Entwicklung.
    Ich ließ ihn mit seinem Ford-Lieferwagen durch das Tor am Weg fahren, schloß es hinter ihm wieder und ging dann ins Haus zurück. Shirley

Weitere Kostenlose Bücher