Alle meine Schaefchen
»Manchmal ließen sich dann ein paar Fischreiher bei uns nieder, die sie fraßen. Aber das ist jetzt alles vorbei. Es gibt keine Reiher mehr und auch keine Frösche...«
»Die Zeiten ändern sich«, meinte Bill Martin und stand auf, um eine neue Runde zu holen. »Man sollte mehr nach vorn sehen und nicht dauernd in der Vergangenheit rumsuchen. Warum ladest du sie nicht zu dir ein, Jacky, damit sie sich die Frösche in deinem Teich ansehen können?«
Griff hob die Klappe an seinem Tresen an und füllte die Gläser hinter der Theke.
»Die verflixten Franzosen werden wieder an allem schuld sein; erst haben die unsere sämtlichen Pferde gegessen, und jetzt essen sie die Frösche...«
10.
Frühling, Auktionen und Ferdinand
A ußer der Ankunft von Lämmern und Fröschen gehörte zum Frühling auch die Wiedereröffnung der Auktion bei der >Schmiede<. Das war jener kleine Markt, der auf einem Hügel auf der anderen Straßenseite der Gastwirtschaft stattfand. Während der Wintermonate war er stets geschlossen, aber jetzt, da die ersten neuen Grasspitzen wieder hervorlugten, kamen die Männer aus den Tälern herbei, um sich nach Vieh umzusehen, das den Winter auf Höfen wie dem unsrigen verbracht hatte. Oder noch besser war es, wenn die Tiere von Anwesen stammten,’ die hoch oben am Berg lagen, der den Hintergrund unserer tagtäglichen Arbeit bildete, und die sie dann auf ihren eigenen fruchtbareren und fetteren Weiden mästen wollten.
Viele dieser kleinen lokalen Märkte waren abgeschafft worden, da sie dem Wettbewerb mit den Verkaufsmessen in den umliegenden Städten nicht mehr standhalten konnten. In längst vergangenen Jahren waren sie durch die Entfernungen dahin geschützt gewesen. Damals mußte das Vieh oft über fünfzehn Kilometer weit auf den Markt getrieben werden, jetzt lud man es einfach auf einen Laster, Anhänger oder Lieferwagen und fuhr es zum Zielort.
Unseren Freunden allerdings, und zwar besonders der älteren Generation bedeutete die >Schmiede< mehr als nur einen Umschlagplatz für An- und Verkauf von Vieh. Hier spiegelte sich das Leben der Umgebung wider, und es war für sie von großer Wichtigkeit, daß diese Einrichtung fortbestand und gut florierte. Besonders die erste Auktion des Jahres war bedeutungsvoll. Wenn es zu guten Verkaufsabschlüssen in bezug auf Menge und Qualität der angebotenen Tiere kam und auch die Preise in jeder Weise stimmten, dann konnte man sicher sein, daß die Käufer wiederkommen würden. Aus diesen Gründen gab man sich unglaubliche Mühe, um von allen Seiten Unterstützung zu erhalten.
»Ich bin ganz sicher, daß du was zum Verkauf anbieten willst, Jacky«, sagte Jonathon, als ich ihm auf unserem Weg begegnete.
Er zeigte sich hocherfreut, als ich ihm versicherte, daß wir etwas dergleichen hätten.
»Es wird bestimmt eine beachtliche Menge angeboten werden, wenn alle, die’s versprochen haben, sich daran halten«, erwiderte er.
Eigentlich waren wir nicht ganz ehrlich, wenn wir den alten Mann in dem Glauben ließen, unser Handeln sei ausschließlich von dem Wunsch geleitet, unsere kleine Auktion im Dorf am Leben zu erhalten. Unsere Entscheidung wurde in erster Linie durch die Rechnungen bestimmt, die zu uns von den Händlern für Viehfutter nach dem Winter hereingeflattert kamen. Trotzdem machte es uns Spaß, Jonathon glücklich zu wissen.
Unsere Freude daran wurde allerdings durch die Tatsache überschattet, daß zu den Tieren, die wir für die Auktion am Ohr gekennzeichnet hatten, auch Ferdinand gehörte, unser Jungstier mit dem rostroten Fell. Eine Menge Kühe waren gemolken und viele Kannen mit Milch gefüllt worden seit der Zeit, als Shirley um kranke Kälbchen weinte oder die ganze Familie in Halbtrauer fiel bei dem Tod eines Jungtiers. Aber dieses Stierkalb war für uns ein besonderer Liebling gewesen. Auch Ferdinand betrachtete uns immer noch als seine Freunde, obgleich er inzwischen zu einem schwerfälligen Stier herangewachsen war, der über sechseinhalb Zentner wog.
Ein paar Tage nach einer Unterhaltung oben am Milchstand an der Straße besuchte uns Howard, und wir gingen hinüber zu den Jungtieren. Wie immer vollführten sie den üblichen Kavallerieangriff und versuchten, sich gegenseitig wegzuschubsen, um die Köpfe in den leeren Eimer zu stecken, den ich in der Hand trug. Für sie bedeutete Eimer dasselbe wie Futter.
Ich schob sie beiseite und fragte meinen Begleiter: »Was hältst du von dieser Bande?«
Der muskulöse kleine Mann sah
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