Alle meine Schaefchen
einigen Tränen die braungelbe Katze hereingetragen. Sie machte sich sehr hübsch, zusammengerollt auf dem Teppich oder wenn sie sich vor dem Kamin wärmte.
Aber es gab noch ein Problemchen. Ihre Gepflogenheiten in bezug auf Sauberkeit waren unbeschreiblich nachlässig! Nie wußte sie den Unterschied zwischen Haus und Scheune zu schätzen und meinte, ein Sandkasten sei etwas, mit dem man herrlich spielen konnte und dessen Inhalt dazu bestimmt war, überall herumgestreut zu werden... Aber zum Benutzen? Nein, danke, der Teppich genügte ihr vollauf.
Von manchen Leuten wurde diese Eigenschaft zwar als lustig angesehen, aber es stellte sich heraus, daß Shirleys Sinn für Humor hier versagte. Der Gipfel wurde erreicht, als es die Möbel mitbetraf. »Ich meine... unser Sofa!« rief sie entsetzt aus. »Nein, raus mit ihr!«
Das Problem mit Snowball, dem kleinen schwarzweißen Wuschel, lag darin, daß sie einfach zu streitsüchtig war. Sie raufte sich mit allen Hunden! Sie hatte irgend etwas gegen Spot, unseren Schäferhund, eine freundliche Natur, die normalerweise draußen neben der Küchentür am Kirschbaum angebunden war. Die kampflustige kleine Katze stürzte sich ständig auf das arme Tier, um es zu verprügeln.
John war es, dem auf fiel, daß mit dem einen Auge des Hundes etwas nicht in Ordnung war, und er machte den Tierarzt anläßlich eines Besuches bei uns darauf aufmerksam. Der fragte sofort, ob wir junge Katzen auf dem Hof hätten. John holte Snowball herbei, die diensteifrig den Schäferhund anfauchte.
»Sie muß es gewesen sein, die den Hund mit ihren Krallen am Auge verletzt hat«, sagte der Tierarzt. »Das ist nichts Ungewöhnliches, und meistens sind junge Katzen die Täter.« <
Er gab uns Augentropfen und versicherte uns, daß es höchst unwahrscheinlich wäre, daß ein Schaden zurückbliebe.
Doch Snowball hatte noch einen weiteren Charakterfehler: nur wenn sie in der Stimmung war, konnte man mit ihr schmusen. Als daher eines Tages Shirleys Freundin Ruth das schlafende Katzenkind in den Arm nehmen wollte, wurde sie erheblich zerkratzt. Eine derart ungesellige Katze konnte man nicht in einem zivilisierten Haushalt gebrauchen.
»Das ist nicht mehr lustig«, fuhr Shirley John und mich an, als sie die kleine Katze an uns vorbei hinüber zur Scheune trug.
Schließlich blieb uns nichts anderes übrig, als es einmal mit dem kleinen schwarzen Kater zu versuchen. Es stellte sich heraus, daß er die Geduld in Person war und es ihm auch nichts ausmachte, vom Frühstück bis zum Abendessen beschmust zu werden. Außerdem hatte er peinlich saubere Angewohnheiten, was die Toilette betraf, und obendrein sah er auch noch hübsch auf dem Teppich aus. Bis heute hält er — Smokey — noch immer den Job.
Eine der beiden Kätzinnen wurde die Herrin einer nachbarlichen Scheune, und die Schwarzweiße verließ unseren Hof eingekuschelt im Arm eines arglosen kleinen Mädchens auf dem Hintersitz des mütterlichen Autos.
John und ich warteten voller Sorge darauf, daß sie sich als Menschenfresser oder noch Schlimmeres entpuppen würden. Aber nichts dergleichen geschah: sie lebten sich in ihrer neuen Umgebung sehr gut ein, entwickelten sich zu guten Jägern und verdienten sich ihre Milchration. Aber keine von beiden wollte gern lange im Haus bleiben. Vielleicht hatten sie ihre Vorliebe, draußen zu leben, von ihrem wilden Vater geerbt.
13.
Geschichten um zwei Ponys
T ierlieblinge bedeuten nicht immer nur die reine Freude. Als Splash, das kleine welsche Bergpony, das Vickys Schulfreundin Mandy gehörte, krank wurde, kehrte unsere Tochter mit gebrochenem Herzen von der Schule heim. Da sie selbst kein eigenes Pony besaß, nahm sie begierig an allem Anteil, was das Mädchen von Splashs Freuden und Kümmernissen berichtete, und manchmal half sie auch bei den Pflichten, die sich bei der Pflege ergaben.
Der Tierarzt war der Meinung, daß das Tier Gift gefressen hatte, und sah kaum eine Chance für das Pony zu überleben.
»Sei unbesorgt, vielleicht finden sie doch eine Medizin dagegen«, sagte Shirley, um sie zu trösten. »Es gibt heutzutage hervorragende Medikamente.«
Doch John sah die Sache pessimistischer. »Wieso kommen sie darauf, daß es Gift sein könnte?«
»Auf ihrem Hof hat ein Mann es gegen die Ratten gestreut, und jetzt vermuten sie, daß Splash davon gefressen hat.«
Wenn das die Wahrheit war, so konnte man das Pony tatsächlich nicht retten.
John und ich beschlossen, mit unserer Arbeit
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