Alle meine Schaefchen
Nacht.«
Wie auf ein Stichwort tauchte Nick plötzlich auf, knipste unser Licht an und blinzelte wie eine Nachteule bei Tageslicht. »Ich kann nicht schlafen, da is’n Eisenbahnzug oder so was draußen vor meinem Fenster.«
Was für eine Familie! Seufzend kletterte ich aus dem Bett, stolperte die Treppe hinunter, zog Gummistiefel und Regenmantel an und ging nach draußen. Das Wetter war noch schlimmer, als es sich vorher angehört hatte.
Ich erspähte die Tonne, warf sie in den Lagerraum für Futter, verriegelte die Tür und rannte schleunigst ins Haus zurück. Mein Haar war klitschnaß, die Pyjamabeine konnte man auswringen. Mit einem Handtuch trocknete ich mich im Badezimmer ab, fand einen trockenen Schlafanzug und kehrte ins Schlafzimmer zurück.
Nick lag friedlich schlafend in meinem Bett. Shirley legte einen Zeigefinger auf die Lippen, um mich zum Schweigen aufzufordern.
»Nimm deine Sachen und den Wecker, und schlaf in seinem Bett«, flüsterte sie.
Ich hatte keine andere Wahl, als das zu tun, was sie mir sagte.
Als ich am nächsten Morgen ins Freie trat, war ich darauf vorbereitet, die Arche Noah unseren Weg herunterschwimmen zu sehen. Doch obgleich noch alles von dem Platzregen durchtränkt war, hatte das Wetter umgeschlagen. Ein strahlender, klarer Tag kündigte sich an, hohe leichte Federwolken zogen am Himmel dahin, und das Verheißen freundlicherer Aussichten lag in der Luft.
Ein Fasanenhahn stand mit seinen beiden Hennen als durchnäßtes elendes Häufchen in der Nähe des Tors und beobachtete, wie ich vorbeifuhr, als ich die Milch oben zum Abholen an den Weg brachte. Auf einem undichten Baum hatten sie wahrscheinlich geschlafen und waren jetzt völlig verfroren, so daß sie die Sonnenstrahlen zum Aufwärmen brauchten. Ob Pflanze oder Tier, mit allen Dingen war es das gleiche. Die grüne Pflanzenwelt war von dem Sturm flachgedrückt worden. In den Gräben floß rauschend das Wasser. Alles schien zu triefen.
Als ich zurückkehrte, standen die Fasanen noch immer am selben Fleck. Mit dem Traktor jagte ich ein wenig hinter ihnen her, so daß sie die Wegböschung entlangliefen, bis sie einen Durchschlupf in der Hecke fanden und sich in Sicherheit brachten. Die Bewegung hatte bestimmt ihrem Blutkreislauf gut getan, und in jedem Fall hatte sie mir Spaß gemacht.
Normalerweise parkte ich dann den Traktor und ging unverzüglich ins Haus, aber heute hatte ich irgendwoher die Eingebung, kurz die Viehgehege zu überprüfen. Glücklicherweise! In einem der Schweineställe war ein Abfluß verstopft, und zwei der Säue standen in etwa zehn Zentimeter tiefem kaltem Wasser — zum Glück hatten sie keine Ferkel.
John kam herbei, um nachzusehen, was mich noch aufhielt. So trieben wir gemeinsam die Schweine in den eingezäunten Vorhof und machten uns daran, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. Dung und ähnliche Materie hatten das Abflußrohr am unteren Ende verstopft; das dadurch aufgestaute Wasser war durch die Siele wieder in den Stall zurückgeflossen. Um den Abfluß wieder freizumachen, mußten wir außer Stangen auch unsere Hände zur Hilfe nehmen, aber seit meiner Umsiedlung aus London hatte ich mich längst daran gewöhnt, normalerweise unaussprechliche Dinge in die Hand zu nehmen. Sobald die Blockade behoben war, lief das Wasser schnell wieder ab. Aber die Streu war natürlich auch durchnäßt, so daß wir sie ausmisteten, den Lagerplatz der Schweine mit einem harten Besen sauberfegten, die Schnur von einem Strohballen lösten und das Stroh hineinwarfen. Wir überließen es den Schweinen, es im Stall zu verteilen. Mit Freude tun sie das, und voller Eifer machten sie sich begeistert grunzend an die Arbeit.
Als ich in die Küche trat, zeigte Shirley vorwurfsvoll mit dem Finger auf mich. »Du hast vergessen, den Müll mitzunehmen, als du die Milch zum Weg hochfuhrst.«
Jeden Mittwoch kam der Müllwagen der Gemeinde bei uns vorbei und holte unseren Beitrag oben am Weg ab.
John bot sich als Retter an, warf die mit Abfällen gefüllten alten Futtersäcke hinten in die Kiste zum Beladen auf dem Traktor und fuhr zu dem lebenswichtigen Rendezvous.
»Es wird ein Riesenberg, wenn wir eine Woche damit warten«, meinte Shirley. »Übrigens riecht er jetzt schon.«
»Das bin wahrscheinlich ich und nicht der Müll«, erklärte ich. »In einem der Schweineställe war ein Abflußrohr verstopft. Deswegen komme ich auch so spät zum Frühstück.«
Entsetzt trat sie einen Schritt zurück. »Es gibt kein
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