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Alle meine Schaefchen

Alle meine Schaefchen

Titel: Alle meine Schaefchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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Staub zu machen.«
    Shirleys Lächeln war eitel Wonne, Sonnenschein. »Gewitter? Bei uns? Was kann ich für dich bestellen?«
    Er wählte Lammbraten.
     
    Die anderen Waisentiere von Egerton kamen herbeigerannt, als Shirley aus dem Auto kletterte. Ein Lammböckchen namens Freddy saugte an ihrem Rocksaum, und der Rest von ihnen sprang aufgeregt um sie herum, als hätte er Sprungfedern unter den Hufen.
    »Seht, was Mami für euch gekauft hat«, sagte ich und hob die Neuankömmlinge aus dem Auto.
    Die bereits ansässigen Fünf waren schlicht und einfach entsetzt. Freddy senkte den Kopf, stieß zu und streckte die beiden Kleinsten auf den wackligen Beinen sofort zu Boden.
    »Was soll das! Du böser Bursche!« beschimpfte ihn Shirley.
    »Sieht so aus, als paßten sie ihm nicht recht«, sagte ich und stellte die beiden wieder auf die Beine, die sich leicht krümmten.
    »Bring sie hier herein«, sagte Shirley und öffnete die Tür zu einem Gehege. »Sie brauchen lediglich was zu trinken.«
    Damit hatte sie nicht ganz unrecht, denn man konnte beobachten, wie gleichzeitig mit der Ersatz-Schafmilch, die sie aus einer Weinflasche mit einem Sauger dran schlürften, auch die Kraft wieder in ihre Körperchen zurückkehrte.
    Vor dem Schlafengehen holte Shirley das Trio in die Küche und setzte es in einen großen Pappkarton. In der Nacht hörte ich, wie sie leise aufstand und hinunterging, um die Kleinen zu füttern.
    »Noch sind sie am Leben«, sagte sie, als sie wieder ins Bett zurückkroch und sich auf meine Kosten aufwärmte.
    Am andern Morgen tauchte Ruth sehr früh bei uns auf. Sie war neugierig, alles zu sehen und zu erfahren.
    »Die könnten vielleicht zehn Pfund oder noch mehr als Mastlämmer im August einbringen«, sagte sie voller Begeisterung. »Wie denkst du darüber, Jack?«
    »Schon möglich, wenn sie diese Woche überhaupt überleben.«
    »Ph«, machte sie und ließ sich nicht irreführen. »Du weißt sehr wohl, daß sie durchkommen werden.«
    Als ich den beiden Damen zuhörte, wie sie die Schachtel voller Gerümpel durchstöberten, war ich darauf gefaßt, daß sie daraus plötzlich Aladins Wunderlampe hervorholten.
    »Also, ich komm’ genau auf zwölf Pfund, wenn man all das zu dem Preis verkaufen kann, den wir ausgerechnet haben«, sagte Ruth, nachdem sie eine längere Zahlenreihe zusammengerechnet hatte. »Davon sind acht Pfund für dich und vier Pfund für den Club.«
    »Das scheint mir ein riesiger Gewinnprofit für den Club zu sein«, giftete ich, um die Harmonie zu stören.
    »Das ist absolut in Ordnung«, versicherte Shirley hastig ihrer Freundin. »Er versucht nur, uns zu ärgern.«
    Am nächsten Freitag rief Ruth an und überbrachte die Neuigkeiten. Irgendein Idiot hatte zehn Pfund für die alte Wäschemangel bezahlt — offensichtlich konnte man sie für die Schaufensterdekoration in einem Geschäft mit künstlerischem Einschlag verwenden. Und das Geschirr hatte tatsächlich acht Pfund gebracht, so daß sich das Ganze auf achtzehn Pfund belief, wovon der Club sechs behielt.
    Quer über den Viehhof, wo John und ich versuchten, aus alten Verpackungskisten Gehegetore zu zimmern, kam Shirley gelaufen.
    »Noch einige solcher Tage wie heute — und wir könnten reich werden«, sagte sie provokativ. »Und vergiß nicht: den drei Lämmern geht es ausgezeichnet.«
    »Vielleicht solltest du dein Unternehmen vergrößern, es eventuell mit Öl und Tankern versuchen...«
    »Shirley Onassis«, sagte sie und sprach den Namen genüßlich aus. »Hört sich gut an, findet ihr nicht?«
    Konzentriert beugte ich mich über meine Arbeit und gab keine Antwort.
     

19.

Es liegt was in der Luft
     
    D ie Nacht war fürchterlich. Wie Geschosse prasselten die Regentropfen gegen die Fensterscheiben, und im Garten wurde die große Esche vom Sturm gepeitscht und hin und her geschlagen, daß sie wirkte wie ein lebendes Wesen.
    Wenn meine Glücksfee besser auf dem Posten gewesen wäre, hätte ich das alles im Schlaf nicht mitbekommen, aber Shirley rüttelte mich wach und fragte: »Was ist das?«
    »Was?«
    »Das Geräusch. Es kommt vom Viehhof.«
    Sie hatte recht: eine leere Öltonne, die etwa hundertdreißig Liter fassen konnte, wurde vom Wind auf dem Betonboden hin und her gerollt.
    »Nichts Beunruhigendes. Bloß die alte Abfalltonne«, beruhigte ich sie. »Schlaf weiter.«
    »Bei dem Getöse?«
    »Gut, wenn’s dich so aufregt, dann geh runter und stell die Tonne irgendwo in den Schuppen«, empfahl ich ihr sehr galant. »Gute

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