Alle meine Schaefchen
Frühstück, solange du nicht sauber und hygienisch rein bist.«
Im Bad schrubbte ich mich ab, wechselte die Kleider und ging anschließend wieder runter in die Küche. Sie stand am Herd und briet Eier.
»Jetzt besser?« fragte ich und zeigte meine Hände vor.
Sie waren wirklich nicht gerade ansehnlich. Jedes Klavier, das ein wenig auf sich hielt, wäre vor ihnen davongelaufen.
»Bist du sicher, daß die dir gehören?« fragte sie.
Als ich die zweite Tasse Tee trank, brach die Sonne durch die Wolken und begann, die Landschaftsszene draußen zu verwandeln. In Kürze würde der Erdboden anfangen zu dampfen, und alle, Menschen wie Tiere, würden das Leben heiterer und freundlicher betrachten.
Shirley saß mir gegenüber und fragte: »Was willst du heute machen?«
»Mit der Drecksarbeit fortfahren«, antwortete ich. »Wenn alles gutgeht, wirst du mich beim Mittagessen noch liebreizender finden als ich es sonst schon bin. John ist gerade dabei, die Schafe im Hof zusammenzutreiben. Wir wollen ihnen das Wurmmittel verpassen und die Kotwolle etwas abschneiden.«
»Kotwolle?«
»Der Juni steht vor der Tür, und das bedeutet Schafschur. Dafür wollen wir sie schon ein wenig zurechtmachen. Du weißt doch, daß Schafe durch Würmer oder Durchfall verdreckte Hintern bekommen und die dadurch verklebte Wolle weggeschnitten werden muß?«
Sie nickte zustimmend.
»Und das nennt man Kotwolle.«
»Danke für die ausführliche Erklärung«, erwiderte sie. »Wenn unsere Freunde aus London das nächste Mal hier zu Besuch sind, könnte man glatt ein Konversationsthema daraus machen.«
»Wäre überhaupt ein hübsches Thema für einen Kaffeeklatsch.«
»Das Mittagessen steht um ein Uhr dreißig auf dem Tisch«, sagte sie mit Bestimmtheit und beendete damit die Unterhaltung. »Bemüh dich, bitte, sauber zu erscheinen.«
Das Thema Würmer gehört zwar nicht zu den angenehmsten, aber es ist in der Tat wichtig in der Landwirtschaft, und Würmer kommen häufig bei Schafen vor. Unser Freund Jonathon, der eine Kapazität in bezug auf Schafe war, wurde niemals müde, uns zu sagen: »Der schlimmste Feind eines Schafs ist ein anderes Schaf.«
Er hatte recht. Mit diesem Parasit steckte ein Tier das andere an. Die Larven wurden beim Grasen gefressen. Im Magen des Tieres wurden die Larven zu Würmern, lebten dort und legten ihre Eier ab, die mit dem Kot wieder ausgeschieden wurden. Ein einziger Wurm — so unterrichtete uns das Handbuch — legte Tausende von Eiern, die sich wiederum zu Larven verpuppten, um von einem anderen Schaf mit dem Gras einverleibt zu werden. Es war ein Teufelskreis.
Die Schafe, etwa hundertdreißig Muttertiere mit ihren Lämmern, wurden von John und Spot, dem Schäferhund, in die untere Hälfte des Viehhofs für den Zusammentrieb gebracht. Eng aneinandergepreßt standen sie hinter dem großen Schwingtor, das an einen der metallenen Tragebalken angehängt worden war, die das Dach stützten. Mit lauten Bäh-Rufen taten sie ihren Protest kund. Mit einem elektrischen Schurmesser würde diese Arbeit zwar bedeutend leichter sein, aber wir mußten uns mit mechanischen Schurmessern begnügen, was sich in den Unterarmen bald schmerzlich bemerkbar machte. Allerdings hatten wir uns fürs Desinfizieren eine Art Pistole besorgt, die groß genug war, um mit einer Füllung des Medikaments etwa zwölf Schafe zu behandeln.
»Ihre Vliese sind zwar etwas feucht, aber es besteht kein Grund, die Operation zu verschieben«, sagte John.
Ich zog Überhosen aus Kunststoff an: »Also los, fangen wir an.«
Als erstes Schaf erwischten wir eins der Rasse Welsh Halfbred. Ich wuchtete es in eine sitzende Position. John steckte ihm das vordere Ende der Pistole ins Maul und spritzte das Medikament in den Schlund. Obgleich wir keine verkotete Wolle abzuschneiden hatten, mußten wir mit einem scharfen Taschenmesser die Hufe beschneiden, da diese gewuchert hatten. Nachdem wir dem Tier noch einen roten Farbklecks auf die Stirn verabreicht hatten zum Zeichen, daß es behandelt worden war, ließen wir es wieder laufen. Mit beleidigter Miene zog es ab.
Wir mußten zwar in vielen Fällen das mechanische Schurmesser ansetzen, aber im großen und ganzen sahen die Fälle nicht schlimm aus.
»Es ist besser, die Behandlung jetzt durchzuführen, bevor die Fliegen die Würmer entdecken«, sagte John, während er ein Schaf mit gesprenkeltem Gesicht in der Mangel hatte, das ich festhielt.
Nichts lieben die dicken, blaugrünen Schmeißfliegen, die
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