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Alle meine Schaefchen

Alle meine Schaefchen

Titel: Alle meine Schaefchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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Situation besser untersuchen zu können.
    Wir schleppten die Strohballen herbei und taten, was er vorgeschlagen hatte.
    Die Sau roch an dem Stroh herum und fraß davon einige Bissen, aber sie hatte überhaupt nicht vor, irgend etwas anderes zu unternehmen. Tim wartete eine günstige Gelegenheit ab, dann griff er hastig nach unten, um zu versuchen, sie an einem Ohr heraufzuziehen. Die Sau aber fing voller Angst an zu quieken und verschwand wieder aus unserem Blickfeld.
    Die nächste halbe Stunde probierten wir diverse Varianten der Treppenidee aus, und weil wir als Lockmittel besonderes Schweinefutter in Körnerform benutzten, waren wir mehrmals kurz davor, erfolgreich zu sein. Aber eben nur kurz davor...
    »Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als von außen in den Tunnel einzubrechen, indem wir ein Loch in die Mauer des Schweinestalls .schlagen, dann kann sie oben rauskommen«, sagte Tim.
    Wir zogen unsere Krawatten aus, hängten die Anzugjacken an einen Nagel hinter die Tür und machten uns mit einem Vorschlaghammer sowie einer Brechstange ans Werk. Es verursachte einen Haufen Schmutz und Staub, bis ein ausreichend großes Loch rausgebrochen war, und dann mußten wir noch das stinkende Stroh ausmisten, damit das Schwein den für es geschaffenen Weg in die Freiheit sehen konnte.
    Wir wagten kaum zu atmen, als wir etwa zehn Minuten später die Sau dabei beobachteten, wie sie ins Freie kletterte. An den Ohren hatte sie mehrere Risse, und etliche Bißwunden waren an Hals und Schulter zu erkennen. Doch ansonsten war ihr nichts Schlimmeres zugefügt worden.
    »Treib sie in den leeren Stall hinten auf dem Hof und jag die anderen beiden Mistviecher in den alten Schuppen«, rief Tim seinem Sohn zu. »Ein bis zwei Tage müssen wir auf sie achtgeben.«
    Der Junge führte die Sau davon, und Tim sagte zu mir: »Es hätte schlimmer ausgehen können, als es jetzt zu sein scheint. Nachdem sie derart gestoßen und geprügelt worden sind, kommt es manchmal vor, daß sie die embryonalen Ferkel abstoßen. Es war sehr freundlich von dir, mir bei der Arbeit zu helfen.«
    »Gern geschehen«, engegnete ich mit Nachdruck. »Alles andere ist angenehmer als Miss Elsie Hamilton zuzuhören.«
    Er lachte. »Da hast du recht. Hast du noch genügend Schweinefleisch für die Familie? Falls du welches brauchst, kannst du gern ein Schlachtschwein von mir bekommen und gibst mir gelegentlich eins wieder, wenn’s soweit ist.«
    Auf diese praktische Weise wollte er mir seine Dankbarkeit zeigen.
    »Ich werd’ daran denken«, versicherte ich ihm. »Aber im Augenblick haben wir noch genug. Ich wollte sogar nächste Woche ein Schwein zum Schlachten bringen.«
    »Das Angebot bleibt trotzdem bestehen, Jacky«, erwiderte er. »Jederzeit, vergiß das nicht.«
    »Wir sollten jetzt lieber zu den Damen zurückkehren«, sagte ich.
    Er besah sich seine Kleidung und rief: »Himmel!« hätte die Situation fast komisch und zum Lachen gefunden, wenn meine Hosen nicht genauso ausgesehen hätten... Daher zogen wir beide unsere Jacken wieder an, legten die Krawatten um, wischten die Schuhe mit einer Handvoll Heu ab und schlenderten wieder ins Haus, wobei wir uns allergrößte Mühe gaben, so leise und unauffällig wie möglich zu sein. Man mußte allerdings zugeben, daß wir mit einem gewissen Etwas den Abend würzten, was vorher gefehlt hatte. Eine angeregte Diskussion über die Verwendung von Wiesen- und Waldblumen in Blumenarrangements erlahmte auf dramatische Weise und versiegte dann völlig.
    Als erste bekam Miss Hamilton längere Hustenanfälle, dann machten es ihre Freundinnen nach, so daß alle ihre Taschentücher vor die Nase halten mußten. Bald nach unserer Rückkehr sahen die Damen plötzlich auf die Uhr und riefen: »Du lieber Himmel, es ist ja schon so spät!« Und sie fuhren mit einem alten, aber auf Hochglanz polierten Austin 1100 davon.
    Dieses Ereignis war unbestritten ein ernsthafter Rückschlag in bezug auf Nans gesellschaftliche Ambitionen.
    »Wie konntest du nur!« sagte sie vorwurfsvoll zu einem völlig zerknirschten Tim. »Es war das erste Mal, daß Miss Elsie Hamilton uns besucht, und da machst du so was!«
    Shirley pflichtete ihr bei. »Was ist passiert?« fragte sie mich.
    »Eine Sau ist in die Jauchegrube gefallen.«
    »Und was habt ihr beide gemacht? Seid ihr hinterhergesprungen?«
    Tim stand auf. »Wirklich, es tut mir leid, Nan, mein Liebling, aber es mußte getan werden. Und da ich jetzt sehe, daß wir mit den feinen Damen fertig

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