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Alle meine Schaefchen

Alle meine Schaefchen

Titel: Alle meine Schaefchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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sind, kann ja jetzt endlich diese verfluchte Krawatte runterkommen. Und außerdem rühr’ ich keinen einzigen Tropfen mehr von dem süßlichen Sherry an. Ich brauch’ jetzt ‘n Bier, du auch, Jacky?«
    Ich hängte die Zunge heraus und hechelte.
    Shirley nahm die Sherryflasche in die Hand, um ihrer verärgerten Freundin einen dringend benötigten Drink einzuschenken. Doch plötzlich runzelte sie die Stirn, besah sich die Flasche näher und fing an zu kichern. »Deine verehrte Miss Hamilton hat gemeinsam mit ihren Freundinnen den ganzen Sherry ausgetrunken! Kein Wunder, daß sie meinten, es wäre jetzt an der Zeit zu gehen.«
    »Das darf doch nicht wahr sein!« Nan hielt die Flasche gegen das Licht. »Was für eine Durchtriebenheit! Die haben sich wahrscheinlich fleißig selbst bedient, als wir nicht im Zimmer waren. Kein Wunder, daß sie’n bißchen koddrig aussahen. Die haben ein Flasche Sherry geschlürft, haben sämtliche Schnitten verdrückt und nichts von meinem Kuchen übriggelassen!«
    Sie fing an schallend zu lachen, und wir alle fielen mit ein.
    Tim öffnete eine Bierflasche und reichte sie mir mit einem Glas. »Gott sei Dank haben die das Weite gesucht, bevor sie die Speisekammer gefunden haben.«
    Nan holte Limonade herbei und mischte sie mit Bier für Shirley und sich.
    »Prost«, sagte ich. »Wir trinken auf unsere klugen Kinder!«
    Alle folgten meinem Trinkspruch.
     

20.

Eine Farm, die Menschen besitzt
     
    E s gehört sich nicht, an einem Freund ohne Gruß vorbeizugehen, auch wenn dieser nur halb zu sehen ist, weil er in einem Graben steht. Obgleich, wollte man die Sache objektiv betrachten, auch noch die Hälfte von Big Billy etwa dem gleichkam, was bei den meisten Menschen der ganzen Körpergröße entsprach.
    Ich war auf dem Weg zum Schlachter, aber ich hielt den Kleinlaster an und stieg aus. Jonathons großer, aber gutmütiger Knecht, der auf einer Weide längs des Weges arbeitete, lehnte sich auf seine Schaufel und lächelte.
    »Trotz des Drahtzauns sind Kühe reingekommen und haben den Graben zertrampelt. Das ist nicht gut, Jacky. Man muß einen Graben immer ganz sauber halten, so daß das Wasser ungehindert durchfließen kann. Oder aber er verschlammt, so daß Unkraut darin wuchert und ihn verstopft. Im Handumdrehen schwillt er dann an wie das Euter einer Kuh und fängt an überzulaufen und verwandelt eine anständige Weide in ein Morastfeld. Nein, die Gräben muß man frei und sauber halten.«
    »Aber warum lassen dann viele in der Gegend die abschnittenen Zweige der Hecken einfach darin liegen?« fragte ich.
    »Die richten keinen Schaden an. Durch Gestrüpp kann Wasser leicht abfließen, und unten verwest es allmählich. Wie mit den Haaren auf dem Kopf ist das: obenauf sieht7s vielleicht noch dicht und voll aus, aber unten an der Haarwurzel ist’s schon ganz dünn. Wo willst du hin?«
    »Nach Ludlow. Bring’ ein Schwein zum Schlachthof.«
    »Wieviel wiegt es?«
    »Ich glaub’, so ungefähr hundertvierzig Pfund.«
    In bezug auf Schweine hätte Billy den Namen der Kassandra verdient — ständig war er davon überzeugt, daß sie jeglichen Profit auffressen würden. Nach seiner Meinung war die Straße zum finanziellen Ruin mit Schinken und Hachsen und geräucherten Speckseiten gepflastert. Er kletterte aus dem Graben, kratzte das meiste des feuchten Lehms von seinen Gummistiefeln mit der Schaufel ab und ging hinüber zum Kleinlaster. /
    »Das ist es«, sagte ich und öffnete hinten die Tür weit genug, damit er hineinspähen konnte.
    »Es sieht gut aus«, sagte er. »Wie viele von der Sorte hast du noch im Stall?«
    »Im Augenblick ist unser Bestand kleiner als sonst: acht Säue, der Eber und etwa dreißig Ferkel.«
    »Und von dieser Sorte hast du keins vorrätig?«
    »Nein, dieses Exemplar haben wir extra für Shirleys Tiefkühltruhe zurückbehalten.«
    »Wie geht es der Missus?«
    Er zählte zu Shirleys Verehrern.
    »Prächtig. Die Hälfte dieses Schweins will sie einpökeln.«
    »Richte ihr meine besten Empfehlungen aus«, rief er mir zu, als ich bereits wieder in den Kleinlaster kletterte. Ich versprach es.
    Auf einem Bauernhof gehört die Schweinezucht zu den Nebenverdiensten. Die Einheimischen machten sich einen Spaß daraus, uns blutige Geschichten aus vergangenen Zeiten zu erzählen, als der Hausschlachter wie bei einer öffentlichen Hinrichtung auf den Hof kam, um das >arme Schwein umzubringen<.
    »Hab’ das nie gemocht, schon als winziges Bürschchen nicht«, sagte Old

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