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Alle meine Schaefchen

Alle meine Schaefchen

Titel: Alle meine Schaefchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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keiner, der lange fackelte. Zuerst ging alles gut, aber als dann die Frau hörte, wie das Schwein laut zu quieken anfing, kam sie schreiend zu uns den Weg heruntergelaufen: >Tun Sie was, sie bringen ihn um!<
    Mein Vater und ich arbeiteten gerade im Heuschober. Wir ließen alles stehen und liegen und rannten wie der Blitz oben zu ihrem Häuschen. Aber es handelte sich natürlich nicht um ihren Mann, sondern nur um das Schwein. Der alte Lloyd und der Lehrling, der ihm half, hatten noch nicht einmal bemerkt, daß die Frau fortgerannt war.
    Doch das war erst der Anfang der Geschichte. Die arme Frau blieb in unserer Küche sitzen und wollte nicht mehr nach Hause gehen, bis ihr Mann sie abends abholte. Schließlich ging meine Mutter noch mit und putzte alles wieder sauber, so daß überhaupt nichts mehr daran erinnerte, daß der Schlachter dort gewesen war. Und außerdem gab mein Vater den beiden noch ein paar Shilling für das Fleisch, und wir mußten dann das Schwein für sie essen. Wir waren drei Geschwister und hatten ständig Hunger.
    Doch auch das Häuschen war ihnen jetzt verleidet. Sie konnten sich darin einfach nicht mehr wohl fühlen. Daher verkauften sie es und zogen in die Stadt, nach Wolverhampton, glaub’ ich. Schade, denn es waren wirklich nette Leute. Aber daran kannst du sehen, daß Billy recht hat: es ist ein Fehler, wenn man aus Schweinen Tier-Lieblinge macht.«‘
    Das mochte sicherlich stimmen, gab ich zu. Aber leider käme sein Rat zu spät, was meine Familie beträfe.
    Als ich oben am Weg anhielt, der runter zur Nant führte, um ihn aussteigen zu lassen, sagte der große Mann: »Hat es dir was ausgemacht, meinem Unsinn zuzuhören, Jacky?«
    »Nein«, entgegnete ich wahrheitsgemäß. »Es war sehr interessant.«
    »Ich mein’, was die Nant betrifft, nicht die Geschichte mit dem Schwein.«
    »Ja«, antwortete ich. »Auch ich hab’ das gemeint, aber du solltest ein wenig mehr Mut fassen. Der Sommer ist da, das Gras wächst, und alles wird besser aussehen, wenn die Sonne scheint.«
    »Du hörst dich wie ein Pfarrer an, Jacky«, sagte er und grinste. »Aber vielleicht hast du recht; in ganz kurzer Zeit werden wir so verflucht hart arbeiten, daß wir nicht einmal die Muße finden, um uns umzublicken, geschweige denn, um nachzudenken.«
    »Hör auf«, entgegnete ich. »Du kannst alle meine Freunde aus der Stadt fragen, sie werden dir antworten, daß wir hier auf dem Land nur rumstünden und an Strohhalmen kauten.«
    Er lachte laut. »Weiß Gott, Jacky, was die Nant betrifft, so könnten wir hier nicht mal die Strohhalme entbehren, selbst wenn wir die Zeit fänden, rumzustehen und darauf zu kauen!«
    »Jetzt hörst du dich schon eher nach dir selbst an«, sagte ich. »Denk dran, was Jonathon immer sagt: es liegt bei uns, ständig zu stöhnen und zu klagen, oder aber man läuft sonst Gefahr, daß die andern an unseren Toren Schlange stehen, um die Bauernhöfe zu übernehmen.«
     
    Shirley wartete bereits auf die Lebensmittel, als ich schließlich wieder in Egerton auf tauchte. Ich trug sie ins Haus und stellte sie auf den Küchentisch.
    »Rosinen?«
    »Im Geschäft gab’s keine Korinthen. Tun’s auch Rosinen?«
    »Ja, ich glaub’ schon«, erwiderte sie. »Du bist später zurückgekommen als ich vermutete, hattest du Ärger mit dem Auto?«
    »Nein, damit gab’s keine Schwierigkeiten. Ich traf Thomas Prees von der Nant, und wir haben zusammen Tee in Ludlow getrunken, bevor wir zurückgefahren sind. Ich hab’ ihn im Auto mitgenommen, er war beim Arzt.«
    »Ist er krank?«
    Ich erzählte ihr nichts von unserer Unterhaltung im Café.
    »Er merkt, daß er älter wird und seine Kräfte nachlassen.«
    Sie hörte auf, Sachen fortzuräumen, und lächelte. »Er hat aber einen riesigen Vorrat davon, der starke Thomas. Willst du Neuigkeiten hören?«
    »Ja, natürlich.«
    »John hat heute einen Brief erhalten.«
    »Von einem Mädchen?«
    »Nein, von einem College für Landwirtschaft in Kent.«
    Das waren tatsächlich Neuigkeiten.
    »Woher weißt du das? Hat er dir was gesagt?«
    »Nein, aber der Absender stand auf dem Umschlag.«
    Die Überraschung kam eigentlich doch nicht aus heiterem Himmel, denn John hatte eine Menge Freunde, die eine Schule für Landwirtschaft absolvierten. Offensichtlich reizte auch ihn dieser Gedanke.
    »Es wäre vernünftig, wenn er es täte«, sagte ich. »Wo steckt er?«
    »Er ist zu Morris Jones gefahren, wahrscheinlich, um mit ihm darüber zu sprechen.«
    »Ich hab’ ihn gebeten,

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