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Alle meine Schuhe

Alle meine Schuhe

Titel: Alle meine Schuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hepburn Lucy
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vergessen. Und Charlotte ist ein glückliches Mädchen.«
    Maddy hörte auf, mit dem Draht herumzuspielen, und grinste. »Nun, das ist auch für mich ein schöner Gedanke.«
    »Und danke, dass du meine Schuhe so sinnvoll genutzt hast«, fuhr Amy fort.
    »Das ist nicht dein Ernst«, widersprach Maddy.
    »Wie ich schon sagte, ich arbeite daran.«
    »Weißt du was? Ich bin letzte Nacht noch mal hergekommen, nachdem du schon im Bett warst, und habe mir das Stück lange und kritisch angesehen.« Sie wies mit dem Kopf in Richtung der Stiletto-Skulptur. »Da wurde mir klar, dass ich einen neuen Namen für sie gefunden habe.«
    »Okay?«
    »Seit dem Moment als du hier eingetroffen bist, hat sie eine neue Identität bekommen. Wie du weißt, habe ich mit der Arbeit daran begonnen, um eine bestimmte Aussage zu machen, aber mehr und mehr sah ich sie in einem anderen Licht – aber immer noch lediglich als Gegenstand. Und dann kamst du und hast ihr mit deiner Geschichte Leben eingehaucht, die Art von Leben, von der Künstler träumen, wenn sie über ihr Werk nachdenken, und deshalb bekommt sie einen neuen Namen: Amys Suche. Was hältst du davon?«

31. Kapitel

    I ch werde nicht anhalten, ich werde nicht anhalten, ich werde nicht anhalten.
    Amy war zurück nach New York geflogen, hatte sich wieder einen Mietwagen genommen und fuhr gerade an Patchogue vorbei.
    Sie hatte das Schiebedach geöffnet, um die Strahlen der frühen Abendsonne zu genießen, und konnte den Duft des Meeres riechen, während sie vom Flughafen direkt zu Sergeis Haus unterwegs war.
    Zum Haus meines Vaters. Was heißt wohl Dad auf Russisch? Amy schüttelte den Kopf. Die Situation, eine neue Familie zu haben, war noch zu ungewohnt, um sich bereits ein neues Vokabular anzueignen.
    Der Radiosender spielte den Oldie I’ve got Friends in Low Places , und Amy sang laut mit. Dazu klopfte sie im Takt aufs Lenkrad und fragte sich, warum sie eigentlich so gute Laune hatte.
    Und wenn ich nur mal eine Runde durch Patchogue drehe und einen Blick auf den Hafen werfe?
    Aber da ihr Flug Verspätung gehabt hatte, war sowieso nicht mehr viel vom Tag übrig. Es würde bald dunkel werden, und Sergei erwartete sie.
    Erst, als sie vor seiner Einfahrt anhielt, das Haus sah und den Gärtner, der auf dem Rasen stand und die Blumenbeete mit einem Schlauch wässerte, und den großen glänzenden 4X4 Jeep, der vor dem Haus neben einem kleinen roten Sportwagen parkte, wurde sie schlagartig nervös. Das hier war jetzt nicht mehr einfach Sergeis Haus, der Ort, an dem sie Zuflucht gefunden und von dem sie vor zwei Tagen geflohen war, nachdem sie von seiner Beziehung mit ihrer Mutter erfahren hatte. Jetzt war es Sergeis und Lisas Zuhause , der Ort, an dem die beiden Anna und Katya aufgezogen hatten, ihre Halbschwestern. Ihre Schwestern! Sie war nicht länger ein Einzelkind. Der Gedanke ließ ihren Magen Purzelbäume schlagen. Nervös und unsicher parkte sie den Wagen am Straßenrand. Wie selbstverständlich die Einfahrt hochzufahren erschien ihr aufdringlich.
    Ich habe kein Recht, hier zu sein. Das ist Lisa gegenüber nicht fair...
    »Amy!«, rief der Gärtner, als er sie entdeckt hatte. Das muss Antonio sein, Marias Mann. Er winkte ihr zu. Da er immer noch den Schlauch in der Hand hielt, sprühte er eine Ladung Wasser in den offenen Sportwagen.
    Amy verfolgte die Szene kichernd von ihrem Wagen aus und winkte zurück.
    Nach einem kurzen Kampf hatte Antonio es geschafft, das Wasser abzudrehen. Dann kam er die Auffahrt hinunter zu ihrem Wagen geeilt. »Amy, geht es Ihnen gut? Wie schön, Sie kennenzulernen. Maria dachte nicht, dass wir Sie noch einmal wieder sehen!«
    Er öffnete die Fahrertür und blieb erwartungsvoll stehen. Amy holte tief Luft, kletterte aus dem Wagen und küsste Antonio zur Begrüßung auf die Wange. »Hallo Antonio, wie geht es Ihrer Mutter?«
    »Es geht ihr gut! Maria und ich sind Ihnen so dankbar, dass Sie uns geholfen haben.«
    Amy winkte ab. »Nicht der Rede wert. Ich freue mich, dass es ihr gut geht.«
    »Haben Sie Gepäck? Kann ich …«
    »Nein!«, rief sie erschrocken. »Das bleibt im Auto, falls ich …«
    »Amy!«
    Sie wirbelte herum. Sergei stand regungslos in der Eingangstür. Er war ganz in schwarz gekleidet, an seinem gebräunten Handgelenk schimmerte die Armbanduhr, das Haar glatt zurückgestrichen – wie ein Filmstar aus den Fünfzigerjahren. Seine Arme hingen dicht am Körper herab, die Handflächen nach vorn, den Mund leicht geöffnet. Attraktiv, elegant,

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