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Alle meine Schuhe

Alle meine Schuhe

Titel: Alle meine Schuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hepburn Lucy
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hatte, dass ihre Skulptur von der Welt verlangte, sie anzubetteln.
    »Tut mir leid«, murmelte sie, »klang das sehr daneben?«
    Madeleine betrachtete sie lächelnd.
    »Allerdings! Hat mir gefallen. Und irgendwie stimme ich dir zu. Ist seltsam, aber als ich mit dem Projekt anfing, konnte ich Stilettos nicht ausstehen.«
    »Tatsächlich?« Amy schielte noch einmal auf die Doc Marten-Boots und musste zugeben, dass Madeleine und sie beim Thema Fußbekleidung gegensätzliche Ansichten vertraten.
    »Ja, das tat ich. Aber je länger ich an dem Objekt arbeitete, desto mehr bedeuteten mir diese Formen – wie es sich anfühlt, über die glatte Oberfläche zu streichen, die Wölbung der Sohle, dieses lang gestreckte Vorderteil, der spitz zulaufende Zehenteil. Ich musste zugeben, dass ich an einem verdammt sexy Ding arbeitete.«
    »Ich trage häufig Stilettos«, kicherte Amy entschuldigend. »Ich mag, wie sich mich verändern.«
    Madeleine nickte. »Dank dieser Skulptur kann ich das verstehen, allerdings solltest du vorsichtig sein. Wenn du siebzig bist, mit entzündeten Fußballen, Hühneraugen, Hammerzehen und Arthritis …«
    »Dann werde ich in meinem Krankenhausbett sitzen und ein Glas reingeschmuggelten Whiskey auf die weise Bildhauerin von South Beach trinken.«
    »Da schließe ich mich an.«
    Schweigend standen sie Seite an Seite und betrachteten die Skulptur. Amy hätte gern gewusst, wie viel sie kostete, aber die Frage schien ihr unpassend, insbesondere da es sicher ihren finanziellen Spielraum weit überschritt, der sich in puncto Souvenirs normalerweise auf Postkarten und verschnörkelte Sandaletten von Marktständen beschränkte.
    Stattdessen sprach sie das an, was ihr als Nächstes durch den Kopf schoss. »Es muss wunderbar sein, wenn man die Freiheit hat, das zu erschaffen, was man will. Ich habe einen Bürojob.«
    Madeleine nickte. »Ja, Freiheit habe ich schon, aber die bringt kein Essen auf den Tisch. Ich übernehme oft Auftragsarbeiten, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, aber der Trick dabei ist, bei allem, was ich tue, immer ein bisschen von mir selbst einzubringen, selbst wenn es unter Bergen von Anweisungen anderer Leute verschwindet.«
    »Der Gedanke gefällt mir«, sagte Amy. »Ist irgendwie …«
    »Subversiv?«, schlug Madeleine vor.
    »Genau! Das ist Rock’n’ Roll. Wenn man in einem Internetreisebüro jobbt, ist es schwierig, subversiv zu sein.«
    »Ich bin sicher, daran kannst du arbeiten. Also, bist du wegen eines Auftrags hier oder möchtest du dich umsehen? In beiden Fällen bist du herzlich willkommen.«
    Wieder einmal hätte Amy fast vergessen, warum sie eigentlich hergekommen war. Madeleines höfliche Erinnerung riss sie aus ihrem neu entdeckten künstlerischen Blickwinkel auf das Leben und brachte sie zurück zu ihrer Mission.
    »Also, Madeleine …«
    »Maddy, bitte.«
    »Danke, Maddy. Tatsächlich bin ich hier wegen einer Verwechslung bei einem Paar Schuhe, die über eBay verkauft wurden.« Sie wies mit dem Kopf auf den riesigen Stiletto. »Schon komisch, nicht wahr?«
    »Schuhe, sagst du?« Maddy schaute sie neugierig an.
    »Ja …«, begann Amy und brach ab. Sie hatte das Gefühl, die Geschichte jetzt schon so oft, an den unterschiedlichsten Orten und auf verschiedendste Weise erzählt zu haben, dass es erdrückend war, schon wieder davon anzufangen. Andererseits wusste sie aber auch, je öfter sie es tat, desto besser verstand sie selbst, um was es eigentlich ging.
    »Okay«, begann sie zu erzählen, »der Grund meines Besuches …« Es kam ihr so vor, als wäre das alles jemand anderem passiert. Hatte sie das wirklich alles selbst erlebt und dann auch noch innerhalb so kurzer Zeit?
    Maddy hörte aufmerksam zu und hatte sichtlich Mühe, nicht den Überblick zu verlieren. Amy achtete darauf, die Fakten auf Schuhe und Justin zu beschränken und nicht auch noch die Komplikationen in Bezug auf die Ballettschuhe und einen gewissen Jack Devlin einzuflechten. Trotzdem war es auch so eine verdammt komplizierte Geschichte.
    »Wooow!«, rief Maddy, nachdem Amy geendet hatte. »Hast du dir denn viele der Schuhe zurückholen können?«
    »Nein, ganz eindeutig nicht. Das ist auch so eine Sache«, stöhnte Amy. »Nicht mal das habe ich richtig hinbekommen! Anderthalb Paare – das ist die ganze Ausbeute!«
    »Ein halbes?«
    »Exakt.«
    »Komm mal mit, Sweetheart, und sieh dir meine Skulptur aus der Nähe an.«
    Amy spürte Maddys kräftigen Arm um ihre Schultern und bewegte sich langsam auf

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