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Alle Tage: Roman (German Edition)

Alle Tage: Roman (German Edition)

Titel: Alle Tage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terézia Mora
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Gesicht. In der Position des liegenden Buddhas liegt sie da, dass sie sich nicht schämt, nur ihr Kopf ist beweglich, sie hat ihn in ihre Hand gelegt, lacht. Besteht ihr Haar aus Schlangen? Holzfotze! Wo ist mein Paradies?
    Du glaubst wohl auch an den Nikolaus.
    Warum auch nicht, blöde F …!
    Sie lacht: Ich würde die Achseln zucken, wenn das ginge. Ich falle nicht auf dich herein, deswegen hasst du mich. Von mir bekommst du kein Obdach, ich lebe nicht die Hälfte deines Lebens für dich. Du musst alles alleine besorgen, von Anfang bis Ende, und das mag unser Kleiner nicht. Was nicht bedeutet, dass ich nicht bereit wäre, mit dir zu ficken. Nicht, um dir einen Gefallen zu tun, sondern weil ich es will. Wobei ich dir natürlich gleichzeitig einen Gefallen tun würde. Du würdest – vielleicht – zu einem Menschen. Garantieren kann natürlich keiner was. Andererseits wäre es, und sei es für den Moment, sicher angenehmer, als seinen Schwanz in gespaltenes Holz zu stecken und nicht wieder loszukommen. Hör auf, das Becken so zu verrenken, Abelard, du reißt ihn noch ab.
    Nenn mich gefälligst nicht so!
    Deine Frau denkt, sagt die Statue ungerührt, sie sei deine Frau. Außerdem denkt sie, du hättest ein Geheimnis. Aber du hast kein Geheimnis. Du bist eine tote Person, das ist alles.
    Ich bin hier nicht derjenige aus Holz!
    Nein. Aber woraus bist du, kannst du mir das sagen?
    Irgendwo, als sängen Sirenen: In heaven everything is fine. In heaven everything is fine. In heaven …
    Das gruselt mich, das gruselt mich, das gruselt mich! Wer befreit mich aus dieser unwürdigen Situation?
    Sie sind wirklich gruselig schlechte Sängerinnen, sagt jemand.
    Omar?
    Oder wieder nur der Wind. Wieder erwacht. Sonst ist nichts mehr zu hören oder zu sehen. Die hölzerne Jungfrau ist fort, ebenso die Palmen. Das erste Mal seit Stunden ein wenig Ruhe. Im Zug durch die Berge ans Meer fuhr man manchmal durch solche weißen Nebelwände. Zwischen zeit. Das tut gut. Aber insgesamt kommen mir, ehrlich gesagt, erste Zweifel, ob ich dem hier gewachsen sein werde. Was habe ich mir dabei nur gedacht? Vielleicht nichts. Wie Millionen andere der Legende über die positiven Aspekte der Enthemmung durch Drogen, Tanz, sexuelle Ekstase aufgesessen. Und jetzt muss ich mich mit all diesen Figuren herumschlagen. Wie viele werden es noch sein? Nur die, die es zu treffen mein Wille oder meine Pflicht wäre, sind nirgends.
    Dabei sieht das hier schon ziemlich so aus wie das Lieblingscafé meiner Frau. Ging einfacher, als ich dachte. So ist das. Man muss bloß eine Weile rastlos, Korrektur: ratlos herumstehen und irgendwann erledigt sich die Sache von selbst. Normalerweise wartet sie schon auf mich, setzt sich so, dass ich sie beim Eintreten gleich sehen kann. Zusätzlich winkt sie mir freundlich zu. Diesmal nicht. Nirgends bist du.
    Überhaupt finde ich diesen Ort merkwürdig. Viele Details sind gut gelungen, aber am Ende passen sie doch nicht richtig zusammen. Als wäre der Raum aus der Zeit geraten. Ist er älter als jetzt oder ist es früher als jetzt? Warm oder eher kalt? Riecht es nach Kohlenöfen oder riecht es nach gar nichts? Das gibt’s doch nicht, dass so viele Leute so gar nicht riechen. Denn Leute gibt es viele, überall sitzen welche, auf dem Boden, man weiß gar nicht, wo man hintreten soll. Das passiert mir häufiger, als mir lieb wäre. Plötzlich ist man in Massenhaft.
    Du kannst ruhig auf sie treten, sagt jemand. Sie sind wie die Gänseblümchen, sie richten sich wieder auf. Man weiß schließlich nicht, wie lange wir Verspätung haben werden, wie lange wir hier sozusagen auf dem Abstellgleis werden stehen müssen. Hoffentlich fährt uns nicht einer hinten drauf. In der Nacht, mit großer Geschwindigkeit. Das gäbe eine schöne Sauerei. Solange kann man es sich ebenso gut auch bequem machen.
    Was? Beziehungsweise: Was hast du hier verloren?
    Sein Name ist Erik. Ausgerechnet er muss es sein. Thront am Kopfende seines lächerlichen Stammtisches zwischen Eingangstür und Fenster. Die anderen sind sicher auch da, wenn ich sie auch nicht erkennen kann. Etwas Grobes sagen und sie stehen lassen wie einen Furz. Oder gar nichts sagen. Nur stehen lassen. Wie einen.
    Ich sehe mich um, soweit es mir über die Köpfe der Sitzenden hinweg eben möglich ist. Wieder, als wären da Korridore, Wege, Möglichkeiten. Jetzt sei aber klug und wähle richtig. Weitweit weg, wo modrig riechendes Gras wächst, betten sich in einem schwarzweißen Film die

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