Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle Tage: Roman (German Edition)

Alle Tage: Roman (German Edition)

Titel: Alle Tage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terézia Mora
Vom Netzwerk:
Ling und Bo, sie leben gemeinsam in einem Heim…
    Kichern von den Rändern. Die Knaben?
    Blablablabla, sagt der Linke. Ein wahrhaft targisches Schicksal! Und so relaistisch beschrieben! Sterzergreifend! Ich kann’s nicht mehr hören, scheiß neue Lust am Erzählen! Du glaubst doch nicht, dass dich das retten wird?
    Schreie aus dem Publikum: Nieder mit den Anekdoten! Nieder mit der Lüge und dem Kitsch! Nieder!
    Mein Gesicht hinter Glas, sehr weiß. Die Stimme verzerrt, ich bin aufgebracht:
    Die Welt als Vokabel! Das ist mein Trost! Warum kann man das nicht verstehen? (Weinerlich:) Das ist nicht gerecht.
    Der Linke, gelangweilt: Ist das nicht etwas übertrieben? Was denkst du, dass du bist?
    Taugenixe! Trübsalblase! (Zwischenrufe aus dem Publikum.)
    Der Linke, höhnisch: Emsig wie die kleine Ameise sind wir. So ein unauffälliges, harmloses Tierchen. Was kann ich Ihnen sagen, ich habe nichts anderes getan all die Jahre, als gearbeitet. Kannst keiner Fliege was. Umsonst in deiner Handfläche das Spinnengewebe. Ein mickriges Haarnetz, in dem dein Leben hängt. Am besten, du ballst es zusammen und tust damit etwas Effektiveres.
    Applaus aus dem Auditorium.
    Auch ich würde mich verbeugen, wenn es mir körperlich möglich wäre. Eins muss der Neid dir lassen, sage ich zu Erik. Ich dämpfe meine Stimme und richte meine Worte direkt an ihn, das ist eine Sache zwischen ihm und mir. Eins muss der Neid dir lassen. Für jemanden, der so brotdumm ist, waren das einpaar gute Vergleiche. Was nichts daran ändert, dass es eine wahre Qual ist, in deiner Nähe zu sein. Als würde die Scheiße in einem feststecken. Und das ausgerechnet jetzt. Das habe ich nicht verdient.
    Der Applaus verebbt.
    In Ordnung, sagt der Mittlere. Machen wir eine kleine Pause. Danke.
    Hören Sie, sage ich, könnte man das Ganze nicht beschleunigen? Ich will nicht über meinen Körper sprechen, so was gehört sich nicht, obwohl ich, zugegeben, Angst vor den Folgen tagelangen Schlafentzugs habe. Außerdem könnte ich verdursten sowie mir in die Hosen machen. Schließlich und endlich übt dein Körper Verrat an dir. Verständlich, dass ich das vermeiden möchte. Doch abgesehen von solchen persönlichen Dingen, sehe ich es als meine Pflicht an, Sie darauf aufmerksam zu machen, dass dieses System prinzipiell ein Selbstläufer ist. Wir könnten ohne Zweifel bis in alle Ewigkeit so weitermachen, was, abgesehen davon, dass es sterbenslangweilig ist, zu einem ganz und gar absehbaren und immer demselben Ergebnis führen würde: zu nichts. Das hier, meine großkopferten Herren, führt zu absolut NICHTS, denn Sie sind nicht und werden niemals in der Lage sein, sich ein Urteil zu bilden. Weil Sie nicht den Mumm haben oder weil es nicht möglich ist.
    Sie irren. Es ist möglich, und wir haben den Mumm. Dies hier ist eine der Sachen, die funktionieren, unabhängig davon, ob man an sie glaubt. Bei allen Zweifeln an der Legitimität und den Methoden dieses Gerichts sollte der tiefere, menschliche Zweck nicht vergessen werden: dass wir nämlich einen wertvollen Präzedenzfall liefern werden. Aber was die Langeweile anbelangt, geben wir Ihnen Recht. Sie langweilen uns. Entwickeln sich keinen Deut weiter. Laufen im Kreis, immer haarscharf am Wesentlichen vorbei – Wobei ich mich, diese persönliche Bemerkung sei mir erlaubt, nicht des Eindrucks erwehren kann, dass Sie sich dabei vorsätzlich dümmer stellen, als Sie sind, allein dafür verdienten Sie einpaar hinter die Löffel, aber sei’s drum, ich bin nicht Ihre Großmutter, gottseidank, kann ich nur sagen –, wie in einer Zentrifuge kleben Ihre Einzelteile an den Rändern, während Ihre Mitte leer bleibt. Sie haben Recht, davon ist jetzt genug, und kommen Sie mir nicht damit, irgend etwas da draußen hätte Sie so zerteilt, das zählt nur in den ersten drei Jahren als Entschuldigung, so lange ist auch Heimweh erlaubt, danach ist statt selbstquälerischem Festkleben an der weißgott nicht ruhmreichen Vergangenheit eine in die Zukunft weisende Integration angesagt. In Ihrem Fall sind also sämtliche Entschuldigungen längst verjährt, es ist Zeit, dass wir zu einem Ende kommen mit Ihnen, ob es Ihnen gefällt oder nicht. Hat jemand aus dem Publikum der Anklage noch etwas hinzuzufügen?
    Eine hohe, entgleisende Männerstimme, Konstantins Kopf ist nur so groß wie ein Apfel: Er hat aus purer Lust und Laune seine Münzen verweigert!
    Das ist ein wichtiger Punkt, danke!
    Erstens stimmt das nicht, und zweitens brauche ich die

Weitere Kostenlose Bücher