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Alle Tage: Roman (German Edition)

Alle Tage: Roman (German Edition)

Titel: Alle Tage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terézia Mora
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Zimmers, man weiß nicht, wohin sie schaut.
    Natürlich ist das nicht passiert, sagte Omar. Aber es war auch so sehr interessant. Flora, Fauna, Mensch. Das große Abschiedslagerfeuer ist wegen Waldbrandgefahr ausgefallen, und als sie dachten, ich schlafe, haben einige Jungs meine Augenklappe angehoben und mir mit einer Taschenlampe in die Augenhöhle geleuchtet, weil sie neugierig waren, ob das Gehirn zu sehen ist. Und das ist wirklich passiert.
    Das hast du mir gar nicht erzählt, sagte Mercedes. Seit den Begrüßungen der erste Satz, den sie ausspricht.
    Es ist nicht leicht, hochbegabt zu sein, sagte Omar und zuckte mit den Achseln.
    Man könnte, sagte Alegria nachdenklich, eine nächste Geschichte in der Jugend des Helden spielen lassen. Wir würden endlich erfahren oder nicht erfahren, was hinter der Augenklappe ist oder war. Und das tote Geschlecht als Auslöser. Für irgendwas.
    Apropos, wandte sich Miriam an ihre Tochter. Ist jemand gestorben?
    ???
    Wieso trägst du dann in dieser Hitze Schwarz? Du lässt dich scheiden, du wirst nicht zur Witwe.
    Mercedes stand mit Schwung auf. Der Schaukelstuhl schaukelte ächzend.
    Ist was? (Alegria sanft lächelnd.)
    Ich bekomme morgen ein neues Glasauge, sagte Omar.
    Auf dem Rückweg sind sie dann auch noch in einen Stau geraten, da standen sie, ein in der Hitze erfrorener Strom heimkehrender Ausflügler in der untergehenden Sonne – aber das nur noch so nebenbei.
    Und jetzt das.
    Bitte, sagte Mercedes auf dem Gerichtsflur, ich habe nicht verstanden. Was hast du gesagt?

Radio
    Er hätte seine Mutter nach den Hunden fragen können. Ob die Hunde noch genauso heulten, wenn es dunkel wurde in der Stadt, oder was aus ihnen geworden sei. Statt dessen verirrte Abel N. sich in eine Orgie, wurde unter Drogen gesetzt, ausgeraubt und in eine Schlägerei verwickelt, zog eine blutige Spur hinter sich her bis zu seinem Badezimmer, das keine Tür hat, es steht nur eine Gipswand im Raum, dahinter eine Wanne und ein Klo, irgendwo dort verlor er das zweite Mal in dieser Nacht das Bewusstsein.
    Als er wieder zu sich kam, war es immer noch dunkel. An seinem rechten Fuß spannte der Schorf. Er ließ die Wanne voll, legte sich hinein, den Fuß vorsichtig auf den Wannenrand gelegt, einpaar Trockenseile über ihm, und schlief wieder ein. Plötzlich schreckte er auf, weil jemand neben ihm losbrüllte:
    Wir werden erlöst werden! Eintreten werden wir in ein neues Erden-Zeitalter, und es wird eine Zeit der Liebe und des Lichts sein! All die zerstörerisch wirkende Energie der vergangenen Jahrhunderte wird zum Guten gewendet werden! Das Zeitalter der Kriege wird abgelöst werden durch ein Zeitalter des Friedens! Dem Menschen wird ein neues Bewusstsein gegeben, Hass, Neid, Gewalt, Unterdrückung und Ausbeutung werden die Erde verlassen! Liebe, Freude und Glück treten an ihre Stelle!
    Klatsch! Er fuhr hoch, eine kalte Welle schwappte aus der Wanne hinaus aufs Linoleum, der verletzte Fuß fiel ins Wasser. Er riss ihn schnell wieder hoch. Der Schorf hielt. Er legte die Ferse wieder auf der Kante ab.
    Das Gebrüll an sich war nichts Außergewöhnliches. Der verdammte Radiowecker. Nicht seiner, er gehörte seinem Nachbarn, einem Physikers namens Rose, und das Ding stand auch nicht hier, sondern hinter der Wand – was allerdings keinen Unterschied machte. Zwischen den beiden Appartements gab es ehemals einen Durchgang, später wurde er mit Latten und Gaze verschlossen, ein Küchenschrank davor gestellt. Was nicht hilft. Normalerweise stellte der Nachbar nach einpaar Sekunden wenigstens den Ton leiser. Diesmal nicht.
    Leider, leider, schrie es aus dem Schrank, die zwei Teller, das einzige Glas darin machten zirpende Geräusche, haben wir uns, was das anbelangt, verrechnet! Astrologen haben mithilfe zuverlässig berechneter Gestirnstabellen bewiesen, dass der von den Propheten versprochene Eintritt in das Zeitalter des Wassermanns nicht zwischen den Jahren neunzehnfünfzig und zwanzigfünfzig erfolgen wird! Wir werden weitere 360 Jahre auf das Goldene Zeitalter warten müssen!
    Was war das zum Beispiel wieder für ein Wochenende?! Wetter und Weltlage bringen einen um den Schlaf! Der Staub aus der Sahara verursacht Reizungen an den Augen und trocknet die Kehlen aus! Laut einer Erhebung wurden schon wieder soundsoviel Liter alles Mögliche getrunken! Ist es da ein Wunder, wenn man denkt, bei Vollmond Wehrwölfe auf unseren Straßen zu sehen? Vielleicht ja, vielleicht war es aber auch Ihr Nachbar aus der

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