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Alle Tränen dieser Erde

Alle Tränen dieser Erde

Titel: Alle Tränen dieser Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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will nicht fragen, was Sie für mich oder meine Schwester glauben tun zu können, aber unser Lebensweg ist so oder so festgelegt, und wir müssen uns selbst um uns kümmern.«
    Pavment antwortete mit einem ähnlichen Mangel an Farbe in den Worten.
    »Das ist ganz allein Ihre Entscheidung. Der RSV ist eine sehr kleine Organisation; wir könnten keinen Zwang ausüben, selbst wenn wir wollten – «
    » – das ist glücklicherweise heutzutage bei den meisten Organisationen so – «
    » – aber Ihre Angaben werden in einen Bericht eingearbeitet, den wir der Weltregierung vorlegen wollen.«
    »Sehr wohl, Captain. Vielleicht gehen Sie jetzt und entfernen Ihre Amtsperson aus meiner Gegenwart. Ich habe zu arbeiten.«
    Bevor Pavment noch etwas sagen konnte, schob Birdlip sich vor seinen Teilhaber, tätschelte seinen Arm und sagte: »Ich habe vorhin rein aus Nervosität gelacht, Freddie. Bitte, glauben Sie nicht, daß Sie mit Ihren Problemen nicht mein Mitgefühl hätten. Jetzt verstehe ich, warum Sie nicht wollten, daß unsere Romane, vor allem Bucket, mit Heimkehr-Einrichtungen ausgestattet werden.«
    »Gott, ist das heiß hier«, erwiderte Freud, sank in den Sessel und wischte sich das Gesicht. »Okay, Jan, danke, aber sagen Sie nichts mehr; ich fühle mich nicht wohl… Wer war es, der gesagt hat, das Leben sei eine Komödie für den Denkenden und eine Tragödie für den Fühlenden?«
    »Ja, gehen Sie nach Hause. Ich werde auch heimgehen. Es ist außerordentlich heiß hier, nicht? Mit der Heizung stimmt etwas nicht. Wir lassen das morgen früh reparieren. Vielleicht sehen Sie sich das selbst an.« Immer noch redend, ging er rückwärts zur Tür und verschwand mit einem nervösen Grinsen für Freud und Pavment, die angestrengt damit beschäftigt waren, einander nervös anzugrinsen.
    Blicke in das geheime Leben anderer Menschen bedrückten ihn stets. Es würde eine Erleichterung sein, nach Hause zu Mrs. Birdlip zu kommen. Er war draußen und in seinem Wagen, zur Abwechslung einmal ohne Hippo, bevor ihm einfiel, daß er um 17.50 Uhr eine Verabredung hatte.
    Zum Teufel damit, dachte er. Zum Glück konnten die Menschen es sich heutzutage leisten, zu warten. Er wollte zu Mrs. Birdlip. Mrs. Birdlip war eine nette, gemütliche kleine Frau. Sie nähte Überzüge aus grellgemustertem Chintz, um ihre Romen-Diener damit anzuziehen.
     
     
    Als Birdlip am nächsten Morgen ins Büro kam, wartete auf seinem Schreibtisch ein neues Manuskript auf ihn – ein sehr angenehmes Ereignis für ein Unternehmen, das sich in erster Linie auf Nachdrucke spezialisiert hatte. Er setzte sich an den Schreibtisch, dann fiel ihm auf, wie unerträglich heiß es war.
    Wütend drückte er auf den Knopf der neuen Heimkehr-Steuerung auf seinem Schreibtisch.
    Hippo erschien.
    »Ah, da bist du ja, Hippo. Bist du gestern nacht heimgegangen?«
    »Ja, Sir.«
    »Wohin?«
    »Zu einem Obdach mit anderen Romen.«
    »Hm. Hippo, dieses vermaledeite Heizungssystem ist dauernd defekt. Wir hatten schon vorige Woche Ärger, aber das behob sich dann von selbst. Ruf die Techniker an, sie sollen herkommen, ich spreche mit ihnen. Sag ihnen, sie sollen diesmal einen Menschen schicken.«
    »Sir, Sie hatten gestern um siebzehnfünfzig Uhr einen Termin.«
    »Was hat das damit zu tun?«
    »Es war eine Verabredung mit einem menschlichen Ingenieur. Sie haben ihn letzte Woche bestellt, als die Heizung defekt war. Er hieß Pursewarden.«
    »Sein Name tut nichts zur Sache. Was hast du gemacht?«
    »Da Sie schon fort waren, Sir, habe ich ihn weggeschickt.«
    »Du lieber Gott! Wie hieß er?«
    »Er hieß Pursewarden, Sir.«
    »Ruf ihn an und sag ihm, daß das System heute noch repariert werden muß. Sag ihm, er soll das machen, ob ich da bin oder nicht…« Gereiztheit und Enttäuschung überfielen ihn, ausgelöst von der Hitze. »Und da bin ich tatsächlich nicht. Ich fahre zu meinem Bruder.«
    »Zu Ihrem Bruder Rainbow, Sir?«
    »Da ich nur einen Bruder habe, ja, du Narr. Ist Mr. Freud schon da? Nein? Gut, dann kommst du mit. Hinterlaß bei Bucket Anweisungen; sag ihm, er soll alles, was ich dir gesagt habe, Mr. Freud mitteilen… Und etwas flott«, fügte er hinzu und nahm das Manuskript an sich. »Ich habe den irrationalen Drang, unterwegs zu sein.«
    Unterwegs blätterte er im Manuskript. Es trug den Titel ›Eine Erklärung für überflüssige Handlungen beim Menschen‹. Zunächst fand Birdlip, daß der Text nicht mehr Anreiz bot als der Titel, ausgesät in verdorrten Sätzen,

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