Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)
daß ihr einer Bruder da gerade hingezogen sei, um Soziologie zu studieren, und daß wir den doch in den Osterferien mal besuchen und uns Berlin ansehen könnten, zu zweit, mit meinem Stadtführer im Gepäck. »Und abends kochen wir uns Spaghetti mit Tomatensoße, und dann gehen wir ins Kino. Mein Bruder, der ist da ganz unkompliziert, der hat ’ne Riesenwohnung, mitten in Kreuzberg, und da gibt’s auch ’n Gästezimmer. Mit Hochbett. Oder würden deine Eltern dir das nicht erlauben? Ich fänd’s toll, mit dir da hinzufahren ...«
Wir wären dann schon ziemlich dicht zusammengerückt, und ich würde Michaela mit dem Zeigefinger an die Stirn tippen und flüstern: »Weißt du was? Zwei Doofe, ein Gedanke.« Und dann lägen wir einander in den Armen ...
Bloß nichts überstürzen.
Der neue Quellekatalog gab nicht viel her außer ein paar halbwegs nackten Frauen in der Duschkabine, in der Sauna, im Moorbad und in Miederhöschen oder Slips. Für 59 Mark hätte man sich einen elektrischen Büstenformer bestellen können.
Strafft Ihre Brust auf ideale Weise. Das Gerät kann an jeden Wasserhahn angeschlossen werden.
Angepriesen wurden außerdem diverse Markenpräservative, gefühlsecht geformt und superfeucht.
Familienplanung leicht gemacht.
Auf den vorderen Seiten machten die Firmeninhaber Gustav und Grete Schickedanz gute Miene zum bösen Spiel:
Das ist uns Ansporn und Verpflichtung, auch weiterhin an unserem Grundsatz festzuhalten: Ihnen gute, zuverlässige Qualität zu günstigen Preisen zu bieten.
Also Qualitätsware wie den Bücherschrott von Seite 458:
NEU! 5 Vierfach-Frauenromane broschiert. Jeder Band enthält 4 abgeschlossene Romane auf 520 Seiten. Jeden Monat werden neue Titel geliefert. Format 19x12 cm.
Daß die sich nicht schämten, dieser Gustav und seine Grete? Bei denen hätte man wahrscheinlich auch Fahrten an FKK-Strände buchen können, so wie bei der Firma Oböna-Reisen. Oböna: Ob das der schwedische Ausdruck für »oben ohne« war?
Werner Maihofer behauptete jetzt, daß er von dem Lauschangriff auf Klaus Traube erst zwei Wochen hinterher in Kenntnis gesetzt worden sei und die Aktion dann nachträglich gebilligt habe. Nach allem, was man so las und hörte, galt Maihofer als FDP-Linker, aber die Spiegel -Enthüllungen hatten ihn ziemlich in die Bredouille gebracht, und er machte keinen guten Eindruck, wenn er mit seiner komischen Hornbrille vor die Fernsehkameras trat. Als Jurist hätte Maihofer eigentlich wissen müssen, daß die Unverletzlichkeit der Wohnung auch für Verfassungsschützer galt.
Nicht einmal gegen die Gurkentruppe des Tabellenvorletzten Rot-Weiß Essen, die in 23 Spielen 63 Gegentore kassiert hatte, konnte Gladbach sich durchsetzen. Beim Abpfiff stand’s im Georg-Melches-Stadion 1:0 für Essen, und es konnte nur ein schwacher Trost sein, daß die Geißböcke die Bayern am gleichen Spieltag mit 3:0 vorgeführt hatten. Franz Beckenbauer war dabei sogar ein Eigentor unterlaufen, und nach einer verstolperten Ballannahme wäre mir am Sonntag im Hindenburgstadion fast das gleiche passiert, beim Stand von 0:2, den wir nicht mehr aufholen konnten.
So machte mir der Fußball keine Laune mehr. Die Male davor hatten wir auch schon dauernd verloren.
Der Spiegel lieferte neues Material über die Affäre Traube, die sich mehr und mehr zu einer Affäre Maihofer auswuchs. Ein schöner Liberaler war das: Ließ die Verfassung von lichtscheuem Gesindel schützen, das bei Nacht und Nebel in die Häuser unbescholtener Bürger einbrach ...
In Kambodscha hatten die Roten Khmer laut Spiegel -Informationen schon mehr als eine Million Menschen abgeschlachtet. Da sollte irgendwie so eine Art Urkommunismus durchgesetzt werden, ohne Bürgertum, und wer lesen konnte, war schon geliefert. Nach der Machtübernahme hatten die Khmer als erstes sämtliche Bibliotheken vernichtet und danach die Städte evakuiert. Jeder Kambodschaner sollte seinen Reis in Zukunft selbst anbauen.
Was dahinterstand, war der Gedanke, allen Einwohnern die gleichen Chancen zu eröffnen, aber wenn dann niemand mehr die Chance hatte, etwas anderes als Reisbauer zu werden, war ich dagegen. Was hätten die Roten Khmer wohl erst angestellt, wenn sie in Meppen an die Macht gekommen wären? Die Stadtbibliothek hätten sie angezündet und uns alle nach Hebelermeer verschleppt, als Bauernknechte: Kartoffeln aus der Ackerkrume klauben, in gebückter Haltung, mit ’ner MP an der Schläfe.
Wenn es wahr war, was im Spiegel stand,
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