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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Adresse: Nee. Wo isse denn jetzt? Scheiße, einfach weg.
    Um bei Scheiße zu bleiben: Hast Du letzten Samstag den »Science-Fiction-Film« gesehen? O Gott! Bis fünf vor halb eins wegen sowas aufbleiben! Wer hat denn diesen Dreck gedreht? Wenn man damit Geld verdienen kann, wieso gibt’s dann noch Bettler und Arbeitslose? Ich hoffe, Du hast schon geschlafen, als »Barbarella« kam ...
    Für morgen ist ein Spießbratenessen der Klasse vorgesehen. Sozusagen als Abschiedsfest, weil in der sogenannten Mainzer Studienstufe (MSS) die Klassen ja aufgelöst werden. Aber daraus wird wohl nichts. Das Wetter is’ einfach zum Reihern. Und Du weißt ja, wie das Wetter erst oben am Kühkopf so ist, wo die Sache »steigen« soll. Immer zehn Grad kälter als im Tal. Wenn sonst überall die Sonne scheint – da oben tobt ein Schneesturm. Und wo ich noch erkältet bin und das alles bis tief in die Nacht dauern soll ... und wenn ich Pech hab, muß ich da noch pennen, weil kein Bus mehr fährt. Und ich hab auch keine Lust, unsere Wanderung von damals zu wiederholen. Stell Dir mal vor, da wär’s zu alledem auch noch Nacht gewesen. Bääh! Aber wahrscheinlich läßt mich meine Mutter sowieso nich’ hin, wegen der Erkältung. Betrüblich, denn es wär mal wieder was los gewesen. Wenn auch nichts Angenehmes. Ich kann’s mir wahrlich nicht leisten, in dieser Beziehung wählerisch zu sein. Man muß nehmen, was man kriegt.
    So, inzwischen ist das Spießbratenessen um, und ich war nicht da. Durfte nich’. Und was hab ich gestern so schön geschrieben, daß das Wetter zum Reihern sei – natürlich ist heute strahlendes Sommerwetter gewesen. So richtig bloß dazu da, daß ich mich noch mehr darüber ärgere, daß ich nich’ hingedurft hab. Scheiße!
    Na, wer weiß. Vielleicht hat mich das Schicksal vor dem Schlimmsten bewahrt. Möglicherweise säße ich jetzt gerade (es is’ elf Uhr abends) zitternd und kotzend im Gebüsch. Oder ich hätte mich auf dem Nachhauseweg verirrt und säße auf der Straße an der Königsbacherbrauerei. Es könnte natürlich auch sein, daß ich satt und warm in einem Zelt am Ratzen wäre. Man kann eben nie wissen. Wär ich hingegangen, wüßt’ ich’s jetzt.
    Schluß mit dem Gejammere, her mit dem Gegähne.
    Gähn ...
    Das tröstete mich ja, daß auch Michael den Film mit Jane Fonda blöd gefunden hatte.
    Es sickerte durch, daß Hans Karl Filbinger als Marinerichter auch am19. April 1945 ein Todesurteil verhängt hatte, über einen Steuermann, wegen Fahnenflucht und Wehrkraftzersetzung. Das sei aber, wie Filbinger verkündete, nur ein »Phantomurteil« gewesen, das er in Abwesenheit des Angeklagten gefällt habe.
    »Erst schwört er uns, daß er kein einziges Todesurteil gefällt hat, dann kommt raus, daß er uns angelogen hat, und nun schwört er uns, daß er es als Richter nicht so gemeint haben will«, sagte Hermann. »Ich finde, dieser Mann sollte zurücktreten. Das ist doch ’ne Affenschande, daß sich dieser alte Nazi mit seinen Lügen so lange im Amt halten kann ...«
    Im Residenz lief ein Vietnamkriegsfilm, zu dem außer mir mal wieder keiner hingewollt hatte. Da krochen verkrüppelte Veteranen durch die Krankenstation und waren schlecht auf ihre militärischen Vorgesetzten zu sprechen, und dazwischen eierte schon wieder Jane Fonda herum, als überforderte Krankenschwester. Das mußte man sich aber auch mal vorstellen, beidbeinig amputiert im Feldlazarett zu liegen oder keinen Schwanz mehr zu besitzen, weil er einem weggeschossen worden war, für einen Scheißdreck, und sich dann die wohlfeilen Reden der verantwortlichen Politiker anhören zu müssen, Robert McNamara, Henry Kissinger und Richard Nixon alias Tricky Dicky.
    Worum war es im Vietnamkrieg überhaupt gegangen, wenn nicht darum, massenweise Vietnamesen umzunieten und die Wälder mit Chemiewaffen zu entlauben?
    Ich nahm die neueste konkret zur Schule mit, um Hermann einen Beitrag über ein neumodisches Brausepulver vorzulesen, den ich witzig fand:
    Früher gab’s Brausewürfel, die im Maul aufschäumten. Sie sahen aus wie die grünen Desinfektions-Steine im Pissoir. Space Dust ist ein Pulver, das im Mund knallt und prickelt, wozu weiß keiner, aber – da von General Foods entwickelt – vermutlich ein Abfallprodukt der Weltraumforschung und etwa gleich sinnvoll. Der Preis ist gut marktwirtschaftlich (geschätzte Herstellungskosten 0,047Pfennig pro Tüte), die Konsistenz rein synthetisch, der Geschmackswert mit dem vom Konkurrenzprodukt

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