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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Wanderer erscheint die kleine Schenke am Weg.
    Herrlich schmecken junger Wein und Nüsse.
    Herrlich: betrunken zu taumeln in dämmernden Wald.
    Durch schwarzes Geäst tönen schmerzliche Glocken.
    Auf das Gesicht tropft Tau.
    Aus Entsetzen über eine besonders furchtbare Schlacht hatte Trakl sich umgebracht, mit 27 Jahren, im November 1914.
    Nach endlosen Beratungen kauften Mama und Papa ein Haus in der Meppener Neustadt. Dammstraße 43. Wieder eins an einer Straßenecke, aber ohne großen Garten. Das Grundstück hatte nur 755 Quadratmeter.
    Am Gartentor hing ein Blechschild:
    Bitte Tür schließen – Schildkröte kann entlaufen!
    An diesem Freitagabend kam Papa erst um Mitternacht von unten hochgestakst.
    »Voll wie eine Strandhaubitze«, sagte Volker, unser Wochenendbesucher.
    Michael Gerlach hatte mir endlich mal wieder zu schreiben geruht.
    Eigentlich wollte ich ja selbst vorbeikommen. Aber daraus wird natürlich wieder nichts. Jetzt hab ich zwar endlich den Führerschein, aber keinen dazu passenden fahrbaren Untersatz, sprich: kein Geld, um einen solchen zu kaufen. Das Auto von meinem Vater wage ich nicht mal anzusehen. Der würde mich vielleicht sogar fahren lassen, aber erstens sicher nicht so weit und zweitens nicht allein. Bei meiner Schwester ist es das gleiche. Kurz und gut, es muß etwas eigenes her. An ein Motorrad ist bei diesem Sauwetter nicht zu denken. Also ein Auto. In der Zeitung stehen öfter mal Käfer für 400 oder 500 Mark, aber da kann man fast sicher sein, daß sie spätestens nach einer Woche auseinanderfallen. Und selbst wenn ich dann so ein Gefährt gekauft hätte, wäre ich pleite und könnte weder Steuern noch Versicherung noch Sprit bezahlen.
    Zwischen mündlichem und schriftlichem Abitur werde ich nochmal arbeiten gehen. Und wenn ich nicht zum Bund muß, dann arbeite ich, bis ich mir einen Privatjet leisten kann.
    Ich verlasse mich zunächst mal auf mein blühendes Äußeres. Noch zwei Kilo abnehmen und zum Arzt gehen, und der schreibt dann vielleicht ein Attest. Oder findet sonst irgendwas. Plattfüße, Krebs oder Schwachsinn, was weiß ich! Hauptsache, er stellt etwas fest, wegen dem man abgelehnt wird. (Schwachsinn fällt vermutlich nicht darunter.)
    Der Holger ist jetzt in Koblenz stationiert und kann jeden Tag um 5 nach Hause. Er trägt alles mit Fassung. Es ist wohl doch nicht so schlimm wie erwartet. Bloß vergeudete Zeit. Kriegspielen wie die kleinen Kinder, Handgranatenschmeißen, acht (!) Stunden im strömenden Regen stehen, ohne die Möglichkeit, sich unterzustellen (obwohl die Kaserne nur 800 m weit weg ist), nur um dann fünf Minuten lang mit einem Maschinengewehr herumzuballern, das alle zwei Schuß Ladehemmung hat, amerikanische Raketenbasen bewachen (Einschlafen wird mit Gefängnis nicht unter zwei Jahren bestraft) und weiter solches blödsinnige Zeug.
    Tja, mehr war hier in Vallendar nicht los.
    Yours faithfully – Michael, der Rächer des Universums!
    Wenn der Briefwechsel zwischen Michael und mir in Buchform erschienen wäre, hätten Vallendar und Meppen einpacken können.
    Wir aber auch.
    Im Anschluß an die Schülerzeitungsredaktionsschlußkonferenz gingen Heike und ich in den Pub, und sie fing wieder von ihren Gefühlen und Stimmungen an und daß sie mehr darüber wissen müsse, was die bei mir auslösten. »Sonst stellt sich das für mich so dar, als ob du gar kein wirkliches Interesse an mir hast …«
    Heikes Stimmungsschwankungen lösten bei mir vor allem den Wunsch aus, daß sie aufhören sollten. »Ich verstehe nicht, wieso das für dich immer alles so kompliziert ist.«
    »Das verstehe ich doch auch nicht«, sagte Heike. »Deshalb will ich ja mit dir darüber reden.«
    »Aber durch das Drüberreden hat sich an der Sachlage noch nie irgendwas geändert.«
    »Natürlich nicht.Weil du ja nie darüber reden willst.«
    »Wieso? Ich rede doch!«
    »Du redest aber nur davon, daß das Reden nix bringt!«
    Fast hätte ich sie gefragt, ob wir denn nicht mal von was anderem reden könnten als vom Reden, doch das ließ ich besser bleiben.
    »Und jetzt?« fragte sie.
    »Weiß ich auch nicht.«
    »Menschenskinder, Schlosser, du bist echt ’ne harte Nuß!«
    Soweit ich wußte, redeten Mama und Papa niemals miteinander über ihre Gefühle. Dieses eiserne Schweigen war sicherlich auch nicht das Wahre, aber ebensowenig war es das permanente Gefühlsproblemgewälze. Wozu hatte man denn überhaupt ’ne Freundin, wenn die nur lauter ermüdende Diskussionen vom Zaun

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