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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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sich zu bekiffen, brauchte man bloß einzuatmen. Dicke Schwaden waberten durch die Gemächer.
    »Schlafen könnt ihr im Zimmer von Iltis«, sagte Magnus. »Da hat’s zwei Matratzen und auch genug Decken.«
    »Iltis?«
    »Mein Mitbewohner. Zur Zeit im Kahn.«
    »Im Kahn?«
    »Im Loch.«
    »Im was?«
    »Im Knast.«
    »Im Knast! Was hat er denn gemacht?«
    »Sich schnappen lassen.«
    »Und wobei?«
    »Beim Schächten und Häuten von Leuten, die zu viele indiskrete Fragen stellen.«
    »Ah. Verstanden.«
    »Schick. Das sollten wir feiern!«
    Die Zusatzfrage, wie Iltis zu seinem Spitznamen gekommen sei, verschob ich auf ein andermal.
    Hermann, vom Partytrubel bis zu einem gewissen Grade reanimiert, stieg auf Rotwein um und sicherte sich einen günstigen Stehplatz in Reichweite der Hackfleischbällchen.
    Von Magnus war zu vernehmen, daß er in einer Schwarzfahrer-Versicherung sei. Für einen Monatsbeitrag von fünf Mark würden einem gegebenenfalls sämtliche Unkosten erstattet.
    Imponierend, wenn auch nicht so fesselnd wie das Wesen einer Lolita, die Handlinien lesen konnte (oder so tat) und in Wirklichkeit Julia hieß. Ich ließ mir von ihr meine Lebenslinie erläutern – was es auf sich hatte mit den Gabelungen, Knicken und Verästelungen –, wobei wir uns immer näher kamen, im Flurgedränge, von beiden Seiten gelinde geschubst …
    Julias Steckbrief: Augenfarbe nicht genau zu eruieren. Glattes, braunes Haar im Pagenschnitt, Stupsnase, blitzende Zähne. Wespentaille. Jahrgangsstufe 12. Besondere Kennzeichen: Pfefferminzgeruch. Kein fester Freund in Sicht.
    She has robes and she has monkeys
    Lazy diamond studded flunkies …
    Schade war’s, daß sie bald gehen mußte. Immerhin schrieb sie mir unaufgefordert ihre Adresse und ihre Telefonnummer auf. »Für wenn du mal wieder in Hamburg bist. Unbedingt melden!«
    Das Rendezvous hätten wir auch auf den nächsten Tag terminieren können, aber als mir das einfiel, war Julia schon weg.
    Am Vormittag, so gegen elf, halb zwölf, versuchte ich in der versifften Küche irgendwas Frühstücksähnliches aufzutreiben. Doch da kugelten nur die Rudimente des Büffets vom Vorabend herum – hartgewordene Brosamen, verhutzelte Oliven und andere unappetitliche Überbleibsel. Auch der Kühlschrank gab nichts her. Wenn es statthaft gewesen wäre, von einer Tüte Milch mit Stich, einer angebrochenen Dose Mais, einer senilen Gurke und einer Tube Mayonnaise abzusehen, hätte man von gähnender Leere sprechen können.
    Hermann kam hereingeschlurft. Er kratzte sich am Rücken, sah sich um und erklärte, er habe ein Déjà-vu. »Mir kommt’s so vor, als wären wir hier bei Rübezahl und Professor Atomschnauze …« Und nach einem kurzen, mißtrauischen Blick auf den rostbraunen Brackwassertümpel im Spülbecken: »Ich korrigiere mich. Mir kommt’s so vor, als wären wir in einer altägyptischen Nekropole. Oder auf ’m Schindanger, besser gesagt!«
    Mit seinen rotgeränderten Augen, den Bartstoppeln und dem wundgescheuerten Rüssel sah er selber aber auch nicht wie das blühende Leben aus.
    Wir krempelten die Ärmel auf und gingen ans Werk: Schmuddelwasser ablassen, Ausguß entkeimen, Bürste, Schwamm und Spülmittel finden, Geschirr einweichen, prähistorische Essenrestbestände in den überquellenden Mülleimer pfropfen und mit dem Abwasch anfangen. Als Handtuch mußte ein vom Fußboden aufgesammeltes Unterhemd herhalten. Ach Gott, und es standen ja auch die ganzen Fensterbänke noch mit schmutzigen Tellern und Tassen voll!
    »In diesem Haushalt ist seit dem Diluvium kein Handschlag mehr getan worden«, sagte Hermann.
    Aus einem Quantum Nescafé, das wir in einer Blechbüchse entdeckten, brühten wir uns eine dürre Plempe auf und schäkerten wie in der Jacobs-Kaffee-Reklame: »Da lacht das Kaffeeherz!« – »Ja, Frau Sommer, da schmeckt man das ganze Aroma!«
    Als Magnus zu uns stieß, flochten wir dezente Hinweise auf unseren Arbeitseifer ein. »Wir haben hier schon klar Schiff gemacht, wie du siehst …«
    Einen Verdienstorden könne er uns dafür nicht verleihen, sagte Magnus. Das sei kein ungespültes Geschirr gewesen, was wir da abgewaschen hätten, sondern eine über Wochen und Monate gewachsene »Skulptur«. Die hätten wir zerstört. »Ich will euch jetzt nicht mit Vorwürfen überhäufen, aber für mich sind da viele Erinnerungen mit verbunden gewesen, mit jedem Stück!«
    Er meinte das todernst, und wir verließen ihn mit einem saublöden Gefühl.
    »Die alte Leier«, sagte

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