Alle Weihnachtserzählungen
ehrenwerte Herr, der erregt und gereizt aussah.
„Na, was zum Teufel ist das, John Peerybingle!“ sagte Tackleton. „Da liegt ein Mißverständnis vor. Ich verabredete mich mit Mrs. Tackleton an der Kirche, und ich schwöre, daß ich auf dem Weg hierher auf der Straße an ihr vorbeigefahren bin. Oh, da ist sie ja! Verzeihung, Sir, ich habe nicht das Vergnügen, Sie zu kennen, aber wenn Sie mir den Gefallen täten, diese junge Dame in Ruhe zu lassen, sie hat nämlich heute morgen eine besondere Verpflichtung.“
„Ich kann sie aber nicht in Ruhe lassen“, erwiderte Edward. „Das könnte ich mir gar nicht vorstellen.“
„Was meinen Sie damit, Sie Vagabund?“ sagte Tackleton. „Ich meine, daß ich heute morgen, da ich Nachsicht mit Ihrem Ärger übe“, sagte der andere lächelnd, „für einen scharfen Disput so taub bin, wie ich es gestern abend bei allen Unterhaltungen war.“
Was für ein Blick, den Tackleton ihm zuwarf, und was für ein plötzliches Zusammenzucken!
„Es tut mir leid, Sir“, sagte Edward und hielt ihm Mays linke Hand, besonders den Ringfinger, hin, „daß die junge Dame Sie nicht zur Kirche begleiten kann. Da sie aber schon einmal heute morgen dort war, werden Sie ihr vielleicht verzeihen.“
Tackleton betrachtete kühl den Ringfinger und zog aus seiner Westentasche ein kleines Stück Silberpapier heraus, das offenbar einen Ring enthielt.
„Miss Slowboy“, sagte Tackleton. „Hätten Sie die Güte, dies ins Feuer zu werfen? Danke.“
„Es war ein Verlöbnis aus vergangener Zeit, ein ganz altes Verlöbnis, das meine Frau daran hinderte, ihre Verabredung mit Ihnen einzuhalten, das versichere ich Ihnen“, sagte Edward.
„Mr. Tackleton wird der Gerechtigkeit halber zugeben, daß ich mich ihm wahrheitsgetreu offenbart und ihm viele Male gesagt habe, daß ich es nie vergessen könnte“, sagte May errötend.
„O gewiß!“ sagte Tackleton. „O selbstverständlich. Oh, es ist in Ordnung. Es ist völlig richtig. Mrs. Edward Plummer, nehme ich an?“
„So ist der Name“, erwiderte der Bräutigam.
„Ach, ich hätte Ihnen nicht begegnen sollen, Sir“, sagte Tackleton, während er sein Gesicht genauestens betrachtete und eine tiefe Verbeugung machte. „Viel Vergnügen, Sir!“
„Danke.“
„Mrs. Peerybingle“, sagte Tackleton, indem er sich plötzlich dahin wandte, wo sie mit ihrem Mann stand, „es tut mir leid. Sie haben mir nicht gerade einen großen Gefallen getan, aber, so wahr ich lebe, es tut mir leid. Sie sind besser, als ich gedacht habe. John Peerybingle, es tut mir leid. Sie verstehen mich, es reicht. Es ist völlig richtig, meine Damen und Herren, und vollkommen einleuchtend. Guten Morgen.“
Mit diesen Worten tat er die Sache ab und setzte sich darüber hinweg. Nur an der Tür blieb er stehen, entfernte die Blumen und Bänder vom Kopf des Pferdes und versetzte dem Tier einen Rippenstoß, um ihm zu verstehen zu geben, daß bei seiner Verabredung etwas nicht stimmte.
Natürlich wurde es zur heiligen Pflicht, den Tag so auszurichten, daß diese Ereignisse für immer auf Peerybingles Kalender als ein großer Festtag vermerkt werden konnten. Also ging Pünktchen ans Werk, solch ein Fest zu arrangieren, das dem Haus und jedem Beteiligten unsterbliche Ehre einbringen sollte. Und in sehr kurzer Zeit steckte sie bis zu den mit Grübchen versehenen Ellbogen im Mehl und machte den Mantel des Fuhrmannes jedesmal weiß, wenn er in ihre Nähe kam und sie ihn aufhielt, um ihm einen Kuß zu geben. Dieser gute Kerl wusch das Blattgemüse, schälte die Rüben, zerbrach Geschirr, kippte Eisentöpfe mit kaltem Wasser auf dem Feuer um und machte sich auf allerlei Weise nützlich, während zwei berufsmäßige Helfer, die rasch von irgendwoher aus der Nachbarschaft herbeigerufen worden waren, in allen Eingängen zusammenstießen und um die Ecken rannten, als ginge es um Leben oder Tod, und jedermann überall über Tilly Slowboy und das Baby stolperte. Tilly war nie zuvor dermaßen in Erscheinung getreten. Ihre Allgegenwart war der Gegenstand allgemeiner Bewunderung. Um fünf vor halb drei war sie ein Hindernis im Korridor, genau um halb drei eine Fußangel in der Küche und um fünf nach halb drei eine Falle in der Dachkammer. Der Kopf des Babys war ein Prüfstein für jede Art von Materie: Tier-, Pflanzen- und Mineralreich. Nichts wurde an diesem Tag benutzt, was nicht irgendwann einmal nähere Bekanntschaft mit ihm machte.
Dann wurde eine große Expedition in Bewegung
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