Alle Weihnachtserzählungen
Menge zu tun!“ antwortete sie und sah nach ihrer sicheren Ankunft zu Hause geschäftig nach all den Päckchen und Körben. „Acht, neun, zehn, wo is elf? Oh! Mein Korb is elf. Schon gut. Versorg das Pferd, Harry, und wenn es wieder hustet, gib ihm heute abend warmes Futter. Acht, neun, zehn. Na, wo is elf? Ach, ich hab’s vergessen, schon gut. Wie geht’s den Kindern, Ben?“
„Sind gesund und munter, Clemmy.“
„Gesegnet seien ihre lieben Gesichter!“ sagte Mrs. Britain, befreite ihr eigenes rundes Antlitz von der Haube (denn sie und ihr Mann befanden sich inzwischen im Schankraum) und glättete das Haar mit ihren bloßen Händen. „Gib uns einen Kuß, Alter!“
Mr. Britain kam dem sofort nach.
„Ich denke“, sagte Mrs. Britain, wandte sich ihren Taschen zu und zog einen riesigen Berg dünner Bücher und zerknitterter Papiere hervor – ein wahrer Stall von Eselsohren –, „ich hab alles erledigt. Alle Rechnungen bezahlt, Rüben verkauft, das Konto des Brauers überprüft und bezahlt, Tabakspfeifen bestellt, siebzehn Pfund und vier Schilling bei der Bank eingezahlt, Dr. Heathfield die Kosten für die kleine Clem beglichen – schätze mal, wieviel das macht –, Dr. Heathfield will nichts mehr annehmen, Ben.“
„Ich glaube auch nicht“, erwiderte Ben.
„Nein. Er sagt, wie groß deine Familie auch sein wird, Ben, er wird dir nich ’n Sechser abnehmen. Nich mal, wenn du zwanzig hättst.“
Mr. Britains Gesicht nahm einen ernsten Ausdruck an, und er sah angestrengt zur Wand hin.
„Isses nich nett von ihm?“ fragte Clemency.
„Sehr“, erwiderte Mr. Britain. „Das ist eine Art von Gefälligkeit, die ich auf keinen Fall mißbrauchen würde.“
„Nein“, gab Clemency zurück. „Natürlich nich. Dann is da das Pony – es hat acht Pfund zwei Schilling gebracht; das is nich schlecht, wie?“
„Das ist sehr gut“, sagte Ben.
„Ich freu mich, daß du zufrieden bist!“ rief seine Frau aus. „Ich dachte schon, du bist es nich. Ich glaube, das is alles und momentan nichts mehr von Ihrer und so weiter, Clemency Britain. Hahaha! Da! Nimm die Papiere und schließ sie weg. Oh! Einen Augenblick. Hier is ein gedruckter Anschlag zum Aufhängen. Noch feucht vom Drucker. Wie gut das riecht!“
„Was ist das?“ fragte Ben und las sich das Schriftstück durch.
„Ich weiß nich“, antwortete seine Frau. „Ich hab kein Wort davon gelesen.“
„Bei Auktion zu verkaufen“, las der Wirt der „Muskatreibe“, „wenn nicht vorher durch Privatvertrag veräußert.“
„So schreiben sie immer“, sagte Clemency.
„Ja, aber sie schreiben nicht immer das“, erwiderte er. „Sieh mal: Herrenhaus und so weiter, Büros und so weiter, Sträucher und so weiter, Umzäunung und so weiter, Firma Snitchey und Craggs und so weiter, Anteil des hypothekenfreien Besitzes von Esquire Michael Warden, der beabsichtigt, weiterhin im Ausland zu leben!“
„Beabsichtigt, weiterhin im Ausland zu leben!“ wiederholte Clemency.
„Hier ist es“, sagte Britain. „Sieh mal!“
„Und gerade heute hab ich’s am alten Haus flüstern hören, daß bessere und verständlichere Nachrichten von ihr halb zugesagt waren!“ sagte Clemency, schüttelte besorgt den Kopf und streichelte ihre Ellbogen, als ob die Erinnerung an die alten Zeiten unbewußt ihre alten Gewohnheiten wachrief. „Du meine Güte! Da drüben wird es schwere Herzen geben, Ben.“
Mr. Britain seufzte, schüttelte den Kopf und sagte, er könne daraus nicht klug werden und habe es schon lange aufgegeben. Mit dieser Bemerkung machte er sich daran, den Anschlag am Innenfenster des Schankraumes anzubringen. Nachdem sie ein paar Augenblicke schweigend gegrübelt hatte, raffte sich Clemency auf, glättete ihre sorgenvolle Stirn und hastete davon, um nach den Kindern zu sehen.
Obwohl der Wirt der „Muskatreibe“ seiner guten Ehefrau große Hochachtung entgegenbrachte, war diese doch von gönnerhafter Art, und sie belustigte ihn mächtig. Nichts hätte ihn so sehr in Erstaunen versetzt, wie von dritter Seite zu hören, daß sie es war, die das ganze Haus führte und ihn mit ihrer unkomplizierten, ehrlichen Wirtschaftlichkeit, ihrer guten Laune und Ehrlichkeit und mit ihrem Fleiß zu einem erfolgreichen Mann gemacht hatte. Es ist so leicht, auf jeder Stufe im Leben (wie sie die Welt sehr oft vorfindet) jene fröhlichen Naturen, die nie ihre Verdienste geltend machen, so zu beurteilen, wie sie sich in ihrer Bescheidenheit selbst einschätzen; und eine
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