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Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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die neue Musselingardine für das Fenster, Mr. Edmund“, sagte Milly und nähte, während sie sich unterhielt. „Sie wird sehr sauber und hübsch aussehen, obwohl sie wenig kostet, und wird Ihre Augen vor dem Licht schützen. Mein William sagt, das Zimmer sollte jetzt nicht zu hell sein, wenn Sie sich so gut erholen, sonst macht das Grelle Sie schwindlig.“
    Er sagte nichts, aber als er seine Lage veränderte, lag darin etwas so Ärgerliches und Ungeduldiges, daß ihre flinken Finger innehielten und sie ihn besorgt betrachtete.
    „Die Kopfkissen sind nicht bequem“, sagte sie, legte ihre Arbeit hin und stand auf. „Ich werde sie schnell zurechtrücken.“
    „Sie sind sehr gut“, antwortete er. „Lassen Sie sie in Ruhe, bitte. Sie machen zuviel Wesen von allem.“
    Er hob den Kopf, um ihr das zu sagen, und sah sie dabei so undankbar an, daß sie, nachdem er sich wieder fallen gelassen hatte, schüchtern und zögernd dastand. Sie nahm jedoch wieder ihren Platz ein und griff zur Nadel, ohne ihm auch nur einen anklagenden Blick zuzuwerfen, und war bald so geschäftig wie zuvor.
    „Ich habe darüber nachgedacht, Mr. Edmund, daß Sie in letzter Zeit, wenn ich neben Ihnen saß, oft daran gedacht haben, wie wahr das Sprichwort ist, daß die Not ein guter Erzieher ist. Nach dieser Krankheit wird Ihnen die Gesundheit wertvoller sein als je zuvor. Und Jahre später, wenn diese Zeit des Jahres wieder heran ist und Sie sich an die Tage erinnern, als Sie hier krank und allein lagen, und die Kenntnis Ihrer Krankheit nicht jene betrüben kann, die Ihnen am nächsten stehen, wird Ihnen Ihr Heim doppelt lieb und beglückend Vorkommen. Ist das nicht eine gute, wahre Sache?“
    Sie war zu stark mit ihrer Arbeit beschäftigt und zu ernst bei dem, was sie sagte, und zu gelassen und ruhig, als daß sie auf einen Blick achtgegeben hätte, den er ihr möglicherweise als Antwort zuwarf. So traf der Pfeil seines undankbaren Blickes ins Leere und verwundete sie nicht.
    „Ach!“ sagte Milly, wobei sie ihren hübschen Kopf gedankenvoll zur Seite neigte, als sie hinuntersah und ihren flinken Fingern folgte. „Selbst auf mich – und ich unterscheide mich sehr von Ihnen, denn ich bin nicht gebildet und weiß nicht, wie man richtig denkt – hat die Betrachtung solcher Dinge einen großen Eindruck gemacht, seit Sie hier krank liegen. Als ich gesehen habe, wie gerührt Sie von der Freundlichkeit und Aufmerksamkeit der armen Leute da unten waren, habe ich gespürt, daß Sie diese Erfahrung als einen Ersatz für den Verlust Ihrer Gesundheit ansahen, und ich las in Ihrem Gesicht so deutlich wie in einem Buch, daß wir über etwas Kummer und Not nicht das Gute vergessen sollten, was uns umgibt.“
    Da er von der Couch aufstand, wurde sie unterbrochen, ehe sie noch mehr sagen konnte.
    „Wir brauchen die Verdienste nicht überzubewerten, Mrs. William“, erwiderte er geringschätzig. „Die Leute da unten werden, das darf ich wohl sagen, rechtzeitig für jeden kleinen Extradienst bezahlt, den sie mir erwiesen haben; und vielleicht erwarten sie nicht weniger. Ich bin auch Ihnen sehr verbunden.“
    Ihre Finger hielten an, und sie sah ihn an.
    „Ich fühle mich aber nicht mehr zu Dank verpflichtet, wenn Sie den Fall übertreiben“, sagte er. „Ich bin mir bewußt, daß Sie sich für mich interessiert haben, und ich sage, ich bin Ihnen sehr verbunden. Was wollen Sie noch mehr?“ Die Arbeit fiel ihr in den Schoß, als sie noch immer zu ihm hinsah, wie er mit unduldsamer Miene auf und ab lief und hin und wieder stehenblieb.
    „Ich sage noch einmal, daß ich Ihnen sehr verbunden bin. Warum soll ich meinen Verstand damit schwächen, wozu ich Ihnen verpflichtet bin, indem ich Ansprüche gegen mich erhebe? Not, Kummer, Betrübnis, Unglück! Man könnte annehmen, ich wäre hier ein Dutzend Tode gestorben!“
    „Glauben Sie, Mr. Edmund“, fragte sie, erhob sich und ging näher an ihn heran, „daß ich von den armen Leuten im Haus mit irgendeinem Bezug auf mich gesprochen habe? Auf mich?“ Sie legte die Hand mit einem schlichten und arglosen Lächeln der Verwunderung auf ihre Brust.
    „Oh, ich glaube gar nichts, meine Liebe“, erwiderte er. „Ich hatte eine Unpäßlichkeit, die Ihre Überängstlichkeit – hören Sie, ich sagte, Ihre Überängstlichkeit! – eher größer macht, als daß sie ihr nützt. Und sie ist vorbei, und wir können sie nicht verlängern.“
    Kalt nahm er ein Buch zur Hand und setzte sich an den Tisch.
    Sie beobachtete

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