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Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ihn eine Weile, bis ihr Lächeln völlig verschwunden war, und als sie dann an ihren Korb zurückkehrte, fragte sie freundlich:
    „Mr. Edmund, möchten Sie lieber allein sein?“
    „Es besteht kein Grund, Sie hier zurückzuhalten“, antwortete er.
    „Außer …“, sagte Milly zögernd und zeigte ihre Arbeit. „Oh, die Gardinen“, antwortete er mit verächtlichem Lachen. „Es lohnt nicht, deswegen zu bleiben.“
    Sie packte das kleine Päckchen wieder zusammen und legte es in ihren Korb. Als sie dann mit solch einem Ausdruck von geduldigem Bitten vor ihm stand, daß er nicht anders konnte, als sie anzusehen, sagte sie:
    „Wenn Sie mich brauchen sollten, komme ich gern zurück. Als Sie mich brauchten, machte es mich glücklich herzukommen; dabei war kein Verdienst. Ich glaube, Sie haben Angst, daß ich Ihnen jetzt, da es Ihnen besser geht, lästig werde; aber das wäre ich wirklich nicht geworden. Ich wäre nicht länger gekommen, als Ihre Schwäche und Bettlägerigkeit gedauert hat. Sie sind mir nichts schuldig. Aber es ist nur recht und billig, wenn Sie mich so gerecht behandeln, als wenn ich eine Dame wäre – sogar die Dame, die Sie lieben. Und wenn Sie von mir annehmen, daß ich so niederträchtig bin und viel Wesen um das bißchen mache, daß ich versucht habe, Ihr Krankenzimmer behaglich zu machen, tun Sie sich selbst mehr Unrecht, als Sie es mir je antun können. Darum bin ich traurig. Das ist es, was mir sehr leid tut.“
    Wenn sie so leidenschaftlich gewesen wäre, wie sie ruhig war; so entrüstet, wie sie gelassen war; einen so ärgerlichen Blick gehabt hätte, wie er freundlich war; einen so lauten Tonfall, wie er leise und klar war; hätte sie kein Gefühl ihres Weggehens im Zimmer hinterlassen können, das mit dem zu vergleichen gewesen wäre, was den einsamen Studenten überkam, als sie wegging.
    Er starrte traurig auf die Stelle, wo sie gewesen, als Redlaw aus seinem Versteck auftauchte und an die Tür kam.
    „Wenn Sie erneut eine Krankheit heimsucht“, sagte er und blickte grimmig zu ihm zurück, „– möge es bald sein! – Sterben Sie hier! Verfaulen Sie hier!“
    „Was haben Sie getan?“ erwiderte der andere und griff nach seinem Umhang. „Was für eine Veränderung haben Sie in mir bewirkt? Was für einen Fluch haben Sie auf mich geladen? Geben Sie mir mein Ich zurück!“
    „Geben Sie mir mein Ich zurück!“ rief Redlaw wie ein Verrückter aus. „Ich habe mich angesteckt! Ich bin ansteckend! Ich bin mit Gift für meine eigene Seele und die Seelen der ganzen Menschheit angefüllt. Wo ich Interesse, Mitleid und Mitgefühl empfand, verwandle ich mich in Stein. Selbstsucht und Undankbarkeit entstehen in meinen verderbenbringenden Fußspuren. Ich bin nur so viel weniger gemein als die Elenden, die ich so mache, daß ich sie im Augenblick der Verwandlung hassen kann.“
    Als er sprach – der junge Mann hielt sich noch an seinem Umhang fest –, stieß er ihn von sich und schlug ihn. Dann stürzte er wild in die Abendluft hinaus, wo der Wind wehte, der Schnee fiel, die Wolken dahinsausten, der Mond schwach schien und wo die Worte der Erscheinung: „Die Gabe, die ich dir verliehen habe, sollst du weitergeben, wohin du auch gehst!“ im Wind wehten, mit dem Schnee fielen, mit den Wolken zogen, im Mondlicht schienen und sich drohend in die Dunkelheit erhoben.
    Woher er ging, wußte er nicht, und es kümmerte ihn nicht, so daß er Gesellschaft aus dem Wege ging. Die Verwandlung, die er an sich verspürte, machte die belebten Straßen zur Einöde und ihn selbst verlassen, und die Menschenmenge um ihn herum mit ihren mannigfaltigen Leiden und Lebensgewohnheiten zu einer Sandwüste, die der Wind zu unerklärlichen Haufen aufwirbelte und in der es ein verderbliches Durcheinander anrichtete. Jene Überreste in seiner Brust, von denen die Erscheinung gesagt hatte, daß sie „bald vergehen“ würden, waren bis jetzt noch nicht so weit vergangen, so daß er noch genug von dem begriff, was er war und was er aus anderen machte, um allein sein zu wollen.
    Bei diesen Gedanken entsann er sich, als er weiterging, plötzlich des Jungen, der in sein Zimmer gerannt war. Und dann erinnerte er sich, daß von allen, mit denen er seit dem Verschwinden der Erscheinung zusammengetroffen war, jener Junge als einziger kein Zeichen der Veränderung gezeigt hatte. Ungeheuerlich und widerlich, wie das wilde Geschöpf ihm erschien, entschloß er sich, herauszufinden und zu prüfen, ob es wirklich so war, und ihn

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