Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
zu seinem Führer um. Doch der Geist des Kindes hatte die Flucht ergriffen und war weg.
    Auch er blieb nicht am selben Ort, denn Sir Joseph Bowley, der Freund und Vater der Armen, gab in Bowley Hall ein Fest zu Ehren von Lady Bowleys Geburtstag. Und da Lady Bowley an einem Neujahrstag geboren worden war (was die Lokalpresse für einen besonderen Fingerzeig der Vorsehung auf den ersten Platz, Lady Bowleys vorherbestimmten Rang in der Schöpfung, hielt), fand diese Feier an einem Neujahrstag statt.
    Bowley Hall war voller Besucher. Der rotgesichtige Herr war da, Mr. Filer war da, der große Stadtrat Cute war da – Stadtrat Cute fühlte sich zu großen Leuten hingezogen und hatte auf Grund seines höflichen Briefes seine Bekanntschaft mit Sir Joseph Bowley beträchtlich vertiefen können; er war seitdem direkt ein Freund der Familie geworden –, und viele Gäste waren da. Trottys Geist – armes Wesen – wanderte traurig umher und hielt nach seinem Führer Ausschau.
    Es sollte ein großartiges Essen im großen Saal geben, wo Sir Joseph Bowley in seiner berühmten Eigenschaft als Freund und Vater der Armen seine große Rede halten sollte. Zuerst sollten seine Freunde und Kinder in einem anderen Raum Plumpudding essen, und auf ein Zeichen hin sollten sich die Freunde und Kinder unter ihre Freunde und Väter mischen und eine Familienversammlung abhalten, bei der vor Rührung kein Auge trockenbleiben sollte.
    Aber es sollte noch mehr geschehen. Sogar noch mehr als das. Sir Joseph Bowley, Baronet und Parlamentsabgeordneter, sollte mit seinen Pächtern eine Kegelpartie veranstalten, eine richtige Kegelpartie.
    „Was mich an die Zeit des alten Königs Hal erinnert“, sagte Stadtrat Cute, „des tapferen, beleibten Königs Hal. Ah, ein feiner Charakter!“
    „Sehr fein“, sagte Mr. Filer trocken. „Frauen zu heiraten und sie umzubringen. Im Laufe der Zeit erheblich mehr Frauen als im Durchschnitt.“
    „Du wirst die schönen Damen heiraten und sie nicht umbringen, was?“ sagte Stadtrat Cute zu Bowleys zwölfjährigem Nachkommen.
    „Ein lieber Junge! Wir werden diesen kleinen Herrn, ehe wir’s uns versehen, im Parlament haben“, sagte der Stadtrat, hielt ihn bei den Schultern und sah so nachdenklich wie möglich aus. „Wir werden von seinen Erfolgen bei der Wahl, seinen Reden im Parlament, seinen Regierungsvorschlägen und seinen glänzenden Leistungen auf allen Gebieten hören. Ha, wir werden im Gemeinderat unsere kleinen Reden auf ihn halten, ganz sicher, ehe wir’s uns versehen!“
    ,Oh, was machen Schuhe und Strümpfe für einen Unterschied!‘ dachte Trotty. Aber sein Herz fühlte sich zu dem Kind hingezogen, um dieser Jungen ohne Schuhe und Strümpfe willen, die sich (nach Meinung des Stadtrates) als schlecht erweisen würden und die die Kinder der armen Meg sein könnten.
    „Richard“, stöhnte Trotty und streifte in der Gesellschaft umher. „Wo ist er? Ich kann Richard nicht finden! Wo ist Richard?“
    Es war unwahrscheinlich, daß er dort war, falls er noch lebte! Doch Trottys Kummer und Einsamkeit verwirrten ihn, und er streifte in der feinen Gesellschaft herum, suchte seinen Führer und sagte: „Wo ist Richard? Zeig mir Richard!“
    So wanderte er umher, als er auf Mr. Fish, den Privatsekretär, stieß, der sich in großer Aufregung befand.
    „Du meine Güte!“ rief Mr. Fish. „Wo ist Stadtrat Cute? Hat jemand den Stadtrat gesehen?“
    Den Stadtrat gesehen? Ach, du lieber Himmel! Wer könnte jemals umhin, den Stadtrat zu sehen? Er war so aufmerksam, so leutselig, er hatte so sehr den natürlichen Wunsch des Volkes, ihn zu sehen, im Sinn, daß er, falls er einen Fehler besaß, den einen hatte, daß er ständig im Blickwinkel war. Und wo immer die großen Leute waren, befand sich, angezogen von der Sympathie verwandter Seelen, ganz sicher auch Cute.
    Einige Stimmen riefen, er wäre in dem Kreis, der sich um Sir Joseph scharte. Mr. Fish bahnte sich seinen Weg, fand ihn und führte ihn heimlich zu einem nahe gelegenen Fenster. Trotty schloß sich ihnen an. Nicht aus eigenem Antrieb. Er fühlte, daß seine Schritte in diese Richtung gelenkt wurden.
    „Mein lieber Stadtrat Cute“, sagte Mr. Fish. „Ein bißchen mehr hierher. Etwas Schreckliches hat sich ereignet. In diesem Augenblick habe ich die Nachricht erhalten. Ich denke, es wird das beste sein, Sir Joseph davon erst in Kenntnis zu setzen, wenn der Tag vorbei ist. Sie kennen sich mit Sir Joseph aus und werden mir Ihre Meinung sagen. Ein

Weitere Kostenlose Bücher