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Allein auf Wolke Sieben

Allein auf Wolke Sieben

Titel: Allein auf Wolke Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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mit dem rechten Zeigefinger auf Klaus’ oder besser Roderichs Hintern zu deuten scheint. »An dem darauffolgenden Tag habe ich stundenlang den Beichtstuhl blockiert, nur um mich am nächsten Abend wieder mit euch zu treffen«, plappert sie ohne Unterlass, »na los, Roderich, erzähl Knut, was ihr damals mit mir angestellt habt.« Ihr Zeigefinger weist noch immer nachdrücklich auf sein Hinterteil.
    »Naja«, meint der Angesprochene und grunzt ein wenig verlegen.
    »Nur zu«, meint sie aufmunternd, während ihr Herumgefuchtele noch energischer wird. In diesem Moment blitzt etwas in der Sonne auf. Natürlich, der Türschlüssel, den er eben einfach so in die Tasche gesteckt hat, guckt daraus hervor. Omi will, dass ich den an mich nehme
und durch das Tor gehe, während sie die beiden ablenkt. Wahrscheinlich ist gar nichts dran an der Geschichte vom Dreier in der Scheune, denke ich erleichtert, während ich mich von hinten anpirsche und ganz vorsichtig nach dem Schlüssel greife. »Du brauchst dich wirklich nicht zu schämen«, ermutigt Liesel ihn währenddessen. »Wenn sich hier eine schämen müsste, dann bin ich das, nicht wahr?« Ich erwische den Schlüssel und ziehe ihn mit angehaltenem Atem vorsichtig aus der Tasche. Er ist viel schwerer, als ich dachte. »Aber ich schäme mich nicht. Ich hatte so viel Spaß mit euch Jungs.« Auf leisen Sohlen schleiche ich zum Tor und stecke den Schlüssel ins Schloss.
    »Du sollst nicht stehlen«, ertönt da wieder diese Stimme in meinem Kopf und ich zucke erschreckt zusammen. Es geht aber nicht anders, denke ich trotzig und drehe den Schlüssel herum. Lautlos gleitet die Türe auf. »Du sollst nicht stehlen, du sollst nicht stehlen!«, dröhnt es immer lauter in meinem Kopf. Ich werfe einen Blick zurück.
    »Da haben wir dich wohl ordentlich durchgevögelt«, meint Knut immer noch zögernd, aber mit unleugbarem Interesse in der Stimme.
    »Und wie«, nickt meine tapfere Großmutter. Was passiert wohl, wenn die beiden merken, dass ich verschwunden bin?
    »DU SOLLST NICHT STEHLEN!« Ich ziehe den Schlüssel aus dem Schloss und schleiche mich wieder von hinten an das Trio heran. Nirgendwo steht geschrieben, dass man sich nichts borgen darf, sofern man es unbeschadet wieder zurückgibt. Ich lausche und tatsächlich bleibt die Stimme in meinem Inneren stumm,
sobald ich den Schlüssel zurück in die Hosentasche des Wachmanns stecke.
    »Haben wir es dir beide zusammen besorgt oder hintereinander?«, fragt der gerade und bevor ich die Antwort hören kann, verschwinde ich eiligst durch das goldene Tor, das sich sanft hinter mir schließt.

Kapitel 8
    Nur etwa hundert Meter trennen mich jetzt von dem in der Sonne funkelnden Turm. Ein in wechselndem Farbenspiel schimmernder Pfad führt durch das weiße Wolkenmeer darauf zu. Ein Regenbogen. Gott wohnt am Ende des Regenbogens. Was für eine Inszenierung, denke ich fasziniert, während ich zögernd einen Fuß auf den Weg setze. Es fühlt sich so an, als würde man auf frisch gebohnertem Parkettfußboden laufen. Ich mache einige vorsichtige Schrittchen, rutsche aus und schliddere auf meinem Hosenboden weiter. In schneller Fahrt geht es erst bergauf und dann bergab in Richtung Turm und nach der ersten Schrecksekunde kann ich mir ein kleines Jauchzen nicht verkneifen. Das Vergnügen endet abrupt, als das riesige Eingangsportal näher und näher kommt. Panisch suche ich nach einer Bremsmöglichkeit, aber die Geschwindigkeit scheint immer noch weiter zuzunehmen. Zum Glück stehen die Torflügel weit offen. Plötzlich ist das Ende des Regenbogens erreicht, ich fliege durch das Tor und lande bäuchlings auf dem Marmorfußboden der Empfangshalle. Uff! Einen Augenblick verharre ich vollkommen regungslos. Wenn ich Knochen hätte, wären die jetzt zweifelsohne allesamt gebrochen. So aber rapple ich mich unverletzt auf und sehe mich
staunend in dem hohen Raum mit den vielen Säulen um. Ein bisschen sieht es hier so aus, wie ich mir den Olymp vorstelle, bis auf die Wendeltreppe, die sich an der hinteren Wand in die Höhe schraubt. Kein Zweifel, dort muss ich hinauf. Ich trete näher an die eng gewundene Treppe heran und verrenke mir den Hals, um das Ende sehen zu können, aber die Treppe scheint endlos zu sein. Zögernd nehme ich die erste Stufe und frage mich, ob ein Aufzug nicht die sinnvollere Alternative wäre. Im selben Moment erfasst mich eine Art Strudel, alles dreht sich und ich klammere mich mit beiden Händen an dem eisernen Treppengeländer

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