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Allein die Angst

Allein die Angst

Titel: Allein die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Millar
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Schwimmunterricht geschickt hat. Das könnte ich morgen im Einkaufszentrum Brent Cross in ein anständiges Arbeitsoutfit investieren und dann von meinem ersten Honorar zurückzahlen. Ließ sich das vertreten?
    Beim Gedanken, am Montag in Guys Studio zurückzukehren, fährt mein Magen Achterbahn.
    Die Sprechanlage summt. Suzy. Gott sei Dank. Ich schiebe den Gedanken an Montag schnell weg und mache die Tür auf.
    »Hey, Honey. Ich kann nicht lange bleiben«, sagt sie, als sie hereinstürmt. »Jez hat Peter gerade ins Bett gebracht, ohne ihn mit seiner Ekzemsalbe einzuschmieren.«
    »Du liebe Zeit – ruf am besten gleich die Polizei.« Ich folge ihr in die Küche.
    Sie schaut mich seltsam an. »Oh, witzig.«
    »Wein?«, frage ich hastig. Bloß keine Missstimmung jetzt.
    Sie nickt und bedeutet mir mit den Fingern, dass ihr ein halbes Glas genügt. Beim Herumwirtschaften in der Küche spüre ich meine Anspannung. Ich bin ganz steif, aus Angst vor dem schwierigen Gespräch, das jetzt fällig ist.
    »Na …«, sagt sie und checkt zerstreut ihr Handy. »Was gibt’s?«
    »Suze …« Ich reiche ihr den Wein. »Schon seit Tagen will ich dir etwas sagen …«
    Sie sieht mich aufgeschreckt an.
    Ich hole tief Luft. »Ich fange wieder an zu arbeiten – am Montag. In meinem alten Studio.«
    Sie zuckt leicht zusammen und schlägt sich die Hand vor den Mund. Dann schiebt sie die Hand höher und hält sich die Augen zu.
    »Tut mir leid«, sage ich mit zerknirschter Miene. »Es geht einfach nicht anders.«
    Plötzlich höre ich sie schniefen.
    Was ist
das
denn?
    Sie schnieft wieder.
    »Suze!«, rufe ich. »Es ist nur ein erster Versuch, damit ich sehe, ob ich’s noch kann, und am Wochenende bin ich doch da, und …«
    Sie hebt die Hand von ihrem Gesicht. Erst nach einer Schrecksekunde erkenne ich, dass sie lächelt.
    »Weiß ich schon – du Luder!« Sie tut, als wolle sie mir eine kleben. »Und erfahren musste ich es von der Frau nebenan!«
    Mit einem slapstickhaften Augenrollen gibt sie mir zu verstehen, wie fies sie das von mir findet.
    Klar, das kann ich ihr nachfühlen. »Entschuldige. Ich weiß auch nicht, warum ich ihr das erzählt habe.«
    »He«, sagt Suzy, »mach dir keinen Kopf. Ich find’s toll.«
    »Wirklich?«
    »Absolut. Ich habe schon gemerkt, dass du in letzter Zeit ein bisschen down warst. Aber was machst du mit Rae?«
    »Sie geht in den Hort.«
    »Wirklich? Und was sagt Tom dazu?«
    Ich verziehe das Gesicht. »Was glaubst du denn?«
    »Willst du, dass ich sie ein bisschen im Auge behalte?«
    Sie weiß besser als jeder andere, wie schwer es mir fällt, Rae loszulassen.
    »Danke«, sage ich, stelle mein Weinglas ab und umarme sie. »Ach, was würde ich ohne dich bloß machen!« Was bin ich doch für eine verdammte Heuchlerin, denke ich. Und schiebe den Gedanken ganz schnell weg.
    »Ich weiß doch, dass du für mich dasselbe tun würdest«, sagt Suzy.
    Irgendwie kann ich es damit noch nicht gut sein lassen. Ich habe das Gefühl, ich bin Suzy etwas schuldig. Muss ihr zeigen, dass ich auch an ihrem Leben Anteil nehme.
    »Überlegst du nicht selber manchmal, ob jetzt, wenn die Kinder größer werden, nicht noch etwas anderes für dich drin wäre – Arbeiten, Studieren oder so?«
    Ich kann mich nicht erinnern, was Suzy gemacht hat, bevor die Kinder kamen. Ich glaube, sie hat Jez kennengelernt, als sie in Denver in einer Firma jobbte, mit der er zu tun hatte.
    Sie wird ernst.
    »Nein«, sagt sie. »Du liebe Zeit, nein danke. Wirklich. Ich möchte voll und ganz für meine Kinder da sein, Cal. Das ist mir wichtig.«
    Plötzlich steigt ein Bild in mir auf: Rae kommt am Montag aus dem Klassenzimmer, läuft aber nicht in meine Arme, sondern stellt sich in die Schlange der erschöpften Kinder, die von der Hortbetreuerin gleich in einen weiteren stickigen Raum geführt werden, wo sie noch mehr chaotischem Lärm und Krankheitskeimen ausgesetzt sind, bis ihre schmallippigen Eltern von der U-Bahn zur Schule hetzen und sie um sechs Uhr abholen.
    »Um mich mach dir mal keine Gedanken. Auf dich!« Suzy hebt ihr Glas. »Viel Glück, Honey, du weißt, du wirst mir fehlen.«
    Mit einem Mal habe ich keine Lust mehr auf meinen Wein. Suzy sieht mich fragend an.
    »Was ist denn? Macht dich die Rückkehr in den Job nervös?«
    »Und wie!«, sage ich. Irgendwie fühle ich mich verletzt, könnte aber nicht sagen, warum.
    Suzy betrachtet ihr Handy.
    »Verdammter Mist«, sagt sie.
    Jez kann wahrscheinlich die Windeln nicht finden. Vier

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