Allein unter Deutschen: Eine Entdeckungsreise (German Edition)
wie man sie umgeht. Ich ertrage das nicht!«
Soll ich Mustafa verraten, daß die orthodoxen Juden keinen Deut anders sind? Vielleicht beim nächsten Mal.
Kapitel 18 In dem begründet wird, warum Juden so gerne auf Tote schießen
Mustafa hat eine Mutter, die er liebt, seine leibliche türkische Mutter. Er hat aber auch noch eine zweite Mutter, eine Deutsche, die er Mama nennt. Diese deutschdeutsche Frau namens Gitti Schwantes, eine Friedensaktivistin aus Marxloh, ist der Geist und die treibende Kraft hinter »Rosen für Marxloh«, einer Friedens-und-Liebe-Initiative, die im wesentlichen aus einem Rosengarten besteht.
Gitti, deren Haus neben der Merkez-Moschee liegt, der »größten Moschee Deutschlands«, ist dieser Tage höchst beschäftigt. Die Süddeutsche Zeitung und ein Radiosender haben sich zum Interview angesagt. Sie ist gefragt und hat die Aufmerksamkeit ihrer Meinung nach auch verdient. Nachdem sie jahrelang darauf hingearbeitet hat, ist sie endlich im Besitz der diversen Genehmigungen und finanziellen Mittel, um auf dem Grundstück der Moschee einen Rosengarten anzulegen. Warum es staatlicher Genehmigungen bedarf, um auf dem Anwesen der Moschee etwas anzulegen, ist mir nicht klar, aber ich vermute mal, so wird es hier Gesetz sein. Worauf es aber wirklich ankommt, erfahre ich bald, ist die Idee hinter dem Ganzen. Der Garten, erzählt sie mir, wird es Angehörigen der verschiedenen Religionen ermöglichen, einmal bei der Moschee vorbeizuschauen und sich in muslimischer Umgebung wohlzufühlen. Anders gesagt: Es handelt sich um eine PR-Maßnahme zu dem Zweck, ein Bild der Moschee und des Islams zu zeichnen, das von Freundlichkeit und Liebe bestimmt ist.
Gitti kam 1972 mit ihrem Mann nach Marxloh. Die beiden,von ihrem Gerechtigkeitssinn erfüllte Intellektuelle, wollten die Arbeiter unterstützen und in ihren Anliegen bestärken. Gittis Mann, ein Ökonom, nahm eine Stelle in der Fabrik an – nicht, weil er aus der Arbeiterschicht stammte, sondern um letztere zu »infiltrieren«, wofür er zunächst einmal das Vertrauen der Arbeiter gewinnen mußte, indem er ackerte wie sie. Als er nach zehn Jahren glaubte, dies sei ihm gelungen, versuchte er sie zu einer sozialen Revolution gegen das Establishment anzustacheln. Die Arbeiter aber verweigerten sich.
Bald darauf ließen sich Gitti und ihr Mann scheiden.
Das muß ein wunder Punkt bei Gitti sein. Ich berühre ihn trotzdem.
Der Versuch, überall Liebe zu verbreiten, endete damit, daß Sie sich nicht einmal mehr gegenseitig lieben konnten. Stimmt das?
»Ach, es klingt schrecklich, wie Sie das formulieren.«
Aber stimmt es denn nicht?
»Ja, schon wahr.«
Und jetzt, was jetzt?
»Wir legen einen Rosengarten neben der Moschee an.«
Warum?
»Damit sich die Menschen begegnen können.«
Und einander lieben können?
»Ja.«
Derselbe alte Traum?
»Ja.«
Wer sind die Menschen, von denen Sie wollen, daß sie sich im Rosengarten liebhaben?
»Muslime, Juden, Christen.«
Und Sie glauben, Ihr Rosengarten werde dies bewirken?
»Ja.«
Warum und wie?
»Rosen riechen gut.«
Und deshalb wird man in den Rosengarten gehen?
»Ja.«
Sie werden den Weltfrieden und Liebe zwischen den drei Religionen mit einer Rose stiften?
»Das hoffe ich.«
Sie und Ihr Mann haben jahrzehntelang versucht, Liebe zwischen den Deutschen zu stiften, und sind damit gescheitert. Und jetzt glauben Sie, daß Sie –
»Warum sind Sie nicht vor zwei Jahren gekommen –?«
Noch nie hat jemand den Sinn Ihres Tuns angezweifelt, so daß sie sich jetzt wie ein totaler Idiot vorkommt. Doch zwei Minuten später bereut sie ihre Reue.
»Nein. Die Menschen werden kommen und miteinander sprechen –«
Glauben Sie wirklich, daß Juden in einen Garten auf einem Moscheegelände gehen, um Muslime zu treffen? Können sie ihnen nicht in einem türkischen Restaurant begegnen? Es gibt hier wunderbare türkische Restaurants. Ich habe sie selbst ausprobiert. Gehen Juden und Christen in diese Restaurants?
»Nein.«
Also warum –
»Ich weiß nicht. Aber der Garten wird schön werden –«
Würden Sie gerne in einen Rosengarten neben einem NPD-Büro gehen?
»Nein!«
Warum sollen dann Menschen, die von Muslimen gehaßt werden, in Ihren Garten kommen?
»Ich weiß es nicht.«
Vielleicht sollte man das Ganze einfach abblasen?
»Dafür ist es zu spät.«
Warum?
»Was soll ich sagen – daß ein Mann zu mir kam und mir Fragen stellte, die ich nicht beantworten konnte? Wie beschämend!«
Sind Sie
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