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Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte

Titel: Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Strand
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und klopfte mir auf den Rücken.
    Die Augen des Clowns leuchteten auf, und er stimmte ein lautes Kichern an. Zugleich begann sich sein Kopf hin- und herzudrehen. »Hallo, Leute!«, sprach der Clown mit unglaublich nerviger, schriller Stimme. »Willkommen in der Todeswelt! Ich bin sicher, ihr werdet jede Menge Spaß haben, wenn ihr ein paar einfache Regeln befolgt. Regel Nummer eins: Nicht ferkeln. Wenn ihr einen Arm, ein Bein oder einen Kopf verliert – aufheben und mitnehmen. Hinterlasst die Todeswelt so wunderschön, wie ihr sie vorgefunden habt.«
    »Ich hasse Clowns«, ließ Roger mich wissen.
    »Regel Nummer zwei: kein Essen und keine Getränke von außerhalb. Bestimmt wollt ihr euch nicht unsere Hirnburger, Speiseröhrenhotdogs oder Blutshakes entgehen lassen – jetzt sogar in A negativ! Regel Nummer drei: Passt auf, wo ihr hintretet, denn ihr könntet jeden Moment …« Der Kopf des Clowns begann, sich um dreihundertsechzig Grad zu drehen, und seine Stimme verwandelte sich in ein tiefes, dämonisches Brüllen: »…
sterben, sterben, sterben, steeerben

    Etwa zehn Sekunden lang lachte er hysterisch, dann hörte der Kopf zu rotieren auf, und die Stimme wurde wieder wie zuvor. »Falls ihr je hier rauskommen wollt, müsst ihr euch die vier Schlüssel verschaffen. Gewinnt sie! Findet sie! Erschnüffelt sie! Habt Spaß! Und blutet ordentlich!«
    Das Licht in den Augen des Clowns erlosch, und er erstarrte. Um ein Haar hätte ich ihm mit der Machete den Kopf abgehackt, aber willkürliche Zerstörungswut erschien mir denn doch unangebracht. Wir setzten uns den Sägemehlpfad entlang in Bewegung.
    Linker Hand feuerte ein mechanisches Skelett an einem Schießstand, der aus mechanischen Hündchen und Kätzchen bestand. Plötzlich drehte sich das Skelett um hundertachtzig Grad und entfesselte eine maschinengewehrartige Salve; Roger und ich duckten uns gerade noch rechtzeitig. Kurz darauf schwenkte das Skelett zurück und nahm wieder den Schießstand ins Visier.
    Auf der gegenüberliegenden Seite hockte eine künstliche – vermutete ich jedenfalls – Leiche auf einer Planke über einem Tauchbecken. Ein Schild verkündete:
Schick den Kadaver ins Becken und gewinn einen Schlüssel!
Allerdings handelte es sich um kein richtiges Tauchbecken … statt Wasser enthielt das Aquarium unter dem Leichnam Nägel.
    Ich vermutete, dass auch dieser Kadaver durch einen echten ersetzt werden sollte. Dann kam mir ein grässlicher Gedanke: Was, wenn die Schlüssel noch nicht in den Attraktionen hinterlegt worden waren?
    Nun, es hatte keinen Sinn, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, bis ich es mit Sicherheit wusste. Mit Nadeln bestückte Bretter, die ein Schummeln verhindern sollten, umgaben das Ziel in einem Umkreis von drei Metern. Ich ergriff aus dem Eimer neben dem Schild einen baseballgroßen, matschigen Augapfel. Zwei weitere befanden sich darin. »Willst du es versuchen, oder soll ich?«, fragte ich Roger.
    »Du zuerst«, antwortete er.
    Ich zielte und schleuderte den Augapfel, so kräftig ich konnte. Er klatschte gegen das Aquarium und verfehlte das Ziel um knapp einen Meter.
    Roger nahm sich einen Augapfel und ließ sich lächerlich lange Zeit dafür, den perfekten Winkel zu berechnen, dann warf er. Sein Augapfel traf fast genau an derselben Stelle auf wie meiner.
    »Hör auf, mich abzulenken«, mahnte mich Roger und ergriff das letzte Geschoss.
    Er warf den Augapfel … und traf das Ziel
beinah
, aber nicht ganz. Widerwärtige künstliche Augapfelmasse troff an der Holzattraktion hinab.
    »Dürfen wir mogeln?«, fragte Roger.
    »Ich wüsste nicht, was dagegen spricht.«
    Er nahm den Eimer, schleuderte ihn und traf das Ziel. Die Leiche fiel auf die Nägel und explodierte regelrecht in unglaublich widerwärtige, rote und gelbe Fetzen, die mich vermuten ließen, dass sie mit Wasserballons gefüllt gewesen war.
    Ein Geräusch wie das einer sich öffnenden Registrierkasse ertönte, und ein kleiner, goldener Schlüssel fiel in einen Schlitz, wo der Eimer gestanden hatte.
    »War doch gar nicht so schwer«, befand Roger.
    Wir gingen an einem langsamen Karussell mit schwarzem Baldachin vorüber. Auf den Feuer speienden Pferden saßen mechanische Kinder, die Körper verschrumpelt und mit Spinnweben überzogen, und ihr widerhallendes Gelächter dröhnte aus zwei Lautsprechern.
    Als Nächstes folgte ein Hau-den-Lukas-Spiel. An der Spitze der Skala prangte ein abgetrennter Kopf. Vermutlich nicht echt. Schlug man kräftig genug auf die

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