Aller guten Dinge sind vier
wusch mir das Haar zweimal und machte eine Cremespülung, aber es wurde einfach nicht sauber. Ich trat aus der Dusche und sah es mir an. Es lag an dem Ei. Das war steif und fest geworden wie Beton, und in dem Beton steckten kleine Eierschalensplitter.
»Warum ich?« sagte ich.
Morelli war auf der anderen Seite der Badezimmertür. »Hey, geht’s dir gut? Hältst du Selbstgespräche?«
Ich zog die Tür auf. »Schau dir das an!« sagte ich.
»Sieht aus wie Eierschalen.«
»Es geht nicht raus.«
Unter dem Vorwand, mein Haar zu untersuchen, neigte Morelli sich näher; in Wirklichkeit versuchte er unter mein Handtuch zu sehen. »Hm«, sagte er.
»Hör mal, ich brauch Hilfe.«
»Wir haben nicht viel Zeit.«
»Ich mein doch mit meinen Haaren.«
»Schätzchen, ich weiß nicht, wie ich’s dir sagen soll, aber ich fürchte, für deine Haare kommt jede Hilfe zu spät. Ich könnte höchstens versuchen, dich davon abzulenken.«
Ich kramte das Apothekerschränkchen durch und fand eine Schere. »Schneid das Ei raus.«
»Na, das wird was werden.«
Fünf Minuten später schaute Morelli von seiner Arbeit auf. Unsere Blicke trafen sich im Spiegel. »Das wär’s.«
»Wie schlimm ist es?«
»Weißt du noch, als Mary Jo Krazinski das Ekzem am Kopf hatte?«
Mir fiel die Kinnlade runter.
»So schlimm ist es nicht«, tröstete Morelli. »Hauptsächlich ist es kürzer – an manchen Stellen.« Er strich mit dem Finger über meine nackte Schulter. »Ein paar Minuten zu spät können wir ruhig kommen.«
»Nein! Zu deiner Mutter komm ich nicht zu spät. Deine Mutter macht mir eine Heidenangst.«
Seine Mutter machte allen außer Joe eine Heidenangst. Morellis Mutter hatte Argusaugen. Sein Vater war ein Trinker und ein Schürzenjäger gewesen. Seine Mutter war über jeden Vorwurf erhaben. Sie war eine Hausfrau und Mutter heroischer Dimensionen. Nie versäumte sie die Messe. In ihrer Freizeit arbeitete sie für eine wohltätige Organisation. Und sie ließ sich von niemandem was gefallen.
Morelli schob seine Hand unter mein Badetuch und küßte meinen Nacken. »Dauert doch nur ne Minute, Baby.«
Eine halbe Stunde später rannte ich in meinem Zimmer rum und suchte was zum Anziehen. »Also wirklich! Daß ich mich von dir hab rumkriegen lassen!« sagte ich. »Schau mal, wie spät wir dran sind!«
Morelli, der bereits fertig angekleidet war, lächelte. »So ein kleiner Beischlaf ist doch gar nicht so schlecht«, sagte er. »Ich weiß gar nicht, warum ich’s nicht schon früher versucht hab.«
Ich schlüpfte in mein Höschen. »Du hast’s nicht früher ausprobiert, weil du vor der Verpflichtung Angst hattest. Und du bist auch bis jetzt noch keine Verpflichtung eingegangen.«
»Ich hab immerhin einen ganzen Karton Kondome gekauft.«
»Das ist eine sexuelle Verpflichtung, mit einer Beziehung hat das nichts zu tun.«
»Aber es ist ein Anfang«, sagte Morelli.
Ich warf ihm einen Blick zu. »Vielleicht.« Ich zog einen kleinen Baumwollfummel aus dem Schrank. Er hatte die Farbe von sonnengebleichtem Stroh und war vorn durchgeknöpft. Ich zog mir das Kleid über den Kopf und glättete ein paar Fältchen mit den Händen.
»Wahnsinn!« sagte Morelli. »Du siehst umwerfend aus in dem Kleid.«
Er drängte sich an mich, bereit für die nächste Runde. »Hey, was soll das?«
»Hast du nicht Lust, ein neues Spiel zu lernen?« fragte er. »Es heißt Mr. und Mrs. Rover.«
»Ich hab Neuigkeiten für dich«, sagte ich. »Ich bügle nicht. Ich esse keinen rohen Fisch. Und ich mach’s nicht im Stehen. Wenn du mich jetzt anrührst, greif ich zur Waffe, das schwör ich dir.«
Mrs. Morelli öffnete uns die Tür und gab Joe einen Klaps auf die Wange. »Du Unersättlicher! Genau wie dein Vater, Gott sei seiner schwarzen Seele gnädig.«
Morelli sah lachend zu seiner Mutter hinunter. »Es ist ein Fluch.«
»Meine Schuld war’s nicht«, sagte ich. »Ehrlich.«
»Deine Nonna Bella und deine Tante Mary Elizabeth sind hier«, sagte Mrs. Morelli. »Sei also nicht so frech.«
Nonna Bella! Ich bekam einen Riesenschrecken. Nonna Bella hatte Diane Fripp verwünscht, und Diane hatte daraufhin drei Monate lang ununterbrochen ihre Periode gehabt! Ich überprüfte die Knöpfe vorn an meinem Kleid und vergewisserte mich verstohlen, daß ich all meine Unterwäsche wieder anhatte.
Nonna Bella und Tante Mary Elizabeth saßen im Wohnzimmer Seite an Seite auf der Couch. Nonna Bella ist eine kleine, weißhaarige Frau, nach italienischer Tradition stets
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