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Aller guten Dinge sind vier

Aller guten Dinge sind vier

Titel: Aller guten Dinge sind vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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schob die Pistole in eine Kommodenschublade. »Du hattest doch nur die eine, oder?«
    »Wofür hältst du mich? Die Frau mit den rauchenden Colts?«
    Gleich als erstes bemerkten Morelli und ich, daß Eddie Kuntz’ Wagen nirgends zu sehen war. Als zweites fiel uns auf, daß niemand uns die Tür aufmachte. Wir schauten durch das vordere Fenster. Keine brennenden Lichter. Keine Leichen auf dem Boden. Keine Anzeichen eines Kampfs. Kein Kuntz.
    Wir standen noch mit plattgedrückten Nasen am Fenster, als der große Lincoln vorfuhr.
    »Was ist hier los?« wollte Leo wissen.
    »Ich suche Eddie«, erklärte ich. »Haben Sie ihn gesehen?«
    Betty kam auf die Veranda raus. »Ist was nicht in Ordnung?«
    »Sie suchen Eddie«, sagte Leo. »Wann haben wir ihn das letztemal gesehen? Gestern?«
    »Gestern abend«, antwortete Betty. »Er ist kurz nach acht weggefahren. Ich weiß das noch, weil ich gerade die Blumen gegossen hab.«
    »War sein Wagen heute morgen hier?«
    »Jetzt wo Sie’s sagen, nein, ich kann mich nicht erinnern, ihn gesehen zu haben«, sagte Betty.
    »Samstag abend«, meinte Leo. »Sie wissen ja, wie das bei jungen Leuten ist.«
    Morelli und ich sahen uns an.
    »Könnte sein«, sagte Morelli.
    Ich gab ihnen meine Karte mit Telefon- und Piepsernummern. »Nur für den Fall«, sagte ich.
    »In Ordnung«, sagte Leo, »aber machen Sie sich keine Sorgen. Der macht sich nur nen schönen Lenz.«
    Sie verschwanden in ihrem kühlen, dunklen Haus, und die Tür fiel zu. Keine Einladung zum Kuchen.
    Morelli und ich gingen zum Pick-up zurück.
    »Und jetzt?« sagte ich.
    »Wahrscheinlich war der Brief von einer anderen Frau und nicht von Maxine. Das würde auch die Tatsache erklären, daß der Text nicht verschlüsselt war.«
    »Glaubst du das wirklich?«
    Morelli zuckte die Achseln. »Möglich ist es.«
    Ich fixierte das vordere Fenster der Glicks. »Sie beobachten uns. Ich kann sie da stehen sehen, ein paar Schritte vom Fenster entfernt.«
    Morelli drehte den Zündschlüssel. »Hast du jetzt was Bestimmtes vor?«
    »Ich hab mir gedacht, ich besuche mal Mrs. Nowicki.«
    »Was für ein Zufall! Gleich beim Aufwachen heute morgen hab ich gedacht, heut wär doch ein schöner Tag für einen Ausflug ans Meer.«
    Die Temperatur war in den Dreißigern. Der Himmel hatte die Farbe von grauem Gips. Und die Luftfeuchtigkeit war so hoch, daß ich sie wie einen Schleier auf meinem Gesicht spürte. Es war überhaupt kein schöner Tag für einen Ausflug, ganz gleich wohin.
    »Aber du spielst doch nicht die ganze Fahrt bis nach Point Pleasant Buddy Holly?«
    »Was gibt’s an Buddy Holly auszusetzen?«
    Ich schnitt eine Grimasse. Einen Geschmack hatte dieser Mensch!
    Als wir in Point Pleasant ankamen, fing es an zu regnen. Ein schöner stetig strömender Landregen, der den Strand im Nu leerfegte. Regen, wie die Bauern ihn liebten. Allerdings gab es in Point Pleasant keine Bauern – nur verärgerte Urlauber.
    Ich lotste Morelli zu dem Bungalow, den die Nowickis gemietet hatten, und wir blieben eine Weile im Auto sitzen und beobachteten des Haus. In der Einfahrt stand kein Wagen. Drinnen brannte nirgends Licht. Nichts rührte sich.
    »Sieht aus wie bei Eddie Kuntz«, sagte ich.
    »Ja«, sagte Morelli. »Komm, schauen wir uns mal um.«
    Wir rannten zur überdachten Veranda und läuteten in der Erwartung, daß niemand uns öffnen würde. Als sich das bestätigte, spielten wir wieder mal die Fenstergucker.
    »Wir haben die Party verpaßt«, stellte Morelli fest.
    Das vordere Zimmer war ein einziges Chaos. Lampen, Tische, Sofapolster, alles durcheinandergeschmissen. Das waren nicht die Spuren von Joyces Überfall. Das war was ganz anderes.
    Ich versuchte, die Haustür zu öffnen, aber sie war abgesperrt. Wir rannten nach hinten und probierten es an der Hintertür. Auch da hatten wir kein Glück.
    »Ach verdammt«, sagte ich. »Wetten, da drinnen sind ein Haufen Spuren? Vielleicht sogar Leichen.«
    »Nur eine Möglichkeit, das rauszufinden.« Morelli schlug mit seinem Pistolenkolben das Fenster der Tür ein.
    Ich sprang zurück. »Mensch, bist du wahnsinnig! Was ist denn in dich gefahren? Hast du den Simpson-Prozeß nicht verfolgt? Auch Bullen können nicht einfach einbrechen.«
    Morelli hatte seinen Arm schon durch das Loch im Glas geschoben. »Es war ein Versehen. Außerdem bin ich heute kein Bulle. Heut hab ich frei.«
    »Du solltest dich mit Lula zusammentun. Ihr wärt ein Klassepaar.«

11
    Morelli machte die Tür auf, und wir stiegen

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