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Alles auf Anfang Marie - Roman

Alles auf Anfang Marie - Roman

Titel: Alles auf Anfang Marie - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Schroeder
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ich. Da hatten sie Pech, weil sie a) noch nicht nach draußen entschwunden waren und ich b) von gestern noch genug Adrenalin im Blut hatte, um mich auf diese Auseinandersetzung einzulassen. Ich schnappte mir also den Ersten, der sich blicken ließ   – das war in diesem Fall Gonzalez   –, und teilte ihm mit, dass erkeinen Ausgang hätte, bevor diese Aufgabe nicht erledigt wäre.
    Er sah mich ungläubig an. »Aber ich hab gestern Abend gar nich gegessen!«, behauptete er.
    »Das ist bedauerlich, aber kein Grund«, entgegnete ich. »Wir hatten besprochen, dass du spülst, also machst du das jetzt.«
    Seine Augen flammten empört. »Alleine?«
    »Nuala kann abtrocknen.«
    »Die schläft aber noch.«
    »Sie wird wohl bald aufstehen. Fang einfach schon mal an.«
    »Das is unfair!«, begehrte er auf. »Ich muss Sachen spülen, die ich gar nich dreckig gemacht habe!«
    »Und was tue ich hier?«, fragte ich ihn. »Pass auf, Gonzalez. Deine Mutter kann im Moment nicht so viel machen, das leuchtet dir doch ein, ja? Deshalb braucht sie Hilfe. Und zwar von allen.«
    »Aber Kevin is im Kindergarten!«, argumentierte er. »Muss der gar nix machen?«
    »Der wird auch seinen Teil tun«, versicherte ich ihm. »Aber er ist auch noch viel kleiner als du. Und jetzt leg los. Wenn du gleich angefangen hättest, statt mit mir zu diskutieren, dann wärst du schon mit der Hälfte fertig.«
    Mit vorwurfsvollem Gesicht stapfte er an die Spüle. »Und ich dachte, Sie wären nett«, brummelte er.
    »Bin ich auch«, sagte ich. »Vor allem zu Leuten, die ihre Vereinbarungen einhalten.«
    Während ich endlich mal die Fußböden wischte, behielt ich Gonzalez’ Tätigkeit im Auge. Natürlich begann er erst mal mit einigen dramatischen Einlagen, zu denen Seufzen, Stöhnen und mitleiderregende Kommentare gehörten. Aber er konnte ja nicht wissen, dass ich schon eine Generation Heranwachsender im Vorsprung war.Natürlich hatten Lotta und Christoph nicht häufig spülen müssen   – eigentlich nur im Urlaub, denn zu Hause hatten wir ja eine Spülmaschine   –, aber das Verhaltensmuster war mir durchaus bekannt.
    Zwischendurch musste ich ihn ein paarmal unterstützen. Ich zeigte ihm, dass die meisten Spülbürsten auch eine Kante haben, mit der man hartnäckige Reste abkratzen kann. Ich erklärte ihm, dass man am besten in einer bestimmten Reihenfolge spült, damit die fettigen Sachen nicht von Anfang an das Wasser versauen. Natürlich begeisterte ihn das alles nicht. Etwas besser wurde seine Laune erst, als ich Nuala wecken ging, damit sie auch ihren Teil übernehmen konnte. Mit ihr exerzierte ich das Ganze noch einmal durch, nur leicht unterstützt durch die Tatsache, dass Gonzalez bereits vorgelegt hatte und sie sich noch schlechter aus der Sache herausziehen konnte.
    Dafür dachte sie, sie käme aus der Nummer raus, nachdem ihr eine Tasse runtergefallen und in viele Scherben zersprungen war. Ich schickte sie erst mal aus dem Weg, weil sie keine Schuhe anhatte, und kehrte die Splitter sorgfältig auf. »Kann ich gehen?«, fragte sie hoffnungsvoll.
    »Nein!«, verkündete ich. »Du bist ja noch nicht fertig.«
    »Aber ich kann das nicht so gut«, versuchte sie mich zu überzeugen. »Siehst du ja.«
    »Deshalb musst du es lernen.«
    Auf ihrer schmollenden Unterlippe hätte man ein Centstück ablegen können. Mit ähnlicher Dramatik wie ihr Bruder machte sie sich wieder an die Arbeit. Gonzalez war mittlerweile Brötchen holen gegangen, weil es mal wieder kein Brot gab, und deshalb erklärte ich ihr, dass sie nach dem Frühstück auch noch staubsaugen sollte.
    »Och nö!«, jammerte sie. »Wieso immer ich?«
    Nicole hatte die ganze Zeit auf dem Sofa gelegen unduns beobachtet. Ich konnte es kaum fassen, wie jemand eine solche Passivität an den Tag legen konnte. Ab und zu gab sie einen Kommentar von sich wie »Nun stell dich nicht so an« oder »Tu schon, was Frau Overbeck sagt«, aber ansonsten sah sie uns zu, als würden wir für sie ein Theaterstück aufführen. Begleitet natürlich vom unvermeidlichen Fernseher, der aber wenigstens nicht mehr in solcher Lautstärke lief wie zu Anfang.
    Nachdem ich die Kinder endlich in die Freiheit entlassen hatte, sprach ich sie darauf an. »Wie ist das denn bisher gelaufen, als Sie noch nicht liegen mussten? Haben Sie da die Kinder an der Hausarbeit beteiligt?«
    »Ich hab’s versucht«, behauptete sie. »Aber die haben ja immer ihre Ausreden. Auf Sie hören die besser als auf mich.«
    »Natürlich

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