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Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Alles aus Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Moriarty
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dazwischenfunken will, wird der erwachsene Alfred die Kontrolle übernehmen. Sie werden die Frau auf einen Drink einladen. Heute Abend noch, wenn sie Zeit hat. Vielleicht ins Manly Wharf Hotel. Sie könnten an einem dieser Tische …« Okay, jetzt ließ sie sich aber doch ein bisschen zu sehr hinreißen. Sie musste die Sache schnell zu Ende bringen. »Und selbst wenn diese Frau Ihre Einladung ablehnen sollte, werden Sie voller Optimismus und Selbstvertrauen und Zuversicht sein, weil Sie den Mut hatten, sie zu fragen. Und nur das zählt. Nicken Sie, wenn Sie verstanden haben.«
    Alfred nickte. Sein Kopf sank auf seine Brust, und er sah wie ein Betrunkener aus, der darauf wartete, dass ihm jemand ein Taxi rief.
    Gut, dachte Ellen. Wir werden sehen, was passiert.
    Sie holte Alfred aus seiner Trance.
    »Wie fühlen Sie sich?«
    Alfred griff nach dem Glas Wasser, das Ellen ihm reichte, legte den Kopf zurück und leerte das Glas mit einem tiefen Zug. Dann stellte er es auf den Tisch zurück und lächelte Ellen an. Er hatte ein richtig nettes Lächeln.
    »Gut, glaube ich.« Er schüttelte den Kopf, lachte leise auf und sagte selbstironisch: »Tja, ich hab wohl immer schon gewusst, was Frauen wollen. Eine Schnecke mit einem haarigen Haus … Daran habe ich jahrelang nicht mehr gedacht.«
    »Ein burschikoseres Mädchen hätte sich bestimmt darüber gefreut«, meinte Ellen.
    »Aber Sie wollen doch sicher nicht behaupten, dass das der Grund für meine Redeangst ist, oder?«
    »Ich behaupte gar nichts.« Ellen faltete ihre Hände im Schoß und lächelte Alfred zu.
    »Es ist nur so …«
    »Was?«
    »Na ja, so banal. Das ist irgendwie peinlich. Ich meine, es ist nicht so, als hätten wir herausgefunden, dass ich in einem früheren Leben von ägyptischen Mönchen zu Tode gesteinigt wurde, weil ich eine langweilige Rede gehalten habe.«
    »Von ägyptischen Mönchen ?«
    »Oder was auch immer. Ich bin Wirtschaftsprüfer, kein Historiker. Egal, ich glaube sowieso nicht an ein früheres Leben.«
    Ausgezeichnet. Da hatte er mit Mary-Kate etwas gemeinsam. Auch sie glaubte nicht an ein früheres Leben. Darüber könnten sie sich doch unterhalten. Vielleicht waren sie im alten Rom zweifelnde Liebende gewesen?
    »Wenn ich wenigstens irgendetwas wirklich Schockierendes,Traumatisches aus meiner Kindheit verdrängt hätte«, sinnierte Alfred.
    Es war interessant, wie viele Patienten mit einer vollkommen glücklichen Kindheit wünschten, in ihrer Vergangenheit auf etwas Furchtbares zu stoßen.
    »Für ein Kind kann selbst das banalste Ereignis traumatisierend sein«, sagte Ellen, beugte sich vor und sah Alfred fest in die Augen. »Und diese Erinnerungen werden in unserem Unterbewusstsein abgespeichert. In unserer nächsten Sitzung werden wir daran arbeiten. Wir werden Ihr Unterbewusstsein sozusagen neu programmieren. Sie werden verblüfft sein, was für ein enormes Selbstvertrauen Sie in Zukunft haben werden, Alfred.«
    Sie wusste aus Erfahrung, dass ihre Patienten direkt nach einer Trance äußerst beeinflussbar waren. Sie nutzte die Gelegenheit, die während der Hypnose erlangten Erkenntnisse mit ein paar Suggestionen im Wachzustand zu vertiefen.
    Ellen warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Nun mach schon, Mary-Kate. Sag den Termin bloß nicht ab. Hier wartet möglicherweise dein Schicksal auf dich.
    Sie stellte Alfred eine Quittung aus und ging dann langsam voraus die Treppe hinunter. Es klingelte an der Tür.
    Ja!
    »Ah, das wird meine nächste Patientin sein«, frohlockte Ellen ganz aufgeregt, als wäre das eine tolle Überraschung.
    »Oh. Das ist … schön«, murmelte Alfred.
    Wahrscheinlich dachte er jetzt, sie sei knapp bei Kasse und deshalb so erfreut, dass eine weitere Patientin kam.
    Ellen öffnete die Haustür. Mary-Kate stand mit sauertöpfischer Miene davor. Alfred trat höflich zur Seite, um sie hereinzulassen.
    »Hi, Mary-Kate!«, begrüßte Ellen sie in überschwänglich gut gelauntem Ton.
    Mary-Kate sah sie misstrauisch an. »Hi.«
    »Oh!« Ellen schlug sich mit der flachen Hand an den Kopf (viel zu fest – sie war eine grauenvolle Schauspielerin). »Ich wollteIhnen ja noch … etwas mitgeben, Alfred. Einen Augenblick noch, ja? Ich bin gleich wieder da. Entschuldigen Sie, Mary-Kate. Es dauert nur eine Sekunde. Wenn Sie beide … äh … so lange Platz nehmen möchten?« Sie deutete auf die beiden Rohrsessel rechts und links neben einem Tischchen, auf dem einige Illustrierte lagen.
    Als sie die Treppe wieder hinaufging,

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