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Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Alles aus Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Alles aus Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Moriarty
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eines? Irgendwann einmal? Bis vor Kurzem hätte sie diese Frage mit Ja beantwortet, aber jetzt, da sie darüber nachdachte, erkannte sie, dass ihre Vermutung auf vagen, lächerlichen Beweisen beruhte: Er liebte seinen Sohn abgöttisch, und einmal hatte er ein fremdes Baby zärtlich angelächelt. Außerdem wünschte seine Mutter sich noch weitere Kinder für ihn, und er schien seine Mutter sehr zu lieben. Er war ein liebenswerter Mann, und liebenswerte Männer sollten sich selbstverständlich Kinder wünschen, weil es ein biologisches Gebot war, dass sie das Gen der Liebenswürdigkeit weitervererbten.
    Je länger Ellen darüber nachdachte, desto größer wurden ihre Zweifel. Es war sogar gut möglich, dass er das fremde Baby nur deshalb angelächelt hatte, weil er dachte: Gott sei Dank habe ich das alles hinter mir.
    Ein kalter Schauer überlief sie. Das war wirklich lachhaft. Sie wusste schon so viel über ihn – er fürchtete sich vor Spinnen, er sah oft den Wald vor lauter Bäumen nicht, er hatte einmal einen Jungen namens Bruno verprügelt –, aber wie er in diesem einen so bedeutsamen Punkt dachte, das wusste sie nicht.
    Und angenommen, er wünschte sich tatsächlich noch ein Kind, was würden sie tun? Wie sollte es konkret weitergehen?
    Würden sie zusammenziehen? Er zu ihr oder sie zu ihm? Heiraten? Sie wollte nicht in seinem Haus wohnen. Das Bad war zu fade und die Küche zu klein und die Farbe des Wohnzimmerteppichs schlecht für ihre Seele. Sie liebte das Haus ihrer Großmutter, sie liebte es, in diesem Raum zu arbeiten, sie liebte es, beim Einschlafen das Rauschen des Meeres zu hören. Aber vielleicht wäre es nicht gut für Jack, wenn er aus seiner vertrauten Umgebung gerissen würde? Jack … Was war mit Jack? Würde er es akzeptieren, ein Brüderchen oder ein Schwesterchen zu bekommen?
    Ein Brüderchen oder ein Schwesterchen. Ellen erschrak von Neuem. Das Baby war entweder ein Junge oder ein Mädchen. Das war bereits entschieden. Gütiger Himmel, sie bekam ein Baby! Ein eigenartiges Gefühl, hysterisches Entsetzen, aber auch besinnungslose Freude durchfluteten sie mit solcher Macht, dass sie sich ganz schwach fühlte. Ein Baby !
    »Ellen? Können wir vielleicht anfangen?«
    Das war ihre Zwei-Uhr-Patientin, Luisa. Sie war auf der Toilette gewesen. Jetzt sah sie Ellen mit einem leicht zornigen Ausdruck auf ihrem attraktiven, wie gemeißelt wirkenden Gesicht an. Ellen hatte von Anfang an eine unterschwellige, mühsam gezügelte Wut in ihr wahrgenommen. Sie war eine relativ neue Patientin, die Tochter einer Freundin von Julias Mutter. Sie hatte Ellen wegen »unerklärlicher Unfruchtbarkeit« aufgesucht und keinen Zweifel daran gelassen, dass sie zwar nicht an diesen »albernen Hippiekram« glaubte, aber an einem Punkt angelangt war, an dem sie nichts unversucht lassen wollte. Sie sei bereits bei einem Akupunkteur, einem Kräuterkundler und einem Ernährungsberater in Behandlung, hatte sie hinzugefügt. Nicht auszudenken, wenn Luisa wüsste, dass Ellen unbeabsichtigt, aus welchen Gründen auch immer, schwanger geworden war. Es gab wirklich keine Gerechtigkeit auf dieser Welt.
    Ich war Ende dreißig, als ich Patrick kennenlernte, ich wusste, dass er, wollte ich je ein Kind haben, meine letzte Chance war. Ich musste nicht bitten oder betteln. Er sagte sofort Ja. Er schien den Gedanken sogar aufregend zu finden – er sprach immer davon, dass Jack kein Einzelkind bleiben sollte. Doch als Monat für Monat verstrich und nichts passierte, verlor er irgendwie das Interesse.
    Er wollte nicht darüber reden, und er lehnte es ab, einen Arzt aufzusuchen. Er weigerte sich sogar, es an den richtigen Tagen zu versuchen. Er sagte: »Ich will nicht wissen, ob du deinen Eisprung hast.« Als ob das etwas Widerliches wäre.
    Wenn ich ehrlich sein soll, hat er sich in diesem Punkt ziemlich schäbig benommen.
    Ich habe ihm verziehen. Ich konnte ja verstehen, dass es für Männer etwas anderes ist. Für einen Mann tickt die biologische Uhr nicht.
    Er sagte: »Saskia, Schatz, wenn es nicht sein soll, dann soll es eben nicht sein.«
    Was ja auch stimmte. Wir hatten Jack.
    Ein gewaltiger Irrtum. Er hatte Jack. Ich nicht. Ich hatte nichts.
    Und jetzt sieht es ganz so aus, als sollte es doch sein, zumindest für ihn. Er würde noch ein Kind haben, nur nicht mit mir.
    »Wie bitte? Was hast du gesagt? Du lädst mich zu einer Tupperparty ein?« Ellen telefonierte mit Danny, dem jungen Hypnotherapeuten, den sie seit einem Jahr als

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