Alles - ausser Liebe
Kaffee trinken.“
„Nein“, wehrte sie ab. „Das möchte ich nicht. So wie ich aussehe, kann ich nicht unter Menschen gehen. Es war heute Morgen schon schlimm genug im Zug, als alle mich so komisch ansahen.“
„Ja, natürlich“, lenkte Hugh ein. „Das hatte ich nicht bedacht. Auch auf die Gefahr, dass Sie mir jetzt wieder vorwerfen, Sie zu überrumpeln … wir könnten ins Penthouse meines Vaters hinauffahren und auf der Terrasse einen Kaffee trinken. Er hat eine tolle Kaffeemaschine, die alles praktisch allein macht.“
An einem anderen Tag, in einer anderen Situation, hätte Kathryn auch dieses Angebot abgelehnt. Doch jetzt fühlte sie sich abgekämpft und hilflos und war den Tränen erneut nahe.
„Also gut“, gab sie bebend nach.
Beunruhigt betrachtete Hugh sie. „Nicht wieder weinen.“
Sie riss sich zusammen. „Nein, Hugh. Ich weine nicht mehr.“
„Na fein“, brummelte er. „Kommen Sie. Gehen wir.“
Dickie Parkinsons Penthouse war weniger ein Zuhause als eine architektonische Ausstellung. An strategischen Stellen der weitläufigen offenen Wohnbereiche prangten sündhaft teure italienische Ledergruppen, doch irgendwie fehlte die persönliche Note. Als Grundfarben hatte der Innenarchitekt schwarz-weiß gewählt, sodass die Räume fast kalt wirkten. Wände und Marmorböden waren weiß, die geräumige Küche wurde von glänzenden weißen Schränken, schwarzen Granitoberflächen und ultramodernen Edelstahlgeräten beherrscht. Auch die Kaffeemaschine, von der Hugh gesprochen hatte, war schwarz. Daneben hingen an einer Stahlhalterung schwarze Becher.
„Bin gleich wieder da.“ Hugh schaltete den Kaffeeautomaten ein und nahm zwei Becher von der Stange. „Vielleicht möchten Sie schon mal auf die Terrasse hinausgehen und sich umsehen, Kathryn“, schlug er ihr vor.
Die Terrasse mit ihren cremefarbenen Bodenfliesen und Gartenmöbeln aus warmem Rotholz gefiel Kathryn sehr viel besser als die kalt anmutenden Wohnräume. Sogar einen Dachgarten mit blühenden Büschen gab es hier. Die Namen der Pflanzen kannte Kathryn nicht – einen Garten hatte sie noch nie besessen –, doch sie bewunderte alles fasziniert. Und der Blick von hier oben auf die Innenstadt und den Hafen war einmalig. Das berühmte Opernhaus wurde teilweise von einem Gebäude verdeckt, aber Circular Quay konnte Kathryn ausmachen. Der Tag versprach heiß zu werden, doch um diese Zeit lag die Temperatur noch bei angenehmen dreiundzwanzig Grad, und am leuchtend blauen Himmel zeigten sich nur wenige Wölkchen.
Kathryn setzte sich an einen Tisch mit vier Stühlen. Es dauerte nicht lange, und Hugh erschien mit zwei dampfenden Bechern.
Bei seinem Anblick schlug ihr Herz schneller.
Er war wirklich ein atemberaubender Mann: markante, überaus männliche Züge, sinnliche Lippen … Und seine Augen waren von einem unglaublich leuchtenden Blau …
Noch vor Kurzem hatte ihr blendend aussehender Chef Kathryn kaltgelassen. Jetzt sah sie ihn in einem völlig neuen Licht.
„Hoffentlich habe ich es richtig gemacht.“ Er stellte die Kaffeebecher auf den Tisch und zog sich einen Stuhl hervor. „Ich weiß, dass Sie den Kaffee schwarz trinken, aber beim Zucker bin ich mir nicht sicher.“
„Zwei“, klärte Kathryn ihn auf.
„Also doch.“ Zufrieden lächelte Hugh. „Und wie gefällt Ihnen Dads Zuhause?“
„Die Terrasse und der Garten sind traumhaft. In den Räumen finde ich es etwas …“
„Seelenlos? Dads Häuser sind alle so.“
„Und wie viele hat er?“ Kathryn nahm ihren Becher auf.
„Zu viele, um sie zu zählen. Schon sie zu unterhalten kostet ein Vermögen. Aber wir sind nicht hergekommen, um über meinen alten Herrn zu sprechen. Ich möchte Ihre Geschichte hören. Also legen Sie los, ich bin neugierig.“
Neugierig war milde ausgedrückt. Hugh wartete nur darauf, dass Kathryn aufhörte, Kaffee zu trinken, und endlich mit ihrer Geschichte begann. Alles an dieser Frau interessierte ihn. Erst heute war ihm aufgegangen, wie wenig er von ihr wusste. Eigentlich kannte er nur ihren Lebenslauf und das Wenige, was sie ihm gelegentlich bei einem Kaffee in der Kantine erzählt hatte. So wusste er, dass ihr Vater vor Jahren, ihre Mutter kürzlich gestorben war und dass sie keine Geschwister hatte. Und natürlich das Eine oder Andere über ihre Beziehung zu dem schrecklichen Daryl … von den Heiratsplänen, die jetzt geplatzt waren.
Wunderbar, dass Kathryn wieder frei war! Hugh betrachtete sie. In diesem Augenblick begehrte er sie
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