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Alles Glück kommt nie

Titel: Alles Glück kommt nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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hatte.
    Fronten aus hellem Ahorn, breite Gitterfächer aus gebürstetem Stahl, eine Arbeitsfläche aus Dolomitenstein, Schiebetüren, eine eingelassene Spüle aus einem Guss, eine Reihe mit Heißgeräten, eine Reihe mit Kaltgeräten, Mielegeräte, Dunstabzugshaube, Kaffeemaschine, Weinlager, Dampfgarer, das ganze Programm.
    O ja. Sie sah gut aus.
    Sauber, ordentlich, unbefleckt. Schön wie eine Leichenhalle.Das Problem war nur, es gab nichts zu essen. Jede Menge Cremedöschen in der Kühlschranktür, aber keine Milchprodukte vom Lande, leider, dafür von La Prairie. Cola light, Joghurt 0%, vakuumverpackte Fertiggerichte und tiefgefrorene Pizzen.
    Stimmt ja, morgen flog Mathilde nach Schottland. Und sie gab den Rhythmus der wenigen Mahlzeiten vor, die hier zubereitet wurden. Laurence kochte zwar gern für ihre Freunde, aber es sah so aus, als hätten sich diese durch ihre unvorhersehbaren Arbeitszeiten und ihre ständigen Reisen verflüchtigt.
    Zur Zeit gab es nur Spesenabrechnungen.
     
    Und da er gerade den guten Vorsatz gefasst hatte, nicht mehr nach ihrer geistigen Schlichtheit zu lechzen, nahm er die letzte Nummer des Architekturmagazins Moniteur aus seiner Tasche und teilte ihr mit, dass er in die Kneipe um die Ecke gehe.
     
    »Aber«, die Maske bekam Risse, »was ist denn mit dir los?«
    Er sah wohl ebenso überrascht aus wie sie, denn sie fügte noch hinzu: »Hast du dich geprügelt?«
    Ach, darum ging’s.
    Es war schon so lange her. In einem anderen Leben. »Nein, ich – ich bin gegen eine Tür gerannt.«
    »Das ist ja schrecklich.«
    »Na ja, es gibt Schlimmeres.«
    »Nein, ich meine deinen Kopf!«
    »Ach so. Sorry.«
    »Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist? Du wirkst so komisch.«
    »Ich habe Hunger. Kommst du mit?«
    »Nein. Ich habe dir doch gerade gesagt, dass ich kaputt bin.«
     
    Über einem Entrecote blätterte er in seiner wöchentlichen Bibel und bestellte ein zweites Bier, um die Pommes mit Béarnaise runterzuspülen. Aß mit Herzenslust und sah die Seitenmit den Ausschreibungen plötzlich mit anderen Augen. Waren es die zwölf Stunden Schlaf bei Alexis, oder war es seine Nacht in Haus Vesperies, er war jedenfalls überhaupt nicht mehr müde.
    Bestellte einen Espresso und stand auf, um eine Schachtel Zigaretten zu kaufen.
    Kehrte vor dem Tresen wieder um.
    Aus Solidarität.
    Mit dem Rauchen aufzuhören war eine Möglichkeit, die Art der Entzugserscheinungen zu vernebeln.
    (Dieser Gedanke war nicht von ihm.)
    Er setzte sich wieder, spielte mit einem Stück Zucker, drückte seinen Nagel in das weiße Einwickelpapier und fragte sich, was sie wohl in dieser Sekunde machte.
    Zwanzig vor zehn.
    Saßen sie noch beim Essen? Aßen sie draußen? War die Luft genauso mild wie gestern? Hatten die Mädchen ein brauchbares Aquarium für Monsieur Blop gefunden? Hatten die Großen die Sattlerei in dem Zustand hinterlassen, in dem die Brüder Blason sie nach ihrer Rückkehr aus dem Exil anzutreffen wünschten? War das Gatter an der Wiese ordentlich geschlossen? Lag der Große Hund wieder zu Füßen der Nanny ?
    Und sie?
    Saß sie vor dem Kamin? Las sie? Träumte sie? Und wenn ja, wovon? Dachte sie an ...
    Diese letzte Frage dachte er nicht zu Ende. Er kämpfte seit mehr als sechs Monaten gegen Phantome, hatte sich einen Berg Pommes reingezogen, um die Zeit und die verlorenen Löcher im Gürtel wieder aufzuholen, und wollte sein großes Los jetzt nicht aus dem Auge verlieren.
     
    Er war nicht müde. Hatte zwei oder drei Projekte eingekringelt, die ihm interessant vorkamen, war mit einer Mission von größter Bedeutung betraut, musste in New York einen Dachs aufspüren, wusste ihren Nachnamen nicht, war aber sicher,dass ein Postbote, wenn er an »Mademoiselle Kate, Vesperies« schrieb, sie ausfindig machen und ihr den Wunderbalsam überreichen würde.
     
    Er rief Claire an, erzählte ihr von Alexis, brachte sie zum Lachen. Er hatte ihr so viel zu berichten. Ich habe morgen früh ziemlich viele Zuhörer, ich muss unbedingt meine Unterlagen noch einmal durchgehen, entschuldigte sie sich, wollen wir bald mal zusammen Mittag essen?
    Als sie gerade auflegen wollte, wiederholte er ihren Vornamen.
    »Ja?«
    »Warum sind Männer so feige?«
    »Tja. Warum fragst du?«
    »Keine Ahnung. Ich habe in letzter Zeit einige Exemplare kennengelernt.«
    »Warum?«, seufzte sie. »Weil sie kein Leben geben, glaube ich. Ja, sorry, das ist als Antwort ziemlich klischeehaft, aber du triffst mich etwas unvorbereitet, und ich habe

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