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Alles Glück kommt nie

Titel: Alles Glück kommt nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Adresse.
    »Um fünf sitze ich im Flieger«, lächelte er ihr zu.
    Nicht lange.
    Wie konnte man einem solchen Gesicht zulächeln?
     
    *
     
    Sie war ihm ins Café gefolgt, saß verkrampft und vornübergebeugt da. Als wollte sie noch zurückhalten, was sie bereits verloren hatte. Er war aufgestanden, hatte ihr den Arm um den Hals gelegt und ließ sie nach Herzenslust heulen. Der Wirt hinter ihr warf ihm besorgte Blicke zu, auf die er mit der anderen Hand, so gut er konnte, reagierte, indem er die Luft beschwichtigend nach unten drückte. Anschließend hatte er für die von ihnen verursachten Unannehmlichkeiten ein sattes Trinkgeld hinterlassen und war mit ihr ans Meer gefahren.
    Es war verrückt, aber was hätte er tun sollen?
    Er schloss die Toilettentür hinter sich und zog einen Pullover über, bevor er sich wieder auf dem Sofa einrollte.
    Was hätte er tun sollen?
     
    Sie machten lange Spaziergänge, tranken zu viel, rauchten allerhand Gras und tanzten hin und wieder sogar. Meistens machten sie nichts.
    Saßen da und genossen das Licht. Charles zeichnete, träumte, kaufte am Hafen ein, feilschte um den Fisch und kochte für sie, während seine Schwester in ihrem Buch immer wieder die erste Seite las, bevor sie die Augen schloss.
    Dabei schlief sie nicht. Hätte er ihr auch nur eine einzige Frage gestellt, hätte sie ihn gehört und geantwortet.
    Aber er stellte ihr keine.
    Sie waren zusammen aufgewachsen, hatten sich fast drei Monate eine kleine Wohnung geteilt und kannten Alexis seit Urzeiten. Alles war möglich.
    Und auf dieser abschüssigen Terrasse gab es überhaupt keinen Schatten. Überhaupt keinen.
     
    Am letzten Abend gingen sie ins Restaurant, und bei der zweiten Flasche Restina fühlte er ihr den Puls: »Meinst du, es wird gehen?«
    »Ja.«
    »Sicher?«
    Sie bewegte den Kopf von oben nach unten.
    »Möchtest du wieder bei uns wohnen?«
    Von links nach rechts.
    »Und wohin willst du?«
    »Zu einer Freundin, einer Kommilitonin.«
    »Gut.«
    Er hatte seinen Stuhl umgestellt, um mit ihr zusammen das Schauspiel auf der Straße zu beobachten. »Du hast ja noch den Schlüssel, oder?«
    »Und du?«
    »Was, ich?«
    »Du erzählst mir nie etwas von deinem Liebesleben.« Sie schnitt eine Grimasse, »was heißt hier von deinem Liebesleben, von deinem Leben überhaupt –«»Nichts Aufregendes nehme ich an.«
    »Und deine Vermessungstechnikerin?«
    »Auf und davon, schmiedet jetzt andere Pläne.«
    Sie lächelte ihm zu.
    Obwohl gebräunt, kam ihr Gesicht ihm sehr zerbrechlich vor. Er füllte ihre Gläser und zwang sie, mit ihm auf bessere Zeiten anzustoßen.
    Nach einer Weile versuchte sie, sich eine Zigarette zu drehen. »Charles?«
    »Hier, bei der Arbeit.«
    »Du verrätst doch nichts, oder?«
    »Was soll ich ihm denn verraten?«, grinste er. »Soll ich ihm einen Vortrag über die Ehre halten?«
    Das Zigarettenpapier war gerissen. Er nahm ihr das Röllchen aus der Hand, garnierte es vorsichtig mit einer Tabakspur und führte es an den Mund, um daran zu lecken.
    »Ich spreche von Anouk ...«
    Er erstarrte. »Nein«, sagte er und spuckte einen Krümel Tabak aus, »nein. Natürlich nicht.«
    Er hielt ihr die Zigarette hin und rückte ein Stück näher ans Wasser. »Hast du – hast du noch Kontakt zu ihr?«
    »Kaum.«
    Die Brille war ihm auf die Nase gerutscht. Sie insistierte nicht.
     
    *
     
    In Paris regnete es. Sie nahmen zusammen ein Taxi und verabschiedeten sich an der Gobelin-Manufaktur.
    »Danke«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Es ist vorbei, versprochen. Wird schon gehen ...«
    Er sah zu, wie sie die Treppe zur Metro hinuntereilte.
    Sie schien es zu spüren, denn sie drehte sich auf halbem Weg um, formte mit Daumen und Zeigefinger das O der Taucher und zwinkerte ihm zu.
    Dieses kleine Zeichen, das Trost spendet und versichert, dass alles in Ordnung ist.
    Er hatte ihr geglaubt und war leichten Herzens weitergegangen.
    War damals jung und naiv gewesen. Glaubte noch an Zeichen ...
    Es war gestern und war in ein paar Wochen neunzehn Jahre her.
     
    Sie hatte ihn ganz schön an der Nase herumgeführt.

7
    Er war eingenickt, und als er wieder zu sich kam, starrte Snoopy ihn an, ohne einen Ton von sich zu geben. Der Snoopy von neulich, mit seinem runden, vom Schlaf verquollenen Gesicht, der sich mit einer Vorderpfote am Ohr kratzte.
    Der Morgen pochte ans Fenster, und er fragte sich einen Augenblick, ob er nicht noch träumte. Die Wände waren so rosa.
    »Hast du hier geschlafen?«, fragte sie traurig.
    Hilfe,

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