Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
Vom Netzwerk:
Fortgang erklärte: Er wollte Wildbret schießen, er wollte einen Bericht über große Goldfunde am Weber Creek prüfen, er wollte einen neuen Schwingtrog untersuchen, der bei Horseshoe Flat verwendet wurde. Kein Mensch hätte an ihren Worten gezweifelt. Kein Mensch hätte sich Gedanken gemacht.
    Aber jetzt … Kendra schluchzte verzweifelt. Irgendwie hatte diese Mrs. Posey eine oberflächliche Kenntnis der Dinge erhalten, und jetzt würde sie auf jeden, der Ohren hatte, einreden, und was sie bislang noch nicht wußte, konnte sie sich gewiß bald zusammenreimen. Ach, wenn sie doch schon fort wäre! Wieder rund ums Kap Horn und Kalifornien für immer hinter sich lassen! Kendra suchte nach ihrem Taschentuch.
    »Kendra«, sagte Marny.
    Sie zuckte zusammen. Marny war hinter die Bar getreten. »Hier«, fuhr sie fort und schob Kendra einen Zinnbecher zu. »Das ist ein guter Weißwein, leicht und trocken. Der beruhigt die Nerven.« Kendra nahm ein Schlückchen. Der Wein war wirklich köstlich. Sie murmelte:
    »Vielen Dank. Es tut mir leid … aber diese Frau …«
    Im Dämmerlicht des Zeltes hörte sie das sanfte Lachen Marnys. »Aber Liebling, wenn Mrs. Posey Ihre Figur hätte, würden Sie ihr viel besser gefallen. Wollen Sie eigentlich gar nicht wissen, weshalb ich Sie gebeten habe, zu mir zu kommen?«
    »Ach ja. Das hatte ich ganz vergessen.«
    Marny sprach in sachlichem Ton. »Kendra, ich weiß, daß Sie wieder heim zu Ihrer Mutter gehen wollen …«
    »Nein! Das will ich nicht!« brach es aus Kendra. »Ich muß wieder zu ihr, aber ich will es doch nicht!« Und dann platzte sie mit einigen Tatsachen über ihre liebeleere Kindheit und ihre Furcht vor der Rückkehr zu ihrer Mutter heraus, die sie niemals gern bei sich gesehen hatte. Marny erwiderte mit kameradschaftlichem Verständnis:
    »Ich habe das bisher nicht gewußt, aber ich weiß, was Sie sagen wollen. Ich würde ganz gewiß auch nicht meine Familie wiedersehen wollen, es sei denn, ich könnte in Glanz und Gloria ankommen.« Sie verstummte kurz. »Schön. Sie haben ja Zeit, sich an den Vorschlag zu gewöhnen, den ich Ihnen machen will. Sie können nicht allein nach San Francisco reisen. Sie können mit uns zusammen reisen, aber wir brechen vorläufig noch nicht auf. Das Geschäft geht zu gut. In der Zwischenzeit können Sie nicht allein in dem Gehölz schlafen. Das ist nicht sicher. Die Schönheit fordert Diebe heraus, wie Shakespeare schon geschrieben hat, und wie immer hatte er recht. Die Schwarzbärte werden Ihren Wagen herunterschaffen, damit Sie ganz in meiner Nähe sind.«
    »Wie rücksichtsvoll Sie sind«, erwiderte Kendra. »Ich bezahle Sie für ihre Arbeit«, fügte sie hastig hinzu. »Ich will nicht, daß jemand etwas umsonst für mich tut.«
    Marny lachte. »Seien Sie doch nicht so schnell mit dem Revolver bei der Hand, Kendra! Ich biete Ihnen nichts umsonst. Ich wollte Sie vielmehr um einen Gefallen bitten.«
    Kendra suchte sich Halt zu geben. »Ja, was möchten Sie gerne?«
    »Also, meine Liebe, ich habe gewisse Probleme. Lolo ist schwanger. Das arme Kind. Ich habe ihr alles mögliche gesagt, was ich wußte, aber vielleicht hat sie mir nicht richtig zugehört; jedenfalls ist die Sache schiefgegangen. Ihr Schwarzbart – es ist der Troy – hat sie sehr gern und will sie heiraten. Bei dieser Hitze ist das Kochen jedoch eine harte Arbeit, und ich möchte sie ihr erleichtern. Ich habe mich gefragt, ob Sie mich nicht an Ihren Mahlzeiten teilnehmen lassen wollen.«
    »Natürlich«, rief Kendra froh. »Ich habe noch gar keine Zeit gefunden, über das Essen nachzudenken.«
    »Ich hab's getan«, erklärte Marny. »Heute morgen habe ich mit Ning darüber gesprochen. Wir haben einen Plan ausgeheckt und hoffen, Sie werden zustimmen. Sie kochen wie bisher für Ning, Pocket und Hiram und von nun an auch für mich. Das sind vier Personen. Wir zahlen Ihnen einen Lohn.«
    »Einen Lohn? Von meinen besten Freunden?«
    »Sie schulden uns nichts. Wir machen ein sauberes Geschäft miteinander. Sie bekommen von jedem von uns pro Woche sechzig Gramm Gold, zusammen also zweihundertvierzig Gramm. Einverstanden?«
    Wieder spürte Kendra, wie ihr Tränen in die Augen kamen. Zweihundertvierzig Gramm Gold in der Woche waren ein besserer Lohn, als die meisten Leute in New York oder Baltimore erhielten, aber nicht deshalb mußte sie weinen. Mit leiser Stimme sagte sie:
    »Das wird wunderbar. Ich werde unabhängig sein – und niemandem zur Last fallen.«
    »Sie sind keinem

Weitere Kostenlose Bücher