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Alles ist erleuchtet

Alles ist erleuchtet

Titel: Alles ist erleuchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Safran Foer
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geboren bist, um ein Schriftsteller zu sein. Was für eine schreckliche Sache, denke ich. Aber ich muss dir sagen, ich glaube, dass du nicht verstanden hast, was du gesagt hast, als du das gesagt hast. Du hast Vorschlagungen gemacht, wie du schreiben würdest, und dass es dich interessiert, dir eine Welt vorzustellen, die nicht ganz genauso ist wie diese Welt, oder eine Welt, die ganz genauso ist wie diese Welt. Ich bin sicher, dass du viel mehr Bücher schreiben wirst als ich, das ist wahr. Aber wer geboren ist, um ein Schriftsteller zu sein, bin ich und nicht du.
    Großvater verhört mich jeden Tag nach dir. Er sehnt zu wissen, ob du ihm die Dinge vergeben kannst, die er dir über den Krieg und über Herschel erzählt hat. (Du könntest es verändern, Jonathan. Für ihn, nicht für mich. Dein Buch nähert jetzt dem Krieg. Es ist möglich.) Er ist kein schlechter Mensch. Er ist ein guter Mensch, und er war lebendig in einer schlechten Zeit. Erinnerst du dich, wie er das gesagt hat? Es macht ihn so melancholisch, wenn er sich an sein Leben erinnert. Ich entdecke ihn fast jede Nacht weinend, aber ich muss ihn täuschen und so tun, als würde ich ruhen. Klein-Igor entdeckt ihn auch weinend und Vater auch, und obwohl Vater mich nie informieren würde, bin ich sicher, dass es ihn melancholisch macht zu sehen, dass sein Vater weint.
    Alles ist so, wie es ist, weil alles so war, wie es war. Manchmal fühle ich mich darin gefesselt, als ob alles, was kommt, schon fest bestimmt ist und es ganz egal ist, was ich tue. Für mich ist das okay, aber es gibt Dinge, die ich für Klein-Igor will. Es gibt so viel Gewalt um ihn herum, und damit meine ich mehr als die Gewalt, die mit Fäusten kommt. Ich wiü nicht, dass er noch weiter Gewalt fühlt, aber ich will auch nicht, dass er irgendwann andere Menschen Gewalt fühlen lässt.
    Vater ist nie zu Hause, denn dann würde er sehen, wie Großvater weint. Das ist meine Idee. »Sein Bauch«, hat er letzte Woche gesagt, als wir Großvater im Fernsehzimmer gehört haben. »Sein Bauch.« Aber es ist nicht sein Bauch, das weiß ich, und Vater weiß es auch. (Darum vergebe ich Vater. Ich liebe ihn nicht. Ich hasse ihn. Aber ich vergebe ihm für alles.) Ich sage es wie ein Papagei: Großvater ist kein schlechter Mensch, Jonathan. Jeder tut schlechte Dinge. Ich tue sie. Vater tut sie. Sogar du tust sie. Ein schlechter Mensch ist jemand, der für die schlechten Dinge, die er getan hat, nicht klagt. Großvater stirbt jetzt deswegen. Ich beschwöre dich, uns zu vergeben und uns besser zu machen, als wir sind. Mach uns gut.
    Redlich, Allexander
    Erwachende Liebe
    »Jon-fen!«, sagte ich, »Jon-fen, heraus! Sieh, wen ich habe!« »Ha?« »Sieh«, sagte ich und zeigte auf Augustine. »Wie lange habe ich geschlafen?«, fragte er. »Wo sind wir?« »Trachimbrod! Wir sind in Trachimbrod!« Ich war so stolz. »Großvater!«, rief ich und zog an ihm mit großer Kraft. »Was?« »Sieh doch, Großvater, wen ich gefunden habe!« Er bewegte die Hand über die Augen. »Augustine?«, fragte er, und es schien, als ob er nicht sicher wäre, ob er noch in einem Traum war. »Sammy Davis jr. jr.!«, sagte ich und schüttelte sie. »Wir sind da!« »Wer sind diese Menschen?«, fragte Augustine, und sie fuhr fort zu weinen. Sie trocknete ihre Tränen mit ihrem Kleid, und das heißt, dass sie es so hoch hob, dass man ihre Beine sehen konnte. Aber sie war nicht schamvoll. »Augustine?«, fragte der Held. »Lasst uns dort hinhocken«, sagte ich, »und dann werden wir alles klären.« Der Held und die Hündin entfernten sich aus dem Wagen. Ich war nicht sicher, ob Großvater auch kommen würde, aber er kam. »Seid ihr hungrig?«, fragte Augustine. Der Held hatte scheinbar etwas Ukrainisch bekommen, denn er legte die Hand auf den Bauch. Ich bewegte den Kopf, um zu zeigen: Ja, einige von uns sind sehr hungrige Menschen. »Kommt«, sagte Augustine, und ich entdeckte, dass sie gar nicht mehr melancholisch war, sondern glücklich ohne Grenze. Sie nahm meine Hand. »Kommt rein. Ich werde ein Mittagessen machen, und dann werden wir essen.« Wir gingen die hölzerne Treppe hinauf, auf der sie zuerst gesessen hatte, und dann in ihr Haus. Sammy Davis jr.jr. stand draußen herum und roch die Kleider auf dem Boden.
    Erstens muss ich beschreiben, dass Augustine einen sehr ungewöhnlichen Gang hatte, der mit sehr viel Schwerheit von hier nach da ging. Sie konnte nicht schneller gehen als langsam. Es sah aus, als ob ein Bein von ihr

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