Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alles Ist Ewig

Alles Ist Ewig

Titel: Alles Ist Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Miller
Vom Netzwerk:
du eigentlich, wo du hier bist? Weißt du, wer all diese Menschen sind?«
    Haven sah zu dem Schwimmbecken hinüber und spürte durch den Dampf Blicke auf sich. Wie lange beobachteten sie sie schon? Was wollten sie von ihr? Havens Furcht wurde nur noch größer, als ihr klar wurde, dass sie nicht einmal wusste, was genau die Ursache für dieses Gefühl war. Es war die panische Angst eines Tiers, das in eine Falle geraten war. Das aus seiner sicheren Höhle gezerrt worden war. Haven hielt verzweifelt Ausschau nach Frances, doch sie war nirgends zu entdecken.
    »Beruhige dich, meine Liebe. Sie werden dir nichts tun«, sagte die Pythia beschwichtigend. »Ein paar von ihnen haben schon lange auf deine Rückkehr gewartet. Aber ich fürchte, ich kann dir trotzdem nicht helfen. Man hat es mir verboten und die Wände hier haben Ohren.«
    »Wer hat es Ihnen verboten?«, verlangte Haven zu wissen.
    »Das muss ich dir doch wohl kaum verraten«, erwiderte die Pythia.
    Haven fuhr herum und stürmte zurück zum Umkleideraum.

KAPITEL 12
    D er Umkleideraum war leer. Nirgendwo war jemand vom Personal zu sehen. Und auch Frances nicht. Ebenso wenig der Drahtkorb mit Havens Sachen. Sie stand in dem riesigen Raum und überlegte, was sie tun sollte. Im Bademantel konnte sie wohl kaum auf die Straße. Sie wäre erfroren, bevor sie auch nur ein Taxi bekäme, und selbst wenn sie eins erwischte, könnte sie es nicht bezahlen. Also saß sie hier fest.
    Sie steckte den Kopf durch die Tür und spähte in die Lobby, doch auch dort war niemand. Auf Zehenspitzen schlich sie hinaus und hob den Hörer des Telefons ans Ohr, das an der Rezeption stand. Es war kein Freizeichen zu hören, nur ein leises, windartiges Pfeifen. Daher ging sie zurück in den Umkleideraum und warf einen Blick unter die Kabinentüren der Toilette. Sie musste Frances finden – oder irgendjemand anderen, der ihr helfen konnte, ihre Sachen wiederzubekommen und das Spa zu verlassen. Schließlich ließ sie sich auf eine Bank in der hintersten Ecke des Raums sinken, in der Hoffnung, dass sie so lange niemand entdeckte, bis ihr eine Idee kam, was sie jetzt tun sollte.
    Die Frauen in der Therme – waren das alles Mitglieder der Ouroboros-Gesellschaft? Woher wussten sie, wer sie war? Welche von ihnen hatten schon auf sie gewartet? Iains Sorgen waren berechtigt gewesen, das wurde ihr nun klar. Sie hätten nie nach New York zurückkommen dürfen. Die Sache mit dem Morrow-Geld, Beaus Verschwinden – all das musste Teil eines hinterlistigen Plans sein, um sie herzulocken. Wie lange würde es dauern, bis Adam auftauchte und sie zurückhaben wollte?
    In einem Spiegel auf der anderen Seite des Raums erhaschte sie einen Blick auf sich selbst und sah sofort wieder weg. Sie erkannte sich kaum wieder, wie sie zusammengesunken auf der Bank saß, blass und so gut wie nackt, mit Locken, die sich in alle Richtungen kräuselten. Der Spiegel zeigte ein Mädchen, das sie niemals hatte sein wollen.
    Die Tür zur Lobby schwang auf, und eine riesige Dampfwolke wurde durch den Ausgang gesaugt. Eine hochgewachsene Gestalt in einem dunklen, knielangen Mantel erschien am anderen Ende des Umkleideraums. Haven wartete nicht, bis sie sein Gesicht erkennen konnte. Lautlos stand sie von der Bank auf und schlich auf Zehenspitzen in eine der Toilettenkabinen, während sie ein Stoßgebet nach dem anderen zum Himmel schickte.
    Jetzt hörte sie Schritte auf dem Granitfußboden. In der Mitte des Raums brachen sie ab.
    »Haven.« Ihr Name hallte von der hohen Decke wider. »Ich fürchte, ich habe dich gerade gesehen. Würde es dir etwas ausmachen, da rauszukommen?«
    Man hätte es für eine höfliche Bitte halten können, aber Haven wusste, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als zu gehorchen. Sie stand auf, richtete ihren Bademantel und wünschte, er würde ein bisschen mehr bedecken als nur das Allernötigste. Dann öffnete sie die Tür und betrat den Umkleideraum wie eine zum Tode Verurteilte, die sich resigniert in ihr Schicksal ergab.
    Haven hatte nicht vergessen, wie gut er aussah – so finster und lässig-elegant. Noch immer umgab ihn diese machtvolle Aura, als bräuchte er nur mit den Fingern zu schnippen, und im nächsten Moment bliebe die Zeit stehen. Allerdings wirkte er jünger, als Haven ihn in Erinnerung gehabt hatte; kaum älter als zwanzig. Den winterlichen Temperaturen entsprechend trug er einen maßgeschneiderten, dicken Kaschmirmantel. Seine Hände steckten in schwarzen Lederhandschuhen, und

Weitere Kostenlose Bücher