Alles Ist Ewig
»Und beschütze die Menschheit vor Milo.«
»Macht ihr ruhig eure Witze, ich verstehe jedenfalls immer noch nicht, warum Adam seine Zeit mit diesem Typen verschwendet«, sagte Alex. »Du bist doch der mit den brillanten Ideen, Owen. Du bist derjenige, auf den Adam wirklich hört.«
»Adam hört auf dich?«, fragte Haven Owen und versuchte, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Vielleicht hatte sie sich in Owen getäuscht. Vielleicht war seine Seele schon zu beschmutzt, um sie noch zu retten.
»Er will mich nur bei Laune halten«, korrigierte Owen.
»Owen ist viel zu bescheiden«, fiel Alex ihm ins Wort. »Alle tollen Verbesserungsvorschläge sind von ihm. Er erzählt Adam von seinen Ideen und der setzt sie dann in die Tat um.«
»Du übertreibst, Alex«, sagte Owen verlegen.
»Ach ja? Immerhin hast du Adam dazu gebracht, Mitgliedern unter einundzwanzig ihre Schulden zu erlassen, und du hast dabei geholfen, die richtig harten Drogendealer rauszuschmeißen.«
»Das hat Adam alles akzeptiert?«, fragte Haven verwundert. Wenn das die Wahrheit war, hatte sie hiermit den ersten Beweis dafür, dass die OG sich tatsächlich veränderte.
»Ja, es dauert nicht mehr lange, bis in der Gesellschaft alles nur noch ganz seriös und langweilig ist«, mischte sich Calum wieder ein. »Wir wollen doch schließlich nicht, dass irgendwelche unschönen Gerüchte über kriminelle Machenschaften Milos Karriere im Weg stehen, oder?«
»Meine Vorschläge hatten nie zum Ziel, Milo zu helfen«, stellte Owen richtig. »Ich mag ihn auch nicht mehr als ihr. Aber wenn Adam nun mal davon überzeugt ist, dass Milo die Zukunft der OG ist, kann ich mich ja wohl wenigstens darum bemühen, dass es eine Zukunft ist, mit der ich leben kann. Wenn ihr mich jetzt einen Moment entschuldigt, es wird Zeit, dass ich die große Hoffnung der Gesellschaft auf die Bühne bringe.«
»Wie lange kennt ihr drei euch eigentlich schon?«, fragte Haven, als Owen wieder in der Menge verschwunden war.
»Seit einem Jahr oder so«, erwiderte Alex. »Calum hat Owen zum ersten Mal gesehen, kurz nachdem er Mitglied geworden ist, und sofort beschlossen, ihm einen besonders warmen Empfang zu bereiten.«
»Hat nicht funktioniert«, erklärte Calum. »Anscheinend bin ich nicht Owens Typ. Was total verrückt ist – ich bin schließlich jedermanns Typ!«
»Owen ist erst seit einem Jahr Mitglied, und trotzdem hört Adam auf ihn?«, fragte Haven.
»Er ist ein talentiertes Bürschchen, unser Owen Bell«, bemerkte Calum spitz. »Ich wünschte, ich käme genauso aufrichtig rüber.«
»Meine Damen und Herren!« Ein älterer Herr in einem Tweedanzug hatte das Podium im vorderen Teil des Raums betreten. »Dürfte ich kurz um Ihre Aufmerksamkeit bitten?«
»Wer ist das?«, flüsterte Haven Calum zu.
»Jeffrey Lemke. Der neue Präsident der OG. Er ist der Nachfolger von Padma. Im Vergleich zu unserer teuflischen Ms Singh ist er in etwa so charismatisch wie eine Wollmaus.«
»Vielleicht ist das nicht das Schlechteste«, bemerkte Haven, als Lemke anfing zu reden.
»Ich möchte Ihnen nun gern den jungen Mann vorstellen, wegen dem Sie heute alle gekommen sind. Im Alter von neun Jahren war Milo der erste Schüler, der in Halcyon Hall aufgenommen wurde. Im Mai wird er seinen Abschluss mit Bestnoten absolvieren und im September in Yale sein Studium beginnen. Milo ist nicht nur der hellste Stern am Himmel der Ouroboros-Gesellschaft, er ist auch die Zukunft der Organisation. Heute Abend wird er uns einen kleinen Einblick in das verschaffen, was diese Zukunft für uns bereithält.«
Die Menge applaudierte höflich.
»Vielen Dank, Jeffrey«, übernahm Milo. Er sah auf seine Notizen und drehte sich dann kurz zu dem Porträt von George Washington um, das über dem Podium hing. Als er sich wieder seinem Publikum zuwandte, wirkte Milo wie ausgewechselt. Der unscheinbare, blonde Junge war verschwunden. Stattdessen blickte eine selbstsichere Führungspersönlichkeit mit einem warmen, einnehmenden Lächeln auf die Menge herab. »Wenn ich einen Blick in die Gesichter der heute Abend hier versammelten Menschen werfe, sehe ich mich den Besten und Klügsten des Landes gegenüber. Ich sehe Künstler, Geschäftsleute, Philanthropen, Erfinder, Wissenschaftler – in diesem Raum sind genug Geld, Begabung und Intelligenz versammelt, um den Lauf der Geschichte zu verändern.
Und genau das ist seit jeher das Ziel der Ouroboros-Gesellschaft gewesen. Nachhaltiger Wandel. Als August
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