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Alles kam ganz anders

Alles kam ganz anders

Titel: Alles kam ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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durch die Gegend läufst. Und abends versorge ich dich auch, das lasse ich mir nicht nehmen! Und ich kaufe ein auf dem Nachhauseweg von der Schule, damit Simone das Haus nicht verlassen muß!“
    Mama sah mich mit einem kleinen Lächeln an.
    „Du hast eine harte Zeit in diesen Wochen“, sagte sie. „Aber vielleicht wird es sich nachher zeigen, daß sie dir nützlich gewesen ist. Du hast gelernt, nachzudenken, dich einzurichten, und du hast gelernt, dich mit dem Unvermeidbaren abzufinden.“ Ich nickte.
    „Ja. Mamachen. Ich habe viel gelernt. Das stimmt.“ Ich guckte Mama an. dann fragte ich: „Und du? Was hast du gelernt?“
    „Das, was ich soeben sagte: mich mit dem Unvermeidbaren abzufinden und das Beste aus jeder Situation zu machen. Und noch etwas: ich habe gelernt, dem lieben Gott zu danken – für die Tochter, die er mir geschenkt hat!“
    Da mußte ich tatsächlich einmal gewaltig schlucken!
    „Dafür müßtest du dich wohl eigentlich bei Papa bedanken“, meinte ich.
    „Auch beim lieben Gott! Oder, ihm sollte ich wohl letzten Endes dafür danken, daß ich Papa kennengelernt habe!“
    Ich schwieg ein Weilchen. Dann setzte ich mich zu Mama.
    „Weißt du, woran ich denke?“
    „Vielleicht. Du denkst daran, daß deine Eltern miteinander sehr glücklich sind.“
    „Stimmt.“
    „Und du wünschst und hoffst und betest, daß du und Ingo euch in zwanzig Jahren auch so lieb haben werdet wie heute.“
    „Ja. Ganz richtig. Und ich denke auch daran, wie schrecklich es ist, wenn zwei Menschen, die sich innig lieben und glücklich heiraten – daß sie sich eines Tages nicht mehr verstehen und sich streiten und einander häßliche Worte an den Kopf werfen, bis sie sich scheiden lassen – zwei Menschen, die sich einmal so innig geliebt haben. Ich habe viel darüber nachgedacht, seit ich Ingo kennenlernte, weil seine Eltern geschieden sind.“ Mama nickte.
    „Ja. Lillepus. es ist traurig. Es ist schrecklich, besonders wenn Kinder da sind.“
    „Aber dann frage ich mich, was sollen sie machen? Wenn sie merken, daß die Liebe tot ist? Man bestimmt nicht über sein eigenes Herz. Die Liebe hat keinen Willen – heißt es nicht so? Ich meine, manchmal kann man einfach nichts dafür! Du sagtest vorhin, man muß sich mit dem Unvermeidbaren abfinden. Also auch mit einer gestorbenen Liebe? Muß man weiterhin mit einem Menschen zusammen leben, den man nicht liebt?“
    „Ich weiß nicht, Lillepus. Ich weiß nur, daß man etwas tun kann, um die noch existierende Liebe am Leben zu halten.“
    „Was kann man tun. Mama? Was hast du getan?“ Mama antwortete nicht gleich. Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht. Als sie endlich sprach, kamen die Worte langsam, sie wählte sie sorgfältig.
    „Ich glaube, daß es wichtig ist, Einfühlungsgabe zu besitzen, oder sie sich anzueignen. Wenn man den Gedankengang oder die Handlungsweise eines anderen Menschen nicht so recht versteht, wenn man findet, er macht etwas falsch, dann sollte man versuchen, sozusagen in seine Haut zu kriechen, die Sache mit seinen Augen zu sehen, man sollte für ein Weilchen sein eigenes Ich ausschalten und mit dem Ich des Partners denken. Verstehst du, was ich damit meine?“
    „Ja. ich verstehe es gut.“
    „Und wenn es zu einem Streit kommen sollte, dann sollte man in sich gehen und sich ganz genau prüfen – ob man doch selbst derjenige ist, der unrecht hat. Wenn man letzten Endes einsieht, daß das der Fall ist, dann ist das Problem ja gelöst! Dann kann man um Verzeihung bitten, dann kann alles wieder gut werden. Viel schwieriger ist es. wenn einem klar wird, daß der Partner im Unrecht ist.“
    „Ja, was kann man dann machen?“ fragte ich.
    „Dann muß man sich selbst sagen: aber du liebst ihn doch so. wie er ist, mit seinen Fehlern und Schwächen. Du liebst ihn und nicht den Menschen, den du aus ihm machen möchtest. Wenn du all seine guten Seiten liebst und dich darüber freust, mußt du die schwachen Seiten mit in Kauf nehmen! Ja. und dann muß man eben darüber hinwegsehen, man sollte lieb und freundlich bleiben, und wenn man sich verletzt fühlt oder ungerecht behandelt, dann muß man das eben hinunterschlucken.“
    „Hast du das tun müssen, Mama?“
    „Oh. vielleicht ein paarmal. Natürlich haben Papa und ich uns ab und zu gestritten, wir sind ja schließlich keine Engel. Aber die Liebe hat immer gesiegt, wir haben gelernt, über die kleinen Unstimmigkeiten zu lachen. Ja, mein Kind, lachen muß man können! Auch über sich

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