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Alles oder nichts

Alles oder nichts

Titel: Alles oder nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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gutaussehender Mann mit kräftigen Gesichtszügen, die allerdings keine besondere Intelligenz verrieten. Mrs. Croy stellte Harmley vor, und dann öffnete sich die Tür zu Timkans Privatbüro. Timkan kam heraus, verbeugte sich grüßend nach allen Seiten und entschuldigte sich gleichzeitig. Seine wortreichen und in verbindlichem Ton geäußerten Erklärungen waren einleuchtend, aber alles in allem sprach er zu viel und zu schnell.
    »Donald, sei so gut und warte hier auf mich«, sagte Nadine Croy, »und es wird Ihnen hoffentlich nichts ausmachen, auch noch ein paar Minuten auf mich zu warten, Mr. Harmley? Sie können sich ja so lange mit Donald unterhalten.«
    Sie wandte sich an ihren früheren Mann. »Du siehst gut aus, Walter, geradezu glänzend!«
    Er antwortete mit einem etwas gezwungenen Lächeln und betrachtete seine frühere Frau mit dem Gesichtsausdruck eines Mannes, der ein zwar geschwätziges und interessantes, aber in gefährlichem Grade bösartiges Kind vor sich hat.
    »Wollen Sie bitte zu mir hereinkommen«, unterbrach Timkan diese private Abschweifung. Hintereinander folgten Nadine, Walter Croy und dessen Anwalt ihm in sein Zimmer und ließen mich mit Harmley allein zurück.
    Als die Tür sich hinter ihnen geschlossen hatte, beugte sich Harmley zu mir herüber und fragte so leise, daß Timkans Sekretärin es nicht hören konnte: »Was ist eigentlich ihr früherer Mann?«
    »Das weiß ich auch nicht.«
    Harmley musterte mich wieder mit einem rätselhaft forschenden Ausdruck.
    »Mrs. Croy spricht nur sehr selten über ihn. Interessiert es Sie aus einem besonderen Grund?«
    »Ja. Ich habe Ihnen doch schon einmal gesagt, daß ich glaube, Mrs. Croy schon einmal begegnet zu sein. Bei ihrem früheren Mann habe ich das gleiche Gefühl.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Zuerst war ich mir dessen gar nicht so bewußt. Aber als ich ihn durch die Tür in Mr. Timkans Privatbüro gehen sah, kam mir an seinem Gang etwas vertraut vor, an der Art, wie er seine Schultern hält. Ich habe ein miserables Personengedächtnis und erinnere mich nur selten an Gesichter. Das heißt, ich erinnere mich nur ungenau an sie, aber die Umstände, unter denen ich Menschen begegnet bin, bleiben bei mir haften.«
    »So geht es vielen Menschen.«
    »Ihnen auch?«
    »Nein, mir nicht.«
    »Ich wünschte, ich hätte ein besseres Personengedächtnis. Wie oft habe ich mir schon den Kopf zerbrochen, um mich an die Namen und Gesichter bestimmter Menschen zu erinnern.«
    »Vielleicht haben Sie die Croys einmal gesehen, als sie noch verheiratet waren.«
    »Wahrscheinlich, aber ich habe ein unangenehmes Gefühl dabei, als wolle mich mein Gedächtnis vor einer unerfreulichen Erfahrung warnen, die damit gleichzeitig wachgerufen wird.« Er sah mich an und fügte schnell hinzu: »Natürlich nicht, was Mrs. Croy betrifft. Bei ihr habe ich nur die Empfindung, daß ich ihr schon einmal begegnet bin. Aber was ihren Gatten angeht, so ist mir dunkel in Erinnerung, als ob ich damals - nun, als wäre ich gerade noch an einem fragwürdigen Geschäft vorbeigekommen.«
    »Sie können sich aber nicht daran erinnern, was es war?«
    »Nein, das ist ja das Dumme.«
    »Sie können sich auch an nichts erinnern, das irgendeinen Hinweis gibt?«
    »Nein. Leider kann ich mich auch an nichts in meinen letzten Gesprächen mit Dr. Devarest erinnern, was irgendwie von Bedeutung sein könnte.«
    Wir schwiegen ein paar Minuten und hörten nur das Geräusch der Stimmen in Mr. Timkans Zimmer, ohne aber die Worte zu verstehen, die gesprochen wurden. Vier oder fünf Minuten später kam Mrs. Croy aus dem Zimmer. Sie schwebte geradezu, als sei sie von einer unsichtbaren Aura umgeben, und strahlte selbstgefällig und triumphierend.
    Sie lächelte Harmley zu, als sie um seinen Stuhl herumging und sich zu mir hinunterneigte. »Entschuldigen Sie bitte, wenn ich flüstere. Es ist nur eine Kleinigkeit, aber es könnte sein, daß sie sich als sehr, sehr wichtig erweist.«
    »Selbstverständlich. Ich werde Sie verlassen, wenn Sie etwas Vertrauliches zu besprechen haben«, sagte Harmley.
    »Nein, nein, bitte nicht. Ich wollte nur, daß Sie mich nicht mißverstehen.«
    Vertraulich legte sie die Hand auf meine Schulter, beugte sich zu mir, daß ihr Mund dicht neben meinem Ohr war, und flüsterte: »Donald, es geht alles großartig. Ich bin so glücklich. Walter ist Ihretwegen wütend. Bleiben Sie bestimmt hier und warten Sie auf mich. Gehen Sie nicht fort, was auch passiert. Ich glaube, diesmal kommen

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