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Alles oder nichts

Alles oder nichts

Titel: Alles oder nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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verriet, daß es einem Mann gehörte, der seinem Gedächtnis in hohem Maße mißtraute und der eine ordentliche und klare Methode in seinen Notizen entwickelt hatte. Unter anderem hatte er sich die Zeiten von Ebbe und Flut für jeden Mittwoch der nächsten sechs Monate im voraus notiert. Jeder Tag hatte ein Blatt für sich, das herausgerissen werden konnte. Auf diesem Blatt hatte er seine Patientenbesuche notiert. Ferner war eine Anzahl von Telefonnummern und Anschriften aufgeführt, hauptsächlich von Ärzten. Vermutlich handelte es sich dabei um die Namen der Kollegen, die Dr. Devarest in dringenden Fällen zu Konsultationen oder als Assistenten bei Operationen zu seiner Unterstützung rief. Auf einer der letzten Seiten des Büchleins war eine Reihe von Ziffern eingetragen.
    »Was bedeuten diese Ziffern?«
    »Sie gaben uns die Lösung für die Kombination des Schlosses zum Safe.«
    Ich prüfte die Ziffern etwas näher. »War es schwierig, die richtige Reihenfolge zu finden?«
    »Nun, es fiel uns nicht ganz leicht.«
    Ich hielt mir Dr. Devarest und die methodischen Eintragungen in seinem Notizbuch vor Augen. »Ich glaube nicht, daß es mir besonders schwergefallen wäre.«
    Sie sah mich überrascht und gespannt an. »Warum nicht?«
    »Er hatte eine Vorliebe für Systematik. Er war ein Mann, der seinem Gedächtnis nicht traute. Von ihm war also zu erwarten, daß er die Ziffern einfach in umgekehrter Reihenfolge aufgeschrieben hat. Hier steht zum Beispiel als letztes eine vierundachtzig. Ich würde also sagen, daß die erste Zahl der Kombination eine achtundvierzig ist.«
    Sie brauchte mir nicht erst zu bestätigen, daß ich recht hatte. An ihrem Gesichtsausdruck war es eindeutig zu erkennen. »Donald, ich bewundere Sie«, sagte sie. Die Überraschung in ihrer Stimme war unverkennbar. Aber in ihren Augen war noch eine andere Empfindung zu lesen. Es dauerte eine Minute, bis ich erkannte, was es war. Es war Angst.

10

    Ich drückte die Klinke herunter und trat in ein Vorzimmer. Mrs. Croy war bereits anwesend; sie saß auf einem Sessel und wartete offenbar schon auf mich. Eine mit viel Lippenstift und Wimperntusche dekorierte Sekretärin blickte von ihrer Schreibmaschine auf und fragte, womit sie dienen könne. Mrs. Croy hatte sich bei meinem Eintritt sofort erhoben. »Dies ist Mr. Lam«, erklärte sie. »Er ist mit mir verabredet. Timkan erwartet uns.« Dann begrüßte sie mich mit einem Lächeln.
    Die Sekretärin begann zu lächeln und antwortete: »Ach so. Selbstverständlich, Mrs. Croy.« Sie erhob sich und verließ den Raum durch eine Tür mit der Aufschrift >Privat<. Ich ging zu Mrs. Croy hinüber und nahm neben ihr Platz.
    Stirnrunzelnd betrachtete sie die Tür, durch die das Mädchen verschwunden war, und sagte dann halblaut, als spräche sie zu sich selbst: »Ich kann nicht verstehen, wie Timkan diese Sekretärin erträgt.«
    »Was haben Sie an ihr auszusetzen? Versteht sie nichts von ihrer Arbeit?«
    »Ach, das meine ich nicht. Aber sie wirkt so ordinär. Ich habe mit Mr. Harmley verabredet, daß er mich hier abholt, und Mr. Timkan hat Walter und seinen Anwalt aufgefordert, zu einer Besprechung hierherzukommen. Mr. Harmley habe ich gebeten, um zehn Uhr hier zu sein, dann sei ich fertig. Wenn er kommt, werde ich ihm erklären, daß Mr. Timkan leider zu tun hatte und wir warten mußten.«
    »Fürchten Sie nicht, daß es einen Zusammenstoß gibt, wenn Walter mit seinem Anwalt hierherkommt?«
    »Vielleicht. Ich habe Walter seit sechs Monaten nicht mehr gesehen und bin neugierig, ob...« Sie beendete den Satz nicht.
    »Nun, worauf sind Sie neugierig?«
    »Ob er wieder zugenommen hat.«
    Ich zündete mir eine Zigarette an und lehnte mich zurück. »Neigt er denn dazu?«
    »Er ißt gern gut und viel. Ich konnte ihn dazu bewegen, seine Mahlzeiten etwas einzuschränken, mit dem Erfolg, daß er zwanzig Pfund abnahm.«
    Die Tür zu Mr. Timkans Privatbüro wurde geöffnet. »Da ist er ja«, sagte Mrs. Croy. »Guten Morgen, Forrest. Darf ich die Herren bekannt machen? Mr. Timkan - Mr. Lam.«
    Timkan reichte erst Mrs. Croy und dann mir die Hand. Er war ein kleiner, nervöser Mann mit schnellen, fahrigen Bewegungen. Seine Augen waren von einem blassen Blau. Er war etwa fünfunddreißig, hatte eine vorspringende, gewölbte Stirn und trug eine Brille. »Guten Morgen, Mr. Lam«, sagte er. »Ich bin natürlich informiert, wer Sie sind, aber wir wollen unbedingt, wie verabredet, den Anschein wahren, als ob Sie und Mrs. Croy eng

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