Alles total groovy hier
wieder durchsetzt von bedeutungsschwanger vorgetragenen Sätzen ohne Zusammenhang, Sinn oder Verstand.
>Asi-Mucke Ich winkte höflich ab.
Wenn man mengenweise psychotrope Drogen einpfeifen muss, nur um die selbst ausgesuchte Musik ertragen zu können, dann ist da irgendwas schwer verquer mit der Kausalitätskette.
Ich meine, ich lege mir ja auch nicht erst die Birne mit für Schlachtvieh bestimmte Tranquilizer still und dann Shania Twain auf. Alice hockte sich mir gegenüber hin und blickte mich abwartend an. Ich streckte den Arm zur Anlage und drehte die Lautstärke runter auf Null.
»Pass auf«, sagte ich dann. »Ich hab da eine Frage an dich, die muss unter uns ... «
»Wir könnten Sex haben«, unterbrach sie mich unvermittelt, ließ einen Träger ihres Badeanzuges von ihrer knochigen Schulter gleiten und versuchte, ihrem starren, permanenten Lächeln eine verführerische Note zu geben.
Weia. Sex mit einem sprechenden Anschauungsobjekt für das Gefüge des menschlichen Knochenbaus.
Ich meine, selbst Nekrophile haben es ganz gern, wenn ihr Beischlafpartner noch ein bisschen Fleisch auf den Rippen hat.
»Schon mal tantrischen Sex gehabt?«
»Dauernd«, behauptete ich. »Aber mein Chiropraktiker hat mir von weiteren Übungen abgeraten.«
»Zeigmir deine Hand«, forderte sie abrupt. Na, das wurd aber auch langsam Zeit. Weder mein Sternzeichen noch meine Lebenslinie hatte bisher irgendjemanden hier interessiert. Fast schon beleidigend. »Ich will nur sichergehen.«
Bereitwillig zeigte ich ihr meine Linke. Zu zerkratzt. Die Rechte.
»Dir stehen große Aufgaben bevor«, las sie aus den Falten meiner Pfote, »enorme Strapazen und Gefahren.«
In völliger Finsternis zu Fuß über den halsbrecherischen Klippenpfad nach Puerto Real, dachte ich.
»Doch du wirst siegen.«
Und Bier gurgeln, bis sie mich an den Beinen aus der Bar schleifen müssen.
»Mit meiner Hilfe.«
Mit wessen Hilfe auch immer.
Mehr schien nicht drinzustehen, also ließ sie meine Hand wieder los.
»Mit deiner Hilfe«, bestätigte ich. »Mit deiner Hilfe, Alice, versuche ich einen Freund von mir zu finden. Doch, wie schon gesagt, muss das erst mal unter uns bleiben.«
Sie sah mich an, lächelnd wie immer, und ließ es vollkommen offen, ob sie auch nur einen Furz von dem, was ich redete, wahrgenommen hatte.
»Er heißt Schisser. Mittelgroß, drahtig, Motorradfahrer. War kürzlich noch hier. Hast du ihn getroffen? Kennst du ihn?«
»Wie war der Name?« Aha, dingdong, also kam doch ein bisschen was an in dem rundgeformten Chemielabor da unter der Turmfrisur. Trotzdem, so kompliziert, um ein Nachfragen zu rechtfertigen, war der Name nun wirklich nicht.
»Schisser«, wiederholte ich mit der bemühten Geduld des Hingehaltenen. »Mit richtigem Namen Heribert Böckelmann.«
Es ist im Nachhinein nicht mehr zu klären, wie Mutter Böckelmann auf die Idee verfallen konnte, ihren Sohn ausgerechnet >Heribert »Du möchtest bestimmt, dass ich mit deinem Freund Kontakt aufnehme. Du weißt, ich bin ein Medium.«
Mit Schisser durch ein Medium Kontakt aufnehmen? Was sollte das heißen, was sollte das bedeuten? Mir fiel dazu nur ein Wort ein: Jenseits.
»Willst du damit sagen, dass er tot ist?«
»Aber nein. Das habe ich nicht gemeint.«
»Dann soll das bedeuten, du kannst auch Lebende kontaktieren?«
»Sicher.Was meinst du, wie du zu mir gefunden hast?«
Michelin Autoatlas. Manchmal glaube ich, ich bin nicht geschaffen für den Gedankenaustausch mit Esoterikern.
Da habe ich mit meinen Haustieren schon sinnvollere Gespräche geführt. Andererseits bestand die Möglichkeit, dass Alice etwas wusste und es mir nur verrätselt und verklausuliert zukommen lassen wollte. Solange du das eine wie das andere nicht ausschließen kannst, hilft nur mitspielen.
»Okay«,seufzte ich. »Mal angenommen, du nimmst tatsächlich Kontakt zu ihm auf, kannst du ihn dann auch lokalisieren? Feststellen, wo er ist?
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