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Alles total groovy hier

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Titel: Alles total groovy hier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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heulten. Und die Hatz begann.
    Ich brüllte irgendetwas, das kein Gehör fand, ich sah mich wild nach Unterstützung um, die ausblieb, ich packte den Zaun, wollte ihn niederreißen, und etwas traf mich an der rechten Schulter und riss jegliches Gefühl aus meinem Arm. Im ersten Augenblick dachte ich, man hätte mich angeschossen. Doch als ich mich umdrehte, wurde mir zusammen mit dem lähmend einsetzenden Schmerz bewusst, dass man mir nur einen Gummiknüppel übergezogen hatte. Ein Gardist, um genau zu sein. Der Jüngere des schon bekannten Duos. Der Ältere wedelte warnend mit dem Finger vor meiner Nase herum und sprach drohend auf mieh ein, während sein Kollege abwartend dastand, Knüppel in beidhändigem Griff, wie der Schlagmann beim Baseball.
    Alma erschien an seiner Seite und gab sieh redlich Mühe, Betroffenheit zu mimen und so zu tun, als wolle sie die Situation entschärfen.
    »Kristof, wir haben in dieser Gegend ein Tollwutproblem«, erklärte sie. »Wenn die Behörden nicht konsequent durchgreifen, wird es zur Epidemie.«
    »Was passiert mit den Hunden?«, fragte ieh heiser. Das verzweifelte Gejaule ging mir an die Nieren. Alma fragte die Gardisten. Der Ältere antwortete.
    »Nun, die Gesunden werden geimpft«, übersetzte sie, »und dann weitervermittelt, meist an Touristen. Die Infizierten müssen leider getötet werden.«
    Der Jüngere der beiden sagte etwas zu mir, und Alma nickte. »Es ist besser, du gehst«, sagte sie. »Enrique hat dieh gerade offiziell verwarnt. Verzieh dieh, oder sie nehmen dieh fest.« Beide Gardisten nickten dazu. Nur weg mit Kristof, da waren sie sich alle drei einig.
    »Wie viel zahlt ihr denen, im Monat?«, fragte ich, und der Ausdruck stiller Befriedigung fiel Alma aus dem Gesieht.
    »Was soll das denn heißen? Wir kooperieren, das ist alles. Weil wir auf das Wohlwollen der Guardia angewiesen sind. Und jemand wie du passt da nicht ins Bild. Also geh, und mach uns hier nicht Jahre der gegenseitigen Vertrauensbildung kaputt.«
    »Na komm. Mir kannst du es doch sagen. Wie viel?«
    Enrique verlor die Geduld, er trat zwischen uns und schob mich mit seinem Knüppel rückwärts, bis ich nachgab und davonhinkte, meinen tauben Arm umschlungen wie ein Neugeborenes.
    Motoren dröhnten, Kommandos hallten, Hunde jaulten in nackter Panik.
    Und ich konnte nichts dagegen tun.
    »Sind Sie das, Herr Hufschmidt?«
    »Nein, ich bin's, Frau Mohr! Kristof Kryszinski!«
    Eigentlich hatte ich meinen Hund sprechen wollen, doch die Erwähnung von Hufschmidts Namen veränderte die Interessenlage auf der Stelle. »Was will Hufschmidt denn von Ihnen?«
    »Und Sie brauchen nicht noch mal so rüde zu betonen, dass Herr Kryszinski nicht aufWangerooge ist. Das weiß ich selbst. Ich soll das immer nur sagen, wenn jemand fragt.«
    »Frau Mohr, warum fragt Kommissar Hufschmidt nach mir?«
    »Mit allem anderen müssen Sie sich schon an ihn selbst wenden. Ich muss jetzt auflegen, sonst kochen mir die Kartoffeln über.«
    »Frau Mohr!«
    Tuut.
    Ich fluchte, hängte ein, warf die durchgefallenen Münzen wieder in den Schlitz und wählte eine andere Nummer.
    »Ja.«
    »Kannst du mir sagen, warum Hufschmidt hinter mir her ist?«
    »Ja.« Pause.
    »Aber du willst nicht drüber reden, richtig?«
    »Nicht am Telefon.«
    »Okay.Charly, ich möchte, dass du die Jungs in Alarmbereitschaft versetzt.«
    »Das sind sie längst. Wenn auch aus ganz anderen Gründen.«
    »Kann sein, dass ich euch bald schon brauche.«
    »Wir kommen möglicherweise so oder so. Die Bullen drehen hier komplett am Rad, zurzeit.«
    Kein Feuer, keine Trommeln, keine Party heute Nacht. Leroy war vom Flughafen zurück und hatte nach dem Abendmahl Löschpapierschnipsel an seine Getreuen verteilt wie einst Jesus seine Hostien, und jetzt, zwei Stunden später, zeigte sich deren Wirkung. Eifrige Fickgeräusche durch stöhnten die Stille aus allen Richtungen. Daran hatten offensichtlich auch meine Freunde vom Dunklen Kontinent ihren Anteil, also hinderte mich niemand, mal verstohlen an Alices Tür zu klopfen. Nichts.
    Ich gab alle Verstohlenheit dran, klopfte energisch und, als sich immer noch nichts regte, hämmerte ich auch ein bisschen.
    Nichts.
    Rein zufällig befand ich mich in Begleitung meines Reifeneisens, und nicht viel mehr als einen entschlossenen Hebelruck später teilte ich den Perlenvorhang.
    »Alice?«
    Nichts. Nichts und niemand.
    Sie hatten sie weggebracht. Weggeschafft. Wohin? Was wusste Alice, dass man einen solchen Aufwand betrieb, sie

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