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Alles über Sally

Alles über Sally

Titel: Alles über Sally Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Geiger
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Jahresende den ganzen Resturlaub und suche sich eine neue Bleibe. In der Wohnung in der Wilhelminenstraße fühle er sich nicht wohl.
    Für Sally hatte er im Sommer nur einen einzigen Tag freigenommen. Daran dachte sie jetzt. Bei aller Trauer, die sie empfand, die vorherrschenden Gefühle waren gekränkter Stolz, Eifersucht und Neid, nicht enttäuschte Liebe. Ihre Verletztheit war eine Folge der Dummheiten, in die sie sich freiwillig begeben hatte, und was sie am meisten frustrierte, war der technische Misserfolg ihrer Pläne. Die Absicht war gewesen, sich auf Jahre hinaus sichere Verhältnisse zu schaffen, sie hatte gehofft, das Ende würde nicht so rasch kommen oder nicht auf diese Art. Sie war wütend auf Erik, weil er die Affäre nicht fortsetzen wollte bis in alle Ewigkeit.
    Die Dauer gibt dem Abenteuer einen seriösen Anstrich. Wer hatte das gesagt? Jemand Berühmter. Sally fand, es war etwas dran. Eriks Verhalten war eindeutig nicht seriös.
    »Du bist immer noch flott unterwegs«, sagte sie im Plauderton. »Kein bisschen verunsichert, was?«
    »Um ehrlich zu sein, ich bin erleichtert, dass alles raus ist«, gab er zur Antwort.
    »Auch wenn du mich ganz schön hart mit der Wirklichkeit konfrontierst.«
    »Ja?«
    »Etwa nicht?«
    Er lachte schnaubend, an seinen Schläfen bewegten sich die Muskeln, als fänden dort die Denkprozesse statt. Nach einer Weile fasste er sich ein Herz und fragte:
    »Bereust du es?«
    »Weder bereue ich es noch bin ich stolz darauf. Und nicht stolz darauf bin ich nur, weil es das Gespräch mit Nadja gegeben hat, mit all den kleinen, heuchlerischen Lügen.«
    »Für Nadja ist es hart, sie tut sich schwer mit dem, was passiert. Sogar die Kinder kommen besser damit zurecht.«
    »Sie trauert dir mit der Wucht einer echten Tragödin nach. Wenn das, was sie über dich sagt, ihren tatsächlichen Ansichten entspricht, bist du bei ihr unten durch.«
    »Ist es so schlimm?«
    »Ihr Urteil ist vernichtend. Für das Porträt, das sie von dir zeichnet, verwendet sie ausschließlich tiefschwarze Farbe. Um ehrlich zu sein, ihr Spott hat mich schockiert. Angeblich hast du, als ihr euch zuletzt gesehen habt, mit ihr schlafen wollen und bist beleidigt gewesen, als sie dich abgewiesen hat.«
    »Ich mit ihr schlafen?! Mit einer Frau, die im Lehnstuhl liegt und Eiswürfel auf ihren Tränensäcken hat?!«
    »Warum nicht?« fragte Sally.
    »Keine Ahnung, was ihr euch denkt!« Er lachte bitter, aber der Anflug von Amüsiertheit war aus seinem Blick verschwunden. »Und sonst? Was gibt es sonst noch für Vorwürfe?« fragte er.
    »Jede Menge.«
    »Üble Nachrede«, sagte er achselzuckend. Er erkannte die Lage völlig richtig. »Das bringt die Situation wohl automatisch mit sich.«
    »Ja, kann sein«, sagte Sally. »Am Ende von Beziehungen sind wir alle denkfaul und konventionell.«
    »Ich hoffe nur, du hast mich ein wenig in Schutz genommen.«
    »Da muss ich dich enttäuschen. Ich war dort als Nadjas Freundin. Meine Aufgabe hat darin bestanden, sie in der schlechten Meinung, die sie von dir hat, zu bestärken.«
    Sein Gesicht verfinsterte sich ein wenig. Er fragte:
    »Und wenn ich jetzt schlecht über Nadja reden würde?«
    »Dann wäre das selbstverständlich genau das, was ich hören will. Konventionell und denkfaul, wie gesagt. Sally Fink und ihre bourgeoisen Gefühle. Und vergiss bitte die Russin nicht.«
    Ihre hellen Augen fixierten ihn, um zu sehen, wie er es aufnahm. In den winzigen Regungen seines Gesichts glaubte sie zu erkennen, dass er sich verspottet fühlte.
    »Ich würde mich am liebsten auf einer Südseeinsel verstecken.« Er sagte es in ein verlegenes Abwenden des Kopfes hinein.
    »Ich weiß, was du meinst«, pflichtete ihm Sally bei. »Ich wünschte, wir könnten gemeinsam gehen.«
    Er schaute zu ihr hin.
    »Vielleicht irgendwann.«
    »Lieber heute als morgen. Es ist blöd, man wird leider ziemlich schnell älter.«
    Er nickte. Es entstand eine Pause. Sally berührte über den Tisch hinweg seine Hand.
    »Sind wir eigentlich noch in den sogenannten besten Jahren?« fragte sie. »Oder nur die Männer? Sag du’s mir bitte! Ja, sag du’s mir! Alfred weiß es nicht beziehungsweise erklärt mir, dass es ihn nicht interessiere. Kunststück, er ist ja schon bald sechzig.«
    »Du ja, ich nein«, sagte Erik.
    Diese Antwort kam überraschend, Sally hielt sie für ein verlogenes oder wenigstens banales Kompliment – damit wollte sie sich nicht zufriedengeben. Aber Erik beharrte darauf.
    Es stellte sich

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